Webber: Erlebnisreiche Tage in Tokyo

Red-Bull-Pilot Mark Webber

hatte drei unterhaltsame Tage in Tokyo

Nach seinem vierten Platz in Suzuka reist Mark Webber als WM-Vierter nach Südkorea. Der Vizetitel ist für den Australier aber nach wie vor in Reichweite. Zu Jenson Button fehlen dem Red-Bull-Piloten 16 Zähler. Noch hat Webber vier Rennen Zeit, um diesen Rückstand aufzuholen. Die erste Gelegenheit bietet das anstehende Rennen in Yeongam.

Die Wartezeit hat er allerdings nicht in Südkorea verbracht. "Nach dem Rennen in Japan bin ich mit dem Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) nach Tokyo gefahren und habe dort drei Tage verbracht, bevor es nach Südkorea ging", berichtet Webber in seiner Kolumne für die 'BBC'. "Ich war nicht der einzige, der diese Idee hatte. Ich glaube, dass 19 der 24 Fahrer in der japanischen Hauptstadt geblieben sind."

Tote Hose in Südkorea

"Am Donnerstag bin ich nach Südkorea geflogen. In der Gegend in der sich die Rennstrecke befindet, passiert nicht sehr viel. Deshalb machte es Sinn, in Japan zu bleiben", erklärt er. "Ich habe mit Jenson über das Wochenende in Suzuka geredet und gesagt: 'Lass uns etwas machen!'. Er meinte, dass er ein paar Leute zusammensucht und wir ein Baseballspiel ansehen. Ich war der Meinung, dass es eine tolle Idee sei. Vorher habe ich noch nie ein Baseballspiel live angesehen. Das Niveau in Japan ist recht hoch. Viele der Spieler wechseln von Japan in die grosse Liga in den Vereinigten Staaten und verdienen sehr viel Geld", schildert der Red-Bull-Pilot. "Es war eine riesige Menschenmenge im Tokyo Dome - etwa 55.000 Leute. Wir hatten eine sehr schöne Nacht und es war sehr lustig, eine Sportveranstaltung ganz gelassen zu verfolgen. Wir haben ein paar Fanartikel gekauft und das Essen im Stadion gegessen - genau das, was jeder Mensch macht, wenn er zu einem Spiel geht", beschreibt Webber, der nebenbei auch das Geschehen bei der Rugby-WM in Neuseeland verfolgen konnte.

Rugby-WM fesselt die Formel 1

"Am Wochenende habe ich einen sehr guten Witz gehört: Ein Engländer, ein Ire und ein Schotte gehen in eine Bar, um das Wales im Halbfinale der Rugby-WM zu sehen", scherzt er. "Rund um die WM gab es vergangenes Wochenende sehr viele Scherze. Es schien, als ob jeder irgendwelche Sympathien für eine Mannschaft im Viertelfinale hatte. Da Renault unsere Motoren liefert, gibt es sehr viele Franzosen im Team. Deshalb war es ein interessanter Nachmittag am Samstag, als England gegen Frankreich spielte. Natürlich war ich dabei und habe alle Engländer daran erinnert, dass sie raus sind. Einer unserer Ingenieure ist Ire. Er war recht zuversichtlich, bis sie von Wales fertig gemacht wurden", so Webber. "Wir haben einen Südafrikaner, der sich um unsere IT kümmert. Er uns ich waren sehr nervös wegen des Spiels Australien gegen Südafrika. Ich konnte es nicht live ansehen, weil ich Sonntagnachmittag recht beschäftigt war", berichtet der 35-Jährige. "Aber es klang so, als ob es wie im Krieg war. Zum Glück hatten die Aussies zum richtigen Zeitpunkt die Nase vorn. Die Wallabies spielen am Sonntag im Halbfinale gegen Neuseeland. Das Spiel beginnt kurz nach dem Südkorea Grand Prix", bemerkt Webber. "Im zweiten Halbfinale wird Wales wohl gegen Frankreich gewinnen." Abgesehen vom Geschehen bei der Rugby-WM ergriffen ihn die Japaner sehr.

Beeindruckende Japaner

"Wie erwartet, waren die Menschen in Japan wie immer sehr höflich. Am meisten beeindruckte mich aber, wie dankbar sie waren, dass wir dort hingekommen sind, um das Rennen auszutragen. Das war sehr rührend", so der Australier. "Sie hatten eine sehr harte Zeit seit den Erdbeben in Fukushima und dem Tsunami, der im März solch eine Zerstörung angerichtet hat. Sie machen den Eindruck, als ob sie kein Geld, Finanzhilfen oder ähnliches möchten sondern einfach nur, dass Leute an sie denken und sich sorgen", erzählt Webber. "Wir haben ihnen Videos mit beruhigenden Nachrichten geschickt, damit sie wissen, dass uns bewusst ist, was passiert und wir an sie denken. Die Streckenposten haben bei der Fahrerparade ein Transparent aufgehängt, auf dem stand, dass sie die Unterstützung von uns nie vergessen werden."

Vettel war der Massstab

Dass Sebastian Vettel in Suzuka den WM-Sack endgültig zugemacht hat, war für die Konkurrenz keine grosse Überraschung. Zu dominant war der Red-Bull-Pilot im bisherigen Saisonverlauf. Teamkollege Mark Webber strauchelte besonders zu Saisonbeginn mit den neuen Pirellireifen und konnte bisher nur am Nürburgring vor Vettel ins Ziel fahren. In seiner Kolumne für die 'BBC' bewies Webber dennoch Sportsgeist und beglückwünschte den alten und neuen Weltmeister: "Zuerst einmal möchte ich Sebastian Vettel zum Gewinn seines zweiten Weltmeistertitels gratulieren. Nach dem beeindruckenden Saisonstart mit sechs Siegen in acht Rennen war es unvermeidlich, dass es passieren würde", erklärt Webber. "Das Auto war sehr zuverlässig und er schien nie seine Form zu verlieren. Er fuhr das gesamte Jahr über gut und war für den Rest des Feldes der Massstab."
13.10.2011