Laut Coulthard muss Ferrari Massa ersetzen

Kickt Mercedes-Ass Nico Rosberg Felipe Massa

bei Ferrari ins Aus?

Felipe Massa steht derzeit bei Ferrari mit dem Rücken zur Wand. Während Teamkollege Fernando Alonso sechs Podestplätze und einen Sieg zu Buche stehen hat, war der Brasilianer diese Saison nie besser als Fünfter - zu wenig für die hohen Ansprüche bei Ferrari. Massa besitzt zwar einen gültigen Vertrag für die Saison 2012, laut dem 'Express' wurde nun aber Nico Rosberg in Maranello gesichtet.

Der Mercedes-Pilot ist schon 26 Jahre alt, aber nach wie vor sieglos. Nach zwei enttäuschenden Jahren bei den "Silberpfeilen" könnte er nun bei den Roten aus Maranello seine Chance sehen, endlich Erfolge einzufahren. Massa könnte man den Abgang mit einer ordentlichen Abfindung versüssen. Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard hält es durchaus für möglich, dass Rosberg bereits in der kommenden Saison für Ferrari Gas gibt. "In der Formel 1 ist alles möglich", sagt der Schotte gegenüber 'ServusTV'. "Das habe ich in meinen 17 Jahren gelernt."

War der Ungarn-Crash der Knackpunkt

Er ist der Meinung, dass Massa seit seinem schweren Unfall in Ungarn 2009, als ihn im Qualifying eine Stahlfeder von Rubens Barrichellos Brawn-Boliden am Helm traf, nicht mehr der Alte ist. "Er ist ein ganz netter, sympathischer Kerl, der auch mit dem Herzen dabei ist", sagt Coulthard. "Aber er zeigt nicht mehr die Leistungen, die er vor seinem Unfall in Ungarn abrufen konnte. Ferrari wird wohl keine andere Wahl haben, als sich einen anderen Fahrer zu suchen."

In Indien trieb der Vize-Weltmeister des Jahres 2008 angeblich Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo zur Weissglut, weil er in der schnellen Schikane zwei Mal den gleichen Fehler machte und mit seinem überaggressiven Fahrstil die Vorderrad-Aufhängung demolierte. Ein Resultat des enormen Drucks? "Ich glaube, dass es in der Formel 1 immer Druck gibt", relativiert Coulthard. "Auch Sebastian Vettel hat Druck, aber dieser Druck ist anders. Er hat die WM schon gewonnen, ist Doppel-Weltmeister. Massa weiss vielleicht, dass seine Formel-1-Karriere langsam dem Ende zugeht. Mit diesen Leistungen wird er nicht mehr viele Jahre bei Ferrari bleiben."

Alonso ist Massas Problem

Der Schotte meint, dass sich Ferrari nun "die Leistungen der beiden Fahrer ernsthaft anschauen und dann entscheiden muss, welches das stärkste Paket ist, das man für 2012 kriegen kann." Massas Problem ist vor allem sein starker Teamkollege: "Fernando Alonso zählt immer noch zu den Massstäben in der Formel 1, auch Jenson Button. Das sind alles Leute, die Super-Leistungen an jedem Wochenende abliefern. Die Teamkollegen stehen jetzt natürlich unter Beobachtung."

Eine Situation, die auch dem 13-fachen Grand-Prix-Sieger nicht fremd ist. Er musste sich in seiner Mclaren-Ära stets rechtfertigen, warum Teamkollege Mika Häkkinen mehr Erfolg hatte. "Ich kenne die Situation als Fahrer", bestätigt er. "Man muss versuchen, alles aus dem Auto herauszuholen. Da muss man unter Umständen im Winter seine eigene Leistung analysieren, und sich fragen, wo man sich verbessern kann." Bleibt die Frage, ob Massa dazu noch die Gelegenheit haben wird.

Coulthard: Warum Indien besser als Abu Dhabi ist


Die Formel-1-Premiere in Indien brachte Licht und Schatten. Der spektakuläre Kurs verzückte die Fahrer, doch die Einrichtungen wurden erst im letzten Moment fertig - zudem wird der Formel 1 die Kluft zwischen arm und reich nirgends so deutlich vor Augen geführt wie in der 1,2-Milliarden-Einwohner-Nation. Eine bisweilen durchaus schmerzhafte Konfrontation für den luxuriösen High-tech-Zirkus. Am Renntag säumten rund 95.000 Zuschauer den Buddh-International-Circuit - damit war der Sonntag beinahe ausverkauft. Es darf allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass auch Tickets verschenkt wurden, um einen guten Eindruck zu erwecken. "Es muss eine schwierige Aufgabe sein, die Inder zu ermutigen, die Formel 1 zu lieben", meint auch Mark Webber gegenüber der 'BBC'. "Für viele von ihnen ist ein Autorennen nicht das Wichtigste auf ihrer Prioritätenliste."

Webber von Fans beeindruckt

Doch der "Aussie" lobt die Veranstalter: "Sie haben sich extrem bemüht. Die Fahrerparade war eine grossartige Erfahrung. Die Tribünen waren voll und die Leute machten richtig Lärm." Webber wollte den indischen Fans daraufhin seinen Respekt zeigen und trat mit einem der Streckenposten in Kontakt: "Es ist mir gelungen, ihn zu überzeugen, mir eine indische Flagge zu geben. Ich wollte den Leuten eine Botschaft übermitteln, wie glücklich ich hier bin, und den Leuten für ihre Mühen danken, hierher zu kommen und zuzuschauen." Webber findet es "ermutigend", wie viele Menschen sich das Premierenrennen ansahen. "Es fühlte sich ein bisschen wie in Japan an", spielt er auf die fanatischen Anhänger im Land der aufgehenden Sonne an. "Dort haben die Leute noch sehr viel Ehrfurcht vor den Formel-1-Fahrern. Berühmtheiten werden in Indien wirklich auf ein Podest gehoben und wir wurden wie unglaublich besondere Leute behandelt. Dabei sind wir wie alle anderen, wir haben nur einen anderen Beruf."

Wirtschatliches Wachstum durch Formel 1?

Sein ehemaliger Teamkollege David Coulthard, der als TV-Kommentator in Indien war, rechnet gegenüber 'ServusTV' bald mit weiteren indischen Formel-1-Fahrern: "Dort auf den Autobahnen ist ja schon fast jeder Zweite Formel-1-Champion - so wie die da fahren. Wir werden also sicher bald weitere Inder in der Formel 1 sehen." Trotz der extreme Armut, die auch den Schotten erschütterte, rechnet er mit positiven Auswirkungen des Formel-1-Rennens in Noida. "In Indien ist das natürlich immer ein bisschen ein Experiment. Jeder, der schon mal in Indien war, weiss, dass es sich um ein Land der Extreme handelt - extreme Armut, extremer Reichtum. Und mittendrin dann eine Formel-1-Rennstrecke. Ich hoffe, das ist ein Anreiz für das wirtschaftliche Wachstum in dieser Region."

Viel Lob für Tilke

Der neuen Rennstecke stellen sowohl Coulthard, als auch Webber ein gutes Zeugnis aus. "Die Gebäude und die Infrastruktur auf dem Buddh-International-Circuit sind noch nicht Weltklasse", sagt der Red-Bull-Pilot aus Australien. "Sie werden es aber sein. Man konnte sehen, dass ein paar Dinge unter Stress passierten, damit alles fertig wird. Die Strecke selbst ist aber großartig, speziell der zweite und der dritte Sektor", verweist er auf die schnellen Streckenabschnitte. Auch Coulthard lobt den Kurs. "Hermann Tilkes Designteam hat das wirklich gut hingekriegt. Alles, was sie hier gemacht haben, ist jetzt schon ein bisschen anders als Abu Dhabi", übt er leichte Kritik an Tilkes Strecke in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die wegen ihrer Streckenführung kaum Überhol-Manöver zulässt. "Dort ging es mehr um die Gebäude und so weiter und nicht um die Strecke. Aber wenn du begeisterte Fans willst, dann brauchst du eine tolle Strecke für die Fahrer. Wenn den Fahrern die Strecke gefällt, dann überträgt sich das auf die Medien und auf das Publikum. Das haben sie glaub ich gut hingekriegt."

5.11.2011