War Rosberg schon in Maranello zu Besuch?

Die Gerüchte um einen möglichen Wechsel

von Nico Rosberg verdichten sich

Zwei Rennen vor Schluss kommt richtig Leben in die sogenannte "Silly Season" in der Formel 1. Das heisseste Gerücht betrifft derzeit Nico Rosberg, denn der Mercedes-Pilot steht laut Informationen des 'Express' mit Ferrari in Kontakt - und zwar nicht erst für 2013, sondern angeblich schon für die kommende Saison.

"Nico war in der Woche vor Indien schon in Maranello. Ferrari will ihn haben", zitiert die Kölner Tageszeitung einen Vertrauten von Rosberg. Rosberg selbst sagt auf Anfrage, ob er 2012 sicher für Mercedes fahren wird: "Dazu möchte ich nichts sagen." Dem Vernehmen nach soll er vor der Saison 2010 einen Dreijahresvertrag unterschrieben haben - allerdings mit Klauseln, die ihm theoretisch schon nach zwei Jahren einen Wechsel ermöglichen könnten. Immer deutlicher zeichnet sich jedenfalls ab, dass Massas Ferrari-Cockpit trotz Vertrags bis Ende 2012 wackelt. Laut 'Express' soll Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo über den Ausfall des Brasilianers in Indien "getobt" haben. Massa war im Qualifying so hart über einen Randstein geräubert, dass die Radaufhängung kollabierte, und leistete sich den gleichen Schnitzer im Rennen noch einmal...

Dabei hatte Montezemolo im Mai in einem 'CNN'-Interview auf die Frage, ob Ferrari Massas Vertrag für 2012 einhalten werde, geantwortet: "Ja. Er hat mit uns einen Vertrag für dieses und nächstes Jahr. Also absolut ja, gar keine Frage." Und auch zwei Monate später bestätigte er noch: "Unsere beiden Fahrer werden auch in der kommenden Saison Alonso und Massa sein." Doch solche Aussagen sind aus Maranello schon länger nicht mehr gekommen... Rosberg beschäftigt sich indes - zumindest offiziell - noch nicht mit Ferrari. Solange er bei Mercedes unter Vertrag steht, gilt sein Hauptaugenmerk dem Ziel, das Team für die Zukunft voranzubringen. Dementsprechend optimistisch ist er, dass es 2012 vorangehen wird: "Wir haben schon vor langer Zeit damit begonnen, das nächstjährige Auto zu entwickeln. Wir haben uns aggressive Ziele gesetzt", behauptet der Deutsche. "Es geht gut voran, die neuen Leute leben sich gut ein. Dadurch wird unsere Organisation stärker und das wiederum sollte unser Auto nach und nach voranbringen", glaubt er. "Nächstes Jahr werden wir sicher einen Schritt nach vorne machen und im Vergleich zu den anderen ein viel besseres Auto als dieses Jahr haben, aber wo wir genau stehen werden, das kann man unmöglich vorhersagen. Im Moment sieht es vielversprechend aus."

Rosberg: "Die Formel 1 ist wie ein Schachspiel"


Nach dem Grand Prix von Indien war Nico Rosberg sauer. Der Deutsche haderte mit der Entscheidung seines Teams, in früher als seinen Teamkollegen an die Box zu holen. Auf den harten Gummis musste er zusehen, wie Michael Schumacher vor seinem Stopp die entscheidenden Sekunden schneller fuhr und schliesslich vor ihm wieder auf die Strecke zurückkehrte. Noch vor dem Renn-Wochenende hatte sich der Wahl-Monegasse gewehrt, er sei in den Rennen auch diese Saison schneller als der Rekord-Weltmeister, auch wenn durch die von der Strategie stark beeinflussten Rennverläufe dieses Jahr teils einen anderen Eindruck entstehen liessen. Der Mercedes-Pilot weiss, dass die Taktik oft über Sieg oder Niederlage entscheidet.

Wie Mercedes die Strategie bestimmt

"Manchmal gibt es bei Formel-1-Rennen lange Zeiträume, wo auf der Strecke nur wenig passiert und es keine Überhol-Manöver gibt", erklärt Rosberg gegenüber 'BigPond Sport'. In diesen Zeiten ist die Rennstrategie absolut entscheidend." Und genau diese Strategie, die in Noida gegen ihn und für Schumacher entschieden hat, "wird hauptsächlich vom Team festgelegt, denn sie haben durch Fernsehen und ihre Computer eine viel bessere Übersicht über die gesamte Situation." Rosberg hatte in Indien laut eigenen Angaben bereits geahnt, dass der frühe Boxenstopp negative Folgen haben könnte, Schumacher argumentierte aber, dass er besser auf die Reifen aufgepasst hat als sein Teamkollege. "Nicos Reifen waren am Ende", sagte er nach dem Rennen gegenüber 'auto motor und sport'. "Er musste reinkommen. Ich hatte meine Reifen zu Beginn des Turns so gut wie möglich geschont." Rosberg weiss: "Es ist ein bisschen wie Schach spielen. Eine Gruppe cleverer Leute in unserem Team kämpft gegen eine Gruppe cleverer Leute im anderen Team und man möchte immer einen Schritt voraus sein, um sie schlagen zu können."

Die menschliche Komponente entscheidet

Trotz vieler Computerberechnungen passieren in den Rennen immer wieder unvorhergesehene Dinge, die schnelle Reaktionen von Piloten und von der Boxenmauer erfordern. "Bei der Strategie geht es um das Verständnis für den Sprit, der im Auto ist, die Reifen und wie sie funktionieren und die Strecke", erklärt Mercedes-Chefstratege James Vowles gegenüber 'BigPond Sport'. Klingt einfach, doch die Parameter sind ständig in Bewegung: "Die Strecke ist nie statisch, verändert sich dauernd. Beim Grip, den sie bietet, herrscht immer Dynamik - das gleiche gilt für die Performance der Reifen. Um das alles mit einzubeziehen, verwenden wir zahlreiche komplexe Simulationen oder Computersysteme, die uns während des Rennens helfen. Letztlich ist es aber eine menschliche Entscheidung - und das muss auch so sein. Es geht immer darum, psychologisch einen Vorteil gegen deine Rivalen herauszuholen."
3.11.2011