Tost: Talent ist nur ein Teil der Geschichte

Franz Tost fordert von Sebastien Buemi

im dritten Jahr Top-Leistungen

Teamchef Franz Tost und seiner Toro-Rosso-Truppe gelang 2008 die Sensation. Mit Sebastian Vettel brachte das Red-Bull-B-Team einen Siegfahrer hervor. Der nunmehrige zweifache Weltmeister siegte überraschend in Monza und bescherte seinem Team vor Red Bull den ersten Triumph. Inzwischen sitzen Jaime Alguersuari und Sebastien Buemi am Steuer des Toro Rosso - der Spanier absolviert seine zweite volle Saison, der Schweizer seine dritte. Zuletzt zählte das Duo zu den regelmässigen Punktesammlern.

Toro Rosso versteht sich als Ausbildungsteam. Tost fällt gegenüber der 'SportWoche' auf: "Die anderen Teams haben Hemmungen, junge Leute zu holen." Kein Wunder, denn das Testverbot erschwert Nachwuchs-Leuten den Einstieg in die Formel 1 - und in der Formel 1 zählt sofort Leistung. "Ohne Tests benötigt ein Fahrer mindestens drei Jahre, bis er die Formel 1 versteht", weiss der Toro-Rosso-Teamchef.

Was die Spreu vom Weizen trennt

Doch darauf kommt es laut dem Österreicher, der weiss, wie man einen potenziellen Siegfahrer erkennt, nicht an. "Entscheidend ist, wie sich ein Fahrer weiterentwickelt", meint der ehemalige Williams-BMW-Mann. "Viele Fahrer kommen in die Formel 1 und denken: So, nun bin ich in der Formel 1 und jetzt habe ich es geschafft. Dabei beginnt erst die richtige Arbeit. Alles was sie vorher gemacht haben ist Kindergarten, ist Grundausbildung und Lernen. Aber in der Formel 1 zu sein, bedeutet für die Formel 1 zu leben, zu hundert Prozent. Das können nur ganz wenige."

Gang ins Fahrerlager als erster Gradmesser?

Vettel sei so ein Pilot - nicht wegen seines Talents, sondern vor allem wegen seiner Bereitschaft, hart an sich zu arbeiten. Talent ist "die eine Geschichte", sagt der Toro-Rosso-Teamchef, "aber das alles konsequent durchzuziehen eine andere. Da gibt es nur ganz wenige, die das kapieren. Und das sind dann die, die ganz vorne sind - weil die haben die Leidenschaft, Disziplin, das Durchhaltevermögen und die Flexibilität." Vielen Piloten im Formel-1-Fahrerlager mangelt es laut Tost an Zielstrebigkeit - das erkenne man auf den ersten Blick: "Wenn man manche Fahrer beobachtet, wie sie am Donnerstag ins Fahrerlager reingehen, dann kannst du schon sagen: Die Partie ist schon gelaufen. Die brauchen das Rennen gar nimmer fahren. Diese Konzentriertheit und Fokussiertheit ist für einen Formel-1-Fahrer oberste Priorität. Sonst schafft er es nicht."

5.11.2011