Webber: "Seb war unglaublich gut unterwegs"

Red-Bull-Fahrer Mark Webber kann sich

mit dem zweiten Platz hinter Sebastian Vettel prima arrangieren

0,351 Sekunden trennten Mark Webber in der Qualifikation von Singapur von Sebastian Vettel, doch der Red-Bull-Teamkollege des amtierenden Weltmeisters gibt deswegen noch lange nicht auf - ganz im Gegenteil: Webber nimmt vom zweiten Startplatz aus den Sieg beim Nachtrennen ins Visier und möchte die Titelentscheidung in der Formel 1 noch einmal vertagen. In der Pressekonferenz spricht der australische Rennfahrer über seine Ambitionen und die Chance auf den ersten Platz.

Frage: Mark, über zwei Drittel deiner letzten Runde warst du auf Augenhöhe mit Sebastian Vettel unterwegs. Freust du dich über den Startplatz in Reihe eins oder ärgerst du dich über die verpasste Pole-Position?

Mark Webber: Nein. Um ehrlich zu sein: Ich bin ziemlich zufrieden. Singapur war schon in der Vergangenheit immer ein sehr schwieriger Event für mich - vor allem samstags. In den Rennen bin ich hier meist immer etwas besser unterwegs. Seb machte es uns ziemlich schwierig. Er ist hier sehr schnell und leistete gute Arbeit, indem er sich die Pole sicherte. Er macht nur sehr selten einmal einen Fehler. Vielleicht hatte er einen Blick in meine Daten geworfen und gesehen, dass ich hier oder da etwas schneller war. Vielleicht probierte er in der Schikane, alles auf die Reihe zu kriegen. Er war auf eine Runde gesehen unglaublich gut unterwegs. Es ist ziemlich anstrengend, hier einen kompletten Umlauf sauber hinzukriegen. Man holt sich hier einen kleinen Vorteil, verliert ihn vielleicht aber schon auf der nächsten Gerade wieder. Ich bin recht zufrieden, zumal beide Fahrzeuge vorne stehen. Das ist ein großartiges Ergebnis für uns.

Rang zwei ist deine bisher beste Startposition in Singapur. Du meintest aber, noch schneller werden zu müssen...


Ja. Über Nacht gelang uns ein guter Fortschritt. Das meiste davon kam aber von mir, wenn ich ehrlich bin. Es ist ein sehr fordernder Rennplatz und keine Strecke, die ich in jeder Woche fahren wollte. Es ist aber mein Job, mich auf jedem Kurs, den wir besuchen, teuer zu verkaufen. Ich absolvierte hier einen meiner besten Samstage in Singapur. Das betrifft nicht nur die Position, sondern auch das Fahren des Autos. Ich liege nur ein paar Zehntel hinter Seb. Dreieinhalb oder dergleichen. Seb machte einen guten Job und holte die Pole. Meine Runde war aber gar nicht schlecht. Deshalb haben wir nun eine gute Ausgangslage für das Rennen inne. Mit dem Startplatz in der ersten Reihe bin ich sicherlich zufrieden. Man zerstört sich hier sehr schnell eine Runde. Und wenn du einen Fehler machst, hast du jede Menge Zeit, um Selbstgespräche zu führen. Es geht also darum, alles auf die Reihe zu kriegen. Man konnte es ja sehen: Wir alle steigerten uns immer wieder. Mit jedem Mal, bei dem wir das Auto ans Limit bringen, sammeln wir mehr Informationen. Es war ein sehr anstrengender Nachmittag für alle, aber ein sehr befriedigender. Wenn sich auf diesem Niveau gegenseitig unter Druck setzt, macht das sehr viel Spass."

Wie schwierig ist es, die richtige Rennstrategie zu erwischen?

Das ist nicht ganz so einfach. So viel steht fest. Wir sind nicht ganz sicher, wie konstant die Reifen sein werden. Die Pneus werden bestimmt nachlassen. Der Haken ist aber: Wir wissen nicht, wann es so weit sein wird. Es ist halt, wie in den meisten Rennen. Solche Bedingungen hatten wir schon in Valencia, in Budapest - es waren ein paar Grands Prix. In Budapest fand der Start im Nassen statt. In Monza und einigen anderen Rennen waren die Reifen recht stabil. Seit Freitag sahen wir gute Fortschritte auf den Longruns. Die meisten Teams setzten sich intensiv damit auseinander, also warten wir ab. Die beiden Reifenmischungen werden im Rennen sicherlich bis ans Maximum ausgereizt werden.

Du wirst das Rennen auf der superweichen Mischung beginnen. Stellt das eine zusätzliche Herausforderung dar?

Ja. Alle um mich herum sitzen da aber im selben Boot, denke ich. Sie haben ebenfalls die superweichen Pneus am Auto. Über Nacht können wir da nicht tauschen. Es ist für alle gleich.

Du könntest am Sonntag einen vorzeitigen Titelgewinn von Sebastian Vettel verhindern. Denkst du angesichts von über einhundert Punkten Rückstand darüber nach, ihn möglichst lange vom Triumph abzuhalten? Oder versuchst du einfach nur, möglichst gut abzuschneiden, weil du weisst, dass er eh den Titel holen wird?

Die Meisterschaft ist... Seb leistete zu Saisonbeginn einfach klasse Arbeit. Das ist die Situation, in der wir uns wiederfinden. Uns ist klar, dass die Meisterschaft deswegen ziemlich langweilig ist. Die Rennen waren aber klasse. Ich denke, wir werden in diesem Jahr noch einige grossartige Grands Prix sehen. Hoffentlich schon an diesem Sonntag. Ich habe vor, weiter nach vorne zu gelangen, sofern das möglich ist. Es handelt sich um eine Position. Wir wollen ihn möglichst lange davon abhalten.

Sprechen wir über die Randsteine. Waren die angewendeten Lösungen okay für die Fahrer?

Ja, vollkommen. Ich denke, da wurde bestmögliche Arbeit geleistet. Es war eine neue Situation und nicht wie in den vergangenen Jahren. Die Kerbs begannen, sich zu heben. Leider mussten wir das zu einem schlechten Zeitpunkt - kurz vor dem ersten Freien Training - feststellen. Ich denke, sie befestigten die Randsteine nun so gut es ihnen möglich war. Was an Ort und Stelle bleiben sollte, wurde nun gewissermaßen mit Superkleber auf den Asphalt geheftet. Charlie (Whiting, Formel-1-Rennleiter) meint, sie könnten Schwierigkeiten kriegen, wenn sie die Dinger wieder entfernen wollen. Im Hinblick auf die Rennstrecke ist aber alles okay.

In der Qualifikation und speziell in Q3 treten nicht alle Fahrer an, was ein bisschen dem Gedanken einer guten Show widerspricht. Wie würdest du einer Regeländerung gegenüberstehen, die eine Strafe dafür vorsehen würde, wenn jemand nicht an einer Qualifikations-Session teilnimmt?

Nun ja. Die Show, von der du sprichst, findet für die Teams eben am Sonntag statt. Deswegen will man Reifen sparen. Wenn wir alle in Reifen schwimmen würden, dann wären die Fahrer sicher auch auf der Strecke und würden Erfahrung sammeln, Runden drehen und ihre Partner zur Schau stellen. Es ist ja nicht so, dass sie in der Garage bleiben, weil sie keinen Sprit mehr haben. Sie tun das aus gutem Grund, im Hinblick auf den Sonntag. Die Frage ist sicherlich fair, aber die Strafe wäre es nicht, finde ich. Es wäre nicht fair, jemanden zu bestrafen, der es auf eine gute Leistung am Sonntag abgesehen hat.

25.9.2011