Was bewirkt DRS in Monza ?

Ergibt sich in Monza dank DRS

eine echte Überholchance? Man wird sehen...

Der verstellbare Heckflügel (DRS) sorgte in dieser Saison bereits oft für Schlagzeilen - vor allem dann, wenn das System nicht plangemäss funktionierte und die gewünschte Situation nicht eintrat. Manchmal wurde nicht mehr überholt als ohne das Hilfsmittel, bei anderen Gelegenheiten hätte man auch darauf verzichten können. In welche Kategorie wird Monza fallen? Diese Frage beschäftigt die Protagonisten.

Nicht zuletzt, weil die FIA beim italienischen Rennevent gleich auf zwei Überholzonen setzt, was in dieser Saison bislang nur selten der Fall war. Diese Passagen sind zudem unabhängig voneinander, denn pro Zone gibt es einen gesonderten Messpunkt. Die Grundregeln haben aber natürlich weiterhin Bestand: Wer im Bereich von einer Sekunde hinter einem Auto liegt, darf den Heckflügel aktivieren. Allerdings nur im Rennen, denn in den Trainings und auch in der Qualifikation dürfen die Piloten zu jeder Zeit von diesem Zusatzsystem Gebrauch machen und ihre Flügel hochklappen. Auf den langen Geraden von Monza ist der Effekt überaus positiv: "Es macht einen riesigen Unterschied, ob man das System aktiviert oder nicht", sagt Jaime Alguersuari (Toro Rosso). "Das wird der Schlüssel sein."

So einfach ist die Abstimmung in Monza nicht...

Wer die Abstimmung in dieser Hinsicht perfektioniert, ist am Wochenende also fein raus. Laut Felipe Massa (Ferrari) gewinnt man in Monza aber "gar nicht so viel dazu als auf anderen Strecken". Und weshalb? "Das liegt daran, dass die Heckflügel hier von Haus aus etwas kleiner sind. Trotzdem: Es ist und bleibt ein gewisser Vorteil." Für den die Fahrer nur zu gerne Setupkompromisse eingehen. "Einerseits musst du gute Einstellungen für die Qualifikation finden, andererseits für das Rennen. Wir arbeiten sehr hart daran, eine gute Balance zu erwischen", erklärt Massa. Das System müsse das Auto halt "schneller machen".

Dabei gibt es, wie Lewis Hamilton (McLaren) hinzufügt, allerdings "ein gewisses Limit, das du nicht unterschreiten kannst". Hier in Monza sei der DRS-Effekt überschaubar. "Irgendwann kommst du an einen Punkt, an dem der verstellbare Heckflügel kaum einen Unterschied ausmacht. Es geht halt darum, im Mittelsektor eine gute Balance und in den hohen Gängen reichlich Topspeed zu haben. Diesen Kompromiss zu erwischen, ist nicht einfach", betont der McLaren-Pilot. Immerhin: "Wir werden es besser hinbekommen als beim vergangenen Rennen", sagt Hamilton.

Überholen mit DRS: Fehlanzeige

Adrian Sutil
(Force India) ist nur bedingt davon überzeugt. Der Deutsche setzte sich im Freien Training bewusst hinter einen Konkurrenten, um sich von den Auswirkungen des DRS zu überzeugen. Das Ergebnis: "Wenn man durch die Parabolica fährt, hat man als Hintermann gar keinen Grip. Auch wenn man DRS dann auf der Geraden aktivieren darf, reicht es nicht", hält der Formel-1-Routinier fest. Man komme als Hinterherfahrender stets schlecht aus einer Kurve heraus. "Da braucht es dann schon den Vorteil eines schnelleren Autos, um vorbeizukommen", meint Sutil. Für den Force-India-Fahrer ist klar: "Das Überholen wird bestimmt auch am Sonntag nicht so einfach werden. Trotzdem finde ich es gut, dass es hier zwei Überholzonen gibt. Da sind die Chancen natürlich größer als nur mit einer."

Dieser Einschätzung kann sich Sebastian Vettel (Red Bull) anschließen. "Ich denke, die Überholzonen sind in Ordnung. Die Passage vor der Ascari-Schikane ist aber vielleicht ein bisschen knifflig. Dort ist es sehr eng - vor allem in den ersten Rennrunden. Schauen wir einfach einmal, welchen Effekt der verstellbare Heckflügel dabei hat", sagt der WM-Spitzenreiter. Vettel plädiert für schlichtes Abwarten.

Unterschiedliche Herangehensweisen in Monza?

"Wir hatten ja schon Rennen, in denen man den Heckflügel einfach hochklappte und vorbeifuhr. Hin und wieder war aber selbst das keine wirkliche Hilfe. Wir haben es in dieser Hinsicht einfach mit einem Lernjahr zu tun und jeder Kurs ist anders. Im nächsten Jahr werden wir wissen, ob die Überholzonen gut gewählt waren und ob solche Dinge, wie deren Dimensionen, stimmen", meint der Weltmeister.

Teamchefs wie Ross Brawn (Mercedes) grübeln aber schon jetzt, denn die Rennställe wollen ihre Fahrer freilich bereits 2011 mit dem richtigen Setup und der passenden Strategie auf die Strecke schicken. "Weil wir den verstellbaren Heckflügel in der Qualifikation jederzeit einsetzen dürfen, sind die optimalen Einstellungen für das Qualifying wahrscheinlich anders als das Setup für das Rennen." "Die Frage ist: Wenn du aufgrund von DRS im Zeittraining auf mehr Flügel setzt, wirst du dann im Rennen darunter leiden, dass du den verstellbaren Heckflügel nicht aktivieren kannst? Keine einfache Entscheidung", findet Teamchef Brawn. "Wahrscheinlich werden wir in diesem Jahr weitaus grössere Unterschiede sehen als früher. Wir wissen halt noch nicht, welchen Weg wir einschlagen werden..."

10.9.2011