Konkurrenten und Weggefährten über Vettel

Sebastian Vettel feierte seinen ersten Sieg 2008

gemeinsam mit Gerhard Berger

Heikki Kovalainen verärgerte und beeindruckte er einst gleichzeitig, Michael Schumacher, Gerhard Berger und Giorgio Ascanelli waren hingegen schon früh ausschliesslich beeindruckt von Sebastian Vettel. Weggefährten des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters erinnern sich an ihre Aha-Erlebnisse mit Vettel.

Für Gerhard Berger war Vettels erster Grand-Prix-Sieg in Italien 2008 ein solcher Schlüsselmoment. Der Österreicher war als Mitbesitzer des Toro-Rosso-Rennstalls einer von Vettels Vorgesetzten und durfte mit dem Rennsieger das spektakuläre Siegerpodest in Monza besteigen. Damals habe Berger erlebt, wie Vettel Freude teilen kann. "Denn auch für mich war das ein bewegender Moment", sagte der Tiroler gegenüber 'Sport Bild'. 20 Jahre zuvor hatte Berger in Monza auf Ferrari gewonnen - das Nonplusultra für jeden Ferrari-Piloten, zumal dieser Erfolg in einer Saison kam, in der McLaren Ferrari und die gesamte Formel 1 deklassierte, indem das Team um Alain Prost und Ayrton Senna die restlichen 15 Rennen des Jahres gewannen. "Seb realisierte sofort, dass dieser Sieg etwas ganz Besonderes für mich war, und hat nicht nur für sich, sondern zusammen mit mir auf dem Podest gefeiert", erinnert sich Berger. "Einfach ein toller Bursche."

Bei Vettels Premierensieg belegte der damalige McLaren-Pilot Heikki Kovalainen den zweiten Platz und wusste anschliessend nicht so recht, was er davon halten sollte: "Ich war ziemlich sauer, weil er mir damit meinen zweiten Sieg zunichtegemacht hat. Aber im gleichen Moment war ich ziemlich beeindruckt von dem, was dieser Bengel an dem Wochenende im unterlegenen Auto geleistet hat."

Toro Rossos Technikchef Giorgio Ascanelli war zu jenem Zeitpunkt bereits klar, mit welch einem Talent er es in Vettel zu tun hatte. Für den Italiener gab gleich drei Schlüsselerlebnisse: "Japan 2007, als er extrem stark war im Regen, dann aber auf Rang drei liegend einen Crash mit Mark Webber hatte. Danach China 2007, als er im Regen auf Slicks schneller als die meisten anderen war." Aha-Erlebnis Nummer drei folgte dann nach einem verkorksten Saisonstart 2008, in dem Vettel aufgrund von Problemen mit den Bremsen zwischenzeitlich das Vertrauen ins Team verloren zu haben schien. "Ich weiss nicht, was dann passiert ist. Auf jeden Fall kam Sebastian selbstbewusst nach Monaco, wurde Fünfter. Der absolute Wendepunkt war Valencia ein paar Rennen später. Da war er im Freitagstraining spritbereinigt der Schnellste", erinnert sich Ascanelli. Seit jenem Rennen sei Vettel "perfekt", weshalb der erfahrene Ingenieur den jungen Deutschen auch mit einem der ganz Grossen des Rennsports vergleicht: "Ich habe zweimal in meinem Leben Perfektion erlebt: einmal mit Ayrton Senna, das andere Mal mit Sebastian Vettel."

Rekordweltmeister Michael Schumacher will sogar schon rund zehn Jahre vor dem Beginn von Vettels Formel-1-Karriere das überragende Talent des Heppenheimers erkannt haben - bei einem Kartrennen auf Schumachers Hausbahn in Kerpen. "Anders als die meisten Konkurrenten hatten sich die Vettels für glatte Slick- statt profilierte Regenreifen entschieden", erinnert sich Schumacher. Trotz des einsetzenden Regens habe sich Vettel im vorderen Feld halten können. "Das ist schon eine aussergewöhnliche Gabe."

21.10.2011