GP Canada: Schumacher verpasst Top Ten

Bei Mercedes herrscht dicke Luft

Neuerlicher Dämpfer für Sebastian Vettel, herber Rückschlag für Michael Schumacher und das Mercedes-Werksteam. Für die schwarz-rot-goldene Formel-1-Armada verlief das Qualfying zum Grossen Preis von Kanada alles andere als wunschgemäss. Vettel musste sich als Dritter nicht nur zum 4. Mal in Folge seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber geschlagen geben, sondern auch Istanbul-Sieger Lewis Hamilton.

Der McLaren-Mercedes-Pilot schnappte den Roten Bullen im 8. WM-Lauf erstmals in dieser Saison die Pole Position weg, musste danach aber sein Auto zurück in die Box schieben, weil ihm in der Auslaufrunde das Benzin ausgegangen war. Für Schumacher endete der Aufwärtstrend der vergangenen Rennen abrupt. Erstmals seit seinem Comeback in der Königsklasse verpasste der Rekordchampion in einem Qualifying das Finale der besten 10. Der 41-Jährige schaffte es nur auf Position 13 - so weit hinten in der Startaufstellung stand Schumacher in seiner gesamten Karriere noch nie in Montreal.

Dicke Luft bei Mercedes - Vettel hofft auf Strategie

Selbst Neuling Nico Hülkenberg war im Williams als 12. schneller als der Rekordchampion. "Ich hatte ziemliche Balanceprobleme, mit denen wir schon das ganze Wochenende zu kämpfen hatten. In der Qualifikation waren sie wieder da. Warum, ist schwer zu erklären", sagte Schumacher sichtlich angefressen. Der siebenmalige Kanada-Sieger war in der Schlussphase der zweiten Qualifikationsrunde unter Druck geraten, weil ihn Jenson Button und Hülkenberg aus den Top 10 gedrückt hatten. In seiner letzten Runde verpasste Schumi die Schikane vor der Zielgeraden und schaffte es daher nicht mehr, seine Zeit noch einmal zu verbessern.

Für Teamkollege Nico Rosberg lief es kaum besser. Zwar qualifizierte sich der 24-Jährige für den finalen Kampf um die Pole Position, kam dann aber nicht über Platz 10 hinaus und schimpfte wüst auf sein Team.

"Es war eine Katastrophe, um ehrlich zu sein! Auto und Reifen haben nicht zusammengepasst. Wir sind eigentlich nur rumgerutscht. Vielleicht haben wir keinen guten Job gemacht. Denn wir haben nicht wirklich viel getan, um das Problem zu beheben. Wir haben immer nur gesagt: 'O.k., es wird schon besser gehen bis Samstag", polterte Rosberg.

Die Konsequenz: Erstmals waren beide Mercedes-Werksfahrer langsamer als allen anderen ebenfalls mit Mercedes-Power fahrenden Autos. Button erreichte im 2. McLaren-Mercedes hinter Ferrari-Pilot Fernando Alonso Platz 5. Adrian Sutil verlor im ebenfalls Mercedes befeuerten Force India zwar das teaminterne Duell gegen Vitantonio Liuzzi, war aber als 9. ebenfalls schneller als Rosberg und Schumacher. Liuzzi sicherte sich vor Felipe Massa im 2. Ferrari und Renault-Mann Robert Kubica Startposition 6. Deutsches Schlusslicht war erwartungsgemäss Timo Glock, der im unterlegenen Virgin Racing als 21. bereits im ersten K.o.-Durchgang ausschied. Dennoch war der 28-Jährige zufrieden. "Es war ganz okay, wir sind wieder etwas näher an Lotus herangekommen", analysierte Glock.

Die Nummer 1 dagegen war Hamilton, der bei seinem 3. Start in Montreal zum 3. Mal auf der Pole Position steht. "Bei mir kommen jetzt Erinnerungen hoch an 2007, meinen ersten Sieg in der Formel 1", freute sich der Brite nach der 18. Pole Position seiner Karriere. Allerdings vertraute Hamilton bei seiner schnellsten Runde im Gegensatz zu den Red-Bull-Piloten auf die weichen Reifen und muss damit wahrscheinlich deutlich früher zum Reifenwechsel an die Box als seine Verfolger. "McLaren hofft offensichtlich auf ein Safety-Car", meinte Vettel: "Wir sind auf den härteren Reifen nicht schlecht unterwegs, im Training haben wir gesehen, dass die weichen nur ein paar Runden halten. Wir sind also gut gerüstet für ein langes Rennen und näher dran als erwartet."

13.6.2010