Renault: Lob für Senna

Senna war schneller als sein Teamkollege Petrow

Bruno Senna hat im Flutlicht von Singapur ein weiteres Glanzlicht setzen können. Der Brasilianer brummte seinem Teamkollegen Witali Petrow im Qualifying-Durchgang eins mehr als eine Sekunde auf: Senna zog in Q2 ein, der Russe nicht. Diese Tatsache darf am Ende jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Renault in Singapur nicht gut aufgestellt ist. Die Startplätze 18 (Petrow) und 15 (Senna) belegen dies deutlich.

"Wir sind vorsichtig optimistisch hier angereist. In den vergangenen Rennen haben wir ordentlich zulegen können. Wir hatten die Hoffnung, dass uns dies auch auf Strecken wie Singapur helfen könnte. Aber auf Strecken mit langsamen Kurven geht es einfach nicht", fasst Technikchef James Allison zusammen. "Unser Optimismus war unbegründet. Das Auto funktioniert hier nicht nach Wunsch." Das grösste Renault-Problem ist der angeblasene Diffusor. "Ich denke, es liegt daran, dass bei uns der Auspuff mittig unter das Auto strahlt, aber bei den anderen zum Diffusor. Hier geht es ungefähr 20 Mal aus langsamen Kurven heraus, daher ist Traktion ungaublich wichtig. Auch Einlenk- und Bremsverhalten sind wichtig. All dies zusammen macht es für uns schwierig", sagt Senna. Allison erklärt: "Wir haben das nicht so erwartet. So etwas kann man nicht simulieren. Man spielt im Windkanal nicht alle Streckenvarianten durch. Wir haben feststellen müssen, dass man ein solches System nur sehr schwierig weiterentwickeln kann", zeigt der Brite die Probleme der radikalen Renault-Lösung auf. "Wir sind beim Saisonstart damit stark gewesen, aber man kann nur schwierig damit weiter zulegen. Zweitens muss man bedenken, dass immer genug Luftstrom vom Auspuff kommen muss, was nicht immer der Fall ist. Drittens passt unser Auto einfach nicht auf diese Strecke."

Auf Grundlage dieser Probleme war Senna mit Rang 15 im Qualifying zufrieden. "Ich integriere mich immer besser ins Team. Ich lerne die Leute besser kennen, auch deren Arbeitsweisen. Ohne Team kann man nicht arbeiten. Gleichzeitig finde ich immer mehr Vertrauen ins Auto. Dadurch werden die Rundenzeiten natürlich besser. Im Qualifying heute war es ohnehin wieder besser als im dritten Training, weil wir am Auto Veränderungen vorgenommen hatten. Ich bin glücklich", sagt der Brasilianer.

"Bruno hat das Maximum herausgeholt", stimmt Petrow zu. "Ich habe im Bereich der Kurven 13 und 14 das Heck verloren, obwohl ich überhaupt nicht aggressiv unterwegs war. Dort gibt es viele Bodenwellen und ich habe sogar früher gebremst als normal. Dann kam aber das Heck herum. Im Drift werden die Hinterreifen zu heiß und dann hatte ich im letzten Sektor keine Chance mehr. Dort habe ich eine Sekunde auf Bruno verloren. In Kurve 13 waren nur zwei Zehntel zwischen uns", sagt der Russe. "Natürlich könnte ich im Rennen auf zwei Stopps gehen", meint Petrow. "Das Problem ist aber, was die anderen machen. Wir müssen etwas ganz anderes tun als die anderen um uns herum. Was das sein kann, weiß ich noch nicht. Mark Webber hat zum Beispiel mal in einem Rennen immer besonders früh gestoppt und dabei Plätze gutgemacht. Ich habe viele frische Reifen. Damit müssen wir etwas anfangen. Aber ein Podest kann ich mir sicherlich abschminken."

"Das schlechteste Qualifying der Saison wahrscheinlich", winkt Teamchef Eric Boullier ab. "Das Auto ist nicht gut genug. Auf Strecken mit vielen langsamen Ecken haben wir Probleme. Eigentlich hatten wir erwartet, irgendwo im Bereich von Platz zwölf oder 14 zu landen - sicher aber nicht so etwas." Ein Update für Singapur packte man aufgrund von Überhitzungsproblemen schnell wieder ein. Mit leichten Veränderungen will man die neuen Teile in Japan wieder ausprobieren. "In Suzuka können wir bestimmt wieder locker in die Top 10 fahren", blickt Petrow bereits nach vorn. "Auf den meisten Strecken, die jetzt noch kommen, sollte es gehen. Wir müssen nun Singapur halbwegs anständig hinter uns bringen", stimmt Allison mit ein. Senna meint: "Unser Auto funktioniert auf schnellen Strecken gut. Dort werden wir hoffentlich wieder konkurrenzfähiger sein."

25.9.2011