FIA-Pressekonferenz in Korea: Vettels Woche

Die Formel 1 dreht sich derzeit ganz klar

um Doppel-Weltmeister Vettel

Der Grand Prix von Südkorea ist Sebastian Vettels erstes Rennen als zweifacher Weltmeister. Kein Wunder, dass der Heppenheimer auch bei der FIA-Pressekonferenz am Donnerstag im Mittelpunkt steht. Der Red-Bull-Pilot lässt die Tage nach dem grossen Triumph in Suzuka Revue passieren, während sich Lewis Hamilton selbstkritisch gibt und über seine Probleme spricht. Fernando Alonso erklärt, warum er trotz der Titelentscheidung motiviert bleibt, Sergio Perez, Jaime Algueruari und Pastor Maldonado geben Einblicke in ihre Saison 2011.

Frage: Sergio, das war letztes Wochenende ein gutes Rennen, du bist Achter geworden. Können wir dieses Wochenende etwas Ähnliches erwarten?

Sergio Perez: Nun ja, das war für mich ein sehr spezielles Rennen. Es war ein recht gutes Rennen, ein sehr gutes Rennen, das ich von Platz 17 gestartet in Angriff genommen habe. Wir hatten ein Hydraulikprobem und dachten, das Rennen sei verloren, doch unser Renntempo war sehr stark. Uns gelang eine sehr gute Strategie und es war sehr gut, ein paar Punkte zu holen. Hoffentlich können wir dieses Momentum bei den letzten Rennen aufrecht erhalten.

Vermutlich hast du Peter Sauber eine Geburtstagskarte geschickt, wenn du dein Cockpit auch nächstes Jahr behalten willst, denn er hat heute Geburtstag.

Perez: Ja, natürlich. Es ist sein Geburtstag und wir alle haben ihm gratuliert. Die Atmosphäre im Team ist sehr gut, alle sind sehr glücklich und alle freuen sich auf die letzten vier Rennen.

Das ist für dich ein neuer Kurs und vermutlich bist du in ihm Simulator gefahren. Was sind deine ersten Eindrücke - jetzt, wo du die Strecke in echt gesehen hast?

Ich habe heute Morgen einen Spaziergang gemacht und es sieht natürlich ziemlich schmutzig aus. Die Strecke, die Streckenführung sieht sehr vielversprechend aus. Ich bin den Kurs im Simulator gefahren und ich hoffe, dass ich an diesem Wochenende gute Arbeit leisten kann. Es handelt sich um einen sehr herausfordernden Kurs.

Du hast deinem Team in den letzten Runden von Suzuka einen Streich gespielt. Kannst du uns erklären, was passiert ist und wie sie reagiert haben?

Sie waren sehr aufgeregt, dass wir es in die Punkte schaffen. Wir hatten ein Problem, hatten einige Vibrationen, und im letzten Teil der Strecke, in der letzten Kurve, sagte ich ihnen, dass ich an Leistung verliere. Sie hatten Angst und als ich die Linie überfuhr haben sie realisiert, dass es ein Scherz war.

Jaime, du bist letztes Jahr als 15. gestartet und fuhrst auf Platz elf. Wird es dieses Jahr ähnlich laufen oder besser?

Hoffentlich besser. Wir hatten letztes Jahr ein Problem beim Boxenstopp und ich denke, dass ein Top-7-Platz möglich gewesen wäre. Es war durch den Regen ein chaotisches Rennen - sehr schwierig für uns alle. Ich rechne mir dieses Jahr viel aus, vor allem jetzt, wo wir nicht weiter hinter Sauber liegen. Ich denke, dass wir es bei den letzten vier Rennen in die Punkte schaffen können und das Rennen hoffentlich in den Top-10 beenden werden. Das wäre grossartig.

Du nimmst bei diesem Rennen nicht am ersten Training teil. Inwiefern stört das dein Wochenende?

Im Moment nicht sehr stark. Morgen sieht es nach Regen aus - das ist unsere Prognose. Wir wissen, dass das Rennen am Sonntag möglicherweise bei trockenen Bedingungen über die Bühne gehen wird - und auch der Samstag. Daher ist es aus derzeitiger Sicht nicht schlimm. Zudem kenne ich die Strecke, wodurch ich nicht allzu besorgt bin.

Dein Musik-Album ist eine weitere Geschichte. Wieviel Zeit nimmt das in Anspruch? Es sieht so aus, als wäre es sehr erfolgreich.

Ja, die erste Veröffentlichung lief recht gut. Sie war Nummer eins der iTunes-Charts in Spanien und in den Top-5 in Grossbritannien - ich arbeite also viel im Studio und werde hoffentlich im Winter und im nächsten Jahr weitere Veröffentlichungen machen. Daran werde ich auch weiter arbeiten. Es ist Teil meines Lebens, was ich liebe. Ich kann natürlich nicht daran arbeiten, wenn ich ier bin, aber ich versuche es zuhause. Ich habe ein Studio in Barcelona und dort verbringe ich viel Zeit und habe Spass.

Also eine gute zweite Karriere?

Ja, absolut.

Pastor, es ist dein erstes Mal hier. Bist du hier im Simulator gefahren? Was sind deine ersten Eindrücke vom Kurs?

Pastor Maldonado: Nein, ich bin den Kurs nie im Simulator gefahren. Morgen wird mein erstes Mal sein. Die Strecke sieht wirklich interessant aus, herausfordernd. Vor allem der zweite Sektor wird recht technisch sein. Ich hoffe, dass ich unsere letzten Resultate verbessern und hier ein bisschen konkurrenzfähiger sein kann. Auch wenn es mein erstes Mal sein wird, denke ich schon, dass ich nach dem ersten Training konkurrenzfähig bin.

Ihr habt eine neue technische Führung im Team. Deine Gedanken darüber?

Maldonado: Beim Team gibt es derzeit viele Änderungen, die wichtig sind, aber wir sind glücklich, pushen, konzentrieren uns und sind fokussiert, sogar das diesjährige Auto noch zu verbessern. Ich hoffe, dass ich vor allem im letzten Teil dieser Saison gut abschneiden werde, da ich sehr hart mit dem Team arbeite. Ich denke, dass die Änderungen sehr wichtig sind. Alle im Team fühlen sich sehr wohl und freuen sich auf das Ende der Saison.

Deine Gedanken über die erste Grand-Prix-Saison?

Maldonado: Vor allem zu Beginn war es wirklich schwierig. Wir kamen aufgrund der vielen Probleme mit dem Auto kaum zum Fahren. Aber jetzt verbessert sich das Tempo, wir gewinnen an Selbstvertrauen, an Erfahrung, daher bin ich der Meinung, dass es gut läuft. Ich fühle mich gut im Team, mit den Leuten. Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Team sehr kompakt. Es handelt sich um eine große Familie und ich hoffe, dass ich mich verbessern kann und im letzten Teil der Saison Punkte sammeln kann.

Fernando, die Weltmeisterschaft ist vorbei, aber was sind deine Ziele für die verbleibenden vier Rennen? Du hast hier letztes Jahr gewonnen.

Fernando Alonso: Ich möchte wenn möglich ein Rennen gewinnen. Wir wissen, dass es schwierig wird. Red Bull bleibt bei den verbleibenden Rennen Favorit. McLaren ist zu diesem Zeitpuntk in der Weltmeisterschaft auch sehr stark. Auch wenn es schwierig wird, werden wir es jeden Sonntag probieren, wir werden versuchen, die Rennen zu geniessen - ohne den Druck wegen der Position in der Weltmeisterschaft oder anderen Dinge. Ich bin der Meinung, dass es keinen grossen Unterschied macht, ob man in der Fahrer-Weltmeisterschaft Zweiter, Dritter oder Fünfter wird. Wenn man einmal nicht mehr Weltmeister werden kann, ist diesbezüglich kein grosses Interesse mehr vorhanden. Und in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft, die vielleicht wichtiger ist, liegt McLaren immer noch recht weit vor uns. Wir müssen also das Maximum herausholen, wissen aber, dass es schwierig wird, sie einzuholen. Wie ich gesagt habe, werden wir es versuchen, die Rennen so wie in Suzuka zu geniessen. Wenn man am Start aggressiv ist, hat man bei der Strategie etwas Spielraum. Wir können die Sonntage geniessen, versuchen, gute Rennen zu fahren, das Potenzial des Autos maximieren - und wenn uns das gelingt, dann wissen wir, dass ein Podestplatz sehr wahrscheinlich ist. Und wie ich gesagt habe: Wenn es eine Möglichkeit gibt, eines der verbleibenden Grands Prix zu gewinnen, dann werden wir versuchen, sie zu ergreifen.

Das Ergebnis in Suzuka war sehr gut. Du warst im Bereich der Spitze, aber die Performance in Singapur war nicht so gut. Wie erklärst du dir dieses Auf und Ab?

Alonso: Dieses Jahr ging es bei allen auf und ab, was niemand hundertprozentig verstehen kann. Wir haben ein paar Ideen, was uns in Singapur passiert ist, und wir sind recht überzeugt davon, das Problem zu kennen. Wir sind auch davon überzeugt, dass wir wissen, warum wir in Suzuka etwas besser waren. Das werde ich hier natürlich nicht erzählen. Es ist für alle gleich. Jeder hatte in Suzuka mit einem starken Red-Bull-Team gerechnet und dann wurden sie Dritter - es wird also immer schwieriger, die heutige Formel 1 zu verstehen.

Bekommt ihr hier neue Teile? Gibt es einen neuen Flügel, vielleicht eine Entwicklung für 2012?

Alonso: Ich weiss ein paar Dinge, aber ich habe nicht vor zu erzählen, was am Auto neu ist, und euch somit das Leben leicht zu machen.

Sebastian, du hast vermutlich eine recht stressige Woche hinter dir. Erzähle uns darüber - es war ja nicht einmal eine Woche, sondern fünf Tage.

Vettel: Ja, wir hatten im ehrlich zu sein einen sehr stressigen Sonntag. Nach dem Rennen waren eine Menge Dinge zu tun, aber als wir das bewältigt hatten und ich mich plötzlich mit den Jungs in der Bar wiederfand, genoss ich diese Nacht sehr. Wir hatten eine sehr gute Zeit, sangen etwas Karaoke, was in Japan ja Tradition hat. Es war eine sehr gute Nacht, sehr speziell, und nach ein paar Getränken waren alle recht glücklich. Wir hatten also mit Sicherheit eine gute Zeit und es war ziemlich aussergewöhnlich, als zu einem gewissen Zeitpunkt in der Nacht Michael zu uns stiess und wir noch gemeinsam etwas tranken. Nachdem er gekommen war, fühlte ich mich viel schlechter, denn ich begann ein paar Getränke zu mischen, was nicht die beste Strategie war. Nein, alles in allem war die Nacht ein Spass. Wir reisten direkt nach Tokio weiter, wo ich eine Veranstaltung mit Infiniti hatte und es waren viele Fans dort, es war also gut. Wir waren vielleicht nicht so fit wie sonst, also immer noch ziemlich müde, aber es war auch ein recht schöner Tag. Am Dienstag hatte ich etwas Zeit für mich selbst und gestand es mir zu, die Dinge etwas sickern zu lassen. Ich hatte eine gute Zeit in Tokio und kam gestern hierher.

Konnte der zweite WM-Titel etwas einsickern, denn der erste ist dir ja zugesprungen? Diesmal ging es langsamer.

Vettel: Ja, das war offensichtlich ein grosser Unterschied. Letztes Jahr schafften wir es in der letzten Minute und wir glaubten ständig daran und bekamen es ganz am Ende der Weltmeisterschaft auch hin. Wir führten die WM nie an. Dieses Jahr war eine andere Geschichte. Wir führten vom Anfang bis zum Ende, daher ist es natürlich ein ganz anderes Jahr. Obwohl es am Ende immer wahrscheinlicher wurde und der Titel immer näher rückte, versuchten wir stets, uns auf jedes einzelne Rennen zu konzentrieren.

Ich frage mich, ob du uns verraten könntest, welche Songs du in der Karaoke-Bar am Sonntag gesungen hast, und ob du die Möglichkeit hattest, Südkorea zu entdecken?


Vettel: Du willst wissen, welche Songs? Da waren Yellow Submarine, Hey Jude, My Way - keine japanischen Songs, denn unser Japanisch ist noch nicht fliessend. Das witzige ist, dass ich meinen deutschen Akzent eigentlich recht gut verbergen kann, aber nach ein paar Getränken war es recht offensichtlich, wo ich herkomme. Die Nacht war lustig und dann habe ich - wie gesagt - den Dienstag in Tokio verbracht und kam gestern hierher, daher habe ich nicht viel von Südkorea gesehen. Um das Land wirklich beurteilen zu können, muss man glaube ich rauf nach Seoul fahren, über das ich schon jede Menge positive Meinungen gehört habe. Die Stadt soll schön sein. Es ist schade, dass wir so weit weg sind. Natürlich ist es hier unten etwas anders, etwas ruhiger, aber morgen starten wir wieder die Motoren und wir sorgen für unsere eigene Action.

Lewis, dieses Wochenende markiert das 700. WM-Rennen von McLaren, was du möglicherweise weisst, oder auch nicht. Wie fühlt es sich für einen Weltmeister an, in dieser Historie eine so wichtige Rolle zu spielen?

Lewis Hamilton: Es fühlt sich grossartig an. Es war immer mein Traum, für dieses Team zu fahren - ein Teil der Historie des Teams geworden zu sein und es jetzt hier beim 700. Grand Prix zu repräsentieren, macht mich sehr stolz. Es stehen innerhalb des Teams unglaubliche Leute hinter mir und unterstützen mich - ich habe diesbezüglich grosses Glück.

Jonathan Neale hat erzählt, dass du vom Team Standing Ovations bekommen hast. Ich bin nicht sicher, wo es war, aber wie fühlt es sich ab, die Unterstützung zu haben, während du versucht, in der Saison 2011 wieder den Fokus zu finden?

Hamilton: Davon weiss ich nichts. Es gab seit einiger Zeit keine Standing Ovations. Ich bin bei diesem Team, seit ich 13 bin. Ich habe eine sehr einzigartige Beziehung zum Team und ungeachtet dessen, wie hart dieses Jahr war und wie viele Probleme wir hatten, bin ich ihren Herzen sehr nahe und ich glaube, das gilt auch für sie. Sie unterstützen mich weiterhin und es ist großartig, dass Jenson und ich sie stützen, wenn sie harte Zeiten haben und umgekehrt.

Es muss dich sehr ermutigt haben, dass McLaren am vergangenen Wochenende gewonnen hat.

Hamilton: Nun ja, ermutigt ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich war sehr stolz, da wir sehr hart gearbeitet haben, um Red Bull dieses Jahr zu schlagen. Sie an so einem wichtigen Wochenende zu schlagen, an dem Sebastian den Titel gewann, war für uns ziemlich bedeutend. Das ist eine ziemliche Errungenschaft und wie wir feierten auf die Art und Weise, wie wir immer feiern, und ich denke, dass wir so die Stärke unseres Teams zeigen.

Fernando, Stefano Domenicali hat gesagt, dass du in Zukunft Sebastian bei Ferrari akzeptieren würdest.Ist das wahr? Und glaubst du, dass Ferrari zwei Weltmeister im Team unter Kontrolle haben würde?

Alonso: Nun ja, ich bin mit jedem Teamkollegen an meiner Seite extrem glücklich. Jetzt bin ich mit Felipe sehr glücklich. Wir haben derzeit ein sehr starkes Team. Wir sind unterschiedliche Fahrer mit einem unterschiedlichen Stil, wodurch wir uns beim Fahrstil und bei der Herangehensweise an ein Wochenende helfen können. Ich habe in diesen zwei Jahren ständig von Felipe gelernt und ich bin extrem glücklich. Niemand weiss, was die Zukunft bringt. Ich habe einen langfristigen Vertrag mit Ferrari für die kommenden fünf, sechs Jahre, daher weiss ich nicht, ob wir mit Felipe weitermachen oder ob es in der Zukunft eine Änderung gibt. Wenn jemand anderer kommt, werden wir versuchen so eng wie jetzt zusammenzuarbeiten und werden versuchen, Ferrari bei so vielen Rennen wie möglich zu helfen.

Dürfen wir auch Sebastians Meinung darüber wissen?

Vettel: Nun ja, ich glaube, dass ich auch einen Vertrag habe. Ich bin glücklich, wo ich bin. Wir haben gerade den zweiten Titel gemeinsam gewonnen, jetzt konzentrieren wir uns auf die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und denken nicht darüber nach, was vielleicht in fünf oder sechs Jahren passiert. Wie ich gesagt habe, bin ich sehr glücklich, wo ich bin, und wenn man jedem in unserem Team ins Gesicht blickt, dann sieht man, dass alle eine gute Zeit haben. Wir sind sehr konkurrenzfähig, wir sind sehr fokussiert, wenn es um das Rennfahren geht. Aber am vergangenen Sonntag haben wir bewiesen, dass wir auch wissen, wie man eine gute Zeit hat - ich bin also sehr glücklich.

Fernando und Lewis, glaubt ihr, dass Sebastian mit seinem jungen Team hinter sich auch in Zukunft ein Seriensieger sein wird?

Alonso: Die Formel 1 ist sehr schwer vorauszusagen. Wir haben in den vergangenen zwei oder zweieinhalb Jahren gesehen, dass Red Bull den Sport dominiert. Sie waren am besten vorbereitet und leisteten eine bessere Arbeit, als alle anderen. Daher müssen wir ihnen zu den zwei Weltmeisterschaft gratulieren und zu dieser sehr guten Performance. Nächstes Jahr fangen wir aber wieder alle bei null an, wir alle versuchen, uns zu verbessern, und ich glaube, dass niemand hier sagen kann, wer nächstes Jahr der Schnellste oder welches das schnellste Auto sein wird. Es wird sicher sehr eng und Red Bull, Ferrari, McLaren und Mercedes werden am Anfang wieder die stärksten Teams sein, so wie sie auch jetzt die besten Teams sind. Alle werden als Mitfavoriten starten und Sebastian wird nächstes Jahr einer von ihnen sein, da bin ich mir sicher.

Hamilton: Ich stimme Fernando zu. Man kann nicht wirklich vorhersagen, was passieren wird, aber sie waren in den vergangenen zweieinhalb Jahren sehr konkurrenzfähig, also muss man annehmen, dass sie nächstes Jahr konkurrenzfähig sein werden. Wir starten aber alle von Neuem und haben eine neue Chance, wieder zu gewinnen. Eines ist sicher: Wir sind alle entschlossen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, daher wird es für keinen von uns einfach, was auch immer passiert.

Sebastian, hast du mit deinem Team bereits analysiert, was das Problem mit dem Reifenverschleiss in Japan war, denn er war viel höher als bei Ferrari und McLaren?

Vettel: Vielleicht war er bei Lewis noch etwas höher? Es ist wahr, dass wir bei den anderen Rennen auf eine gewisse Art und Weise den Luxus hatten, vielleicht eine oder zwei Runden länger zu fahren, aber aus strategischen Gründen hereinkamen. Wir waren durch den Reifenverschleiß also nie wirklich limitiert, während wir in Suzuka die ersten waren, die an die Boxen gekommen sind. Nun ja, abgesehen von Lewis. Wir waren recht früh dran, früher als von uns erwartet und früher als gewollt. Wir litten mehr unter dem Reifenabbau als wir glaubten, vor allem nach der starken Performance am Freitag. Wir haben einige Ideen. Offensichtlich lief am Sonntag alles ein bisschen anders. Das Rennen ist lang, man muss auf das Auto schauen und nicht nur auf die Reifen. Bis zu einem gewissen Grad wissen wir, warum der Reifenabbau grösser war als gedacht - sonst müssen wir hierher kommen und bestätigen, dass wir diesbezüglich eine weitere grosse Chance haben, mehr über die Reifen zu erfahren, denn die Herangehensweise an die Reifen ist an diesem Wochenende sehr aggressiv. Ich bin nicht sicher, wieviele Stopps wir sehen werden, aber sicher mehr als zwei, vielleicht sogar bis zu fünf. Ich weiss es nicht - wir wissen es noch nicht. Alles hängt vom morgigen Tag ab - andererseits, wenn es nass ist, dann bekommen wir nicht wirklich einen Eindruck und dann könnte wir am Sonntag überrascht werden. Wir werden sehen.

Lewis, die Strecke hier ist interessant und verlangt den Piloten alles ab - du warst hier im Vorjahr wirklich gut. Hoffst du an diesem Wochenende auf ein gewisses Resultat, auf eine spezielle Erfahrung, die dir dabei hilft, wieder in die Spur zu kommen?

Hamilton: Meine Herangehensweise ist natürlich jedes Wochenende, ein gutes Wochenende zu haben - aber seit einiger Zeit ist das nicht gelungen. Dennoch komme ich immer wieder zurück, versuche es aufs Neue und hoffe auf ein besseres Ergebnis. Ich habe mich so gut wie möglich vorbereitet, in Anbetracht der Umstände, und ich hoffe... Jenson hat ganz klar gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind und wenn er es kann, dann ich es auch. Ich muss nur mit den Dingen an diesem Wochenende zurechtkommen. Hoffentlich passt unser Timing im Qualifying diesmal etwas besser, hoffentlich kriegen wir den zweiten Run hin. Hoffentlich können wir gegen diese zwei Jungs hier kämpfen. Zwei zweifache Weltmeister sitzen neben mir und mein Lebensziel ist es, das zu egalisieren, aber ich denke wirklich, dass ich auf sie aufholen muss - daran arbeite ich.

Kannst du etwas über die Strecke sagen?

Hamilton: Die Strecke ist fantastisch, es ist schön, hier zu fahren. Im Vorjahr gab es hier offensichtlich schwierige Bedingungen, aber ich glaube, dass es an diesem Wochenende trocken sein wird.


Ihr habt gesagt, dass ihr weiterhin versuchen werdet, Rennen zu gewinnen. Wie schwierig ist es, immer noch motiviert zu sein, wenn die Saison gelaufen ist. Zum Spass zu fahren, kann nicht so gut sein, wie wenn es zählt.


Alonso: Wir alle wollen gewinnen - bei jedem Rennen, an dem wir teilnehmen. Selbst wenn es das Race of Champions im Dezember ist, rein zum Spass. Wenn wir Zweiter werden, dann ist das ein sehr schlechtes Gefühl und eine sehr schlechte Nacht. Selbst hier, bei den Formel-1-Grands Prix, in vier verschiedenen Ländern, bei denen wir für unser Team, für unsere Sponsoren, für unsere Fans fahren, ist es unmöglich, nicht motiviert sein, einen Grand Prix zu gewinnen.

Vettel: Ja, wir leben den Rennsport und ich glaube, dass man wahrscheinlich zuhause bleiben sollte, wenn man den Moment erlebt, wo es einem egal ist, in welcher Position man ins Ziel kommt. Natürlich war die Weltmeisterschaft das ultimative Ziel. Das vor dem Saisonende erreicht zu haben ist nicht üblich, dennoch stehen wir hier unter Druck, auch wenn uns die Leute nicht so stark wie sonst unter Druck setzen, aber wir setzen uns selbst unter Druck, denn wir leiben den Rennsport. "Wir werden das Rennfahren so wie immer geniessen, aber wir werden sicherstellten, dass wir unser Bestes geben und nicht glücklich sein, solange wir die Strecke mit dem Wissen verlassen, dass wir uns hätten besser schlagen können. Das ist es, was ich gesagt habe: Die Herangehensweise wird die Gleiche bleiben. Dieser Ort war für mich letztes Jahr hart, denn wir waren bis zehn Runden vor Schluss in sehr guter Form, daher habe ich hier noch etwas zu erledigen. Ich war hier natürlich noch nie auf dem Podest und ich freue mich auf ein gutes Rennen, aber zunächst müssen wir uns auf den Freitag konzentrieren und unser Auto so gut wie möglich vorzubereiten, um in guter Form zu sein. Ich denke, das gilt für das gesamte Team, uns mangelt es nicht an Motivation.

Hamilton: Ganz egal, wer man ist - jede Herausforderung, jede Konkurrenz, jedes Rennen oder Hindernis, auf das man im Leben stößt, ist wichtig. Und jedes Rennen, auf das ich stoße, ist für mich wichtig. Für mich ist das Rennfahren der grösste Teil meines Lebens - abgesehen von meiner Familie - und es spielt keine Rolle, ob es sich um ein Training, ein Rennen oder was auch immer handelt, es hat für mich dennoch einen besonderen Wert. Ganz egal, ob die Weltmeisterschaft noch zu holen ist, liegen noch einige fantastische Rennen vor uns und es gibt immer eine weitere Gelegenheit, um sich wiederzubeleben. Daher freue ich mich darauf.

Die vergangenen Rennen waren nicht sehr aufregend für dich. Wie erklärst du dir das? Hängt es mit den Reifen zusammen, ist es einfach Pech oder gibt es einen anderen Grund?


Hamilton: Ich denke, die letzen... es waren mehr als zwei Rennen, eigentlich seit Ungarn. Das sind ganz schön viele Rennen, aber selbst davor hatten wir einige... Ja, es waren zumindest fünf schlechte Rennen. Ich denke, dass es an einer Kombination von Faktoren liegt. Ich schiebe das meiste auf mich selbst und natürlich kommt es vor, dass man sich plötzlich in einer unglücklichen Situation befindet. Aber ob es eine gelbe Flagge oder Verkehr ist - das ist nicht wirklich eine Entschuldigung. Wir alle müssen es hinkriegen, wir alle müssen unsere Arbeit machen. Andere kriegen es hin, daher denke ich, dass mit teilweise das Tempo fehlte, dass ich manchmal nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war - das ist es, wo wir uns verbessern wollen.

Fernando und Jaime, das ist das erste Mal, dass wir euch nach Singapur gemeinsam im gleichen Raum sehen. Wie ist eure Beziehung? Ist das alles in Ordnung nach dem Problem während des Rennens?

Alonso: Erstens haben wir kein Problem. Wir waren nach Singapur im gleichen Flugzeug, heute Morgen waren wir im Fitness-Center - wir müssen nicht jedem erzählen, mit wem wir wann wo sind. Und in Singapur - vielleicht stimmt mir Jaime zu - gab es kein Problem. Wir überrunden die Autos vor uns nach dem Restart. Es dauerte sehr lange, bis sie uns vorbeiliessen, 13 Kurven. Das ist normal, die Restarts sind immer anders und schwierig, speziell in Singapur auf einem Stadtkurs. Aber wir haben dort gesagt, dass es kein Problem gibt, aber nach drei Wochen sprichst du immer noch davon, daher haben vielleicht nicht wir das Problem, sondern du.

Alguersuari: Ich stimme allem zu, was er gesagt hat.

Lewis, kann es sein, dass du mit Felipe Massa wieder befreundet bist?

Hamilton: Ich denke schon. Natürlich war die Situation einige Zeit lang nicht grossartig. Ich hatte immer Respekt vor Felipe und dann ist auch heute noch der Fall, ungeachtet der negativen Kommentare, die er regelmäßig tätigt. Es geht in diesem Sport schnell, wenn man sich im Konkurrenzkampf befindet, dass man in der Hitze des Gefechtes Dinge sagt, die man vielleicht nicht so meint, ganz egal, ob das jetzt bei ihm der Fall ist. Aber abgesehen davon habe ich versucht, Respekt zu zeigen, speziell beim letzten Rennen und es tut mir sehr sehr leid. Ich habe ihn wirklich nicht gesehen. Ich habe die Wiederholung erst heute gesehen und er war recht weit aussen, aber ausserhalb meines Sichtfelds im Rückspiegel. Ich konnte nichts sehen und ich blickte nach rechts und ich sah ihn nicht. Als ich realisierte, dass er auf der linken Seite war, war es schon zu spät. Ich denke, dass ich bei den letzten paar Rennen stets am falschen Ort war. Wir haben das Auto ziemlich nach vorne gebracht, wie Jenson gezeigt hat, und wenn ich vielleicht ordentliche Arbeit abgeliefert hätte, dann wäre es nie zu dem Zwischenfall mit Felipe gekommen. Aber noch einmal: Ihm gebührt Respekt und ich hoffe, dass wir in Zukunft unsere Rüstung ablegen können und es von seiner Seite wieder passt. Von meiner Seite passt es, ich habe kein Problem mit ihm.

Sebastian und Fernando: Im Vorjahr war die Strecke fast fertig für den Grand Prix. Habt ihr dieses Jahr ein paar Verbesserungen an der Strecke erkennt und seid ihr damit glücklich, wenn es welche gibt?


Vettel: Generell ist hier nicht viel passiert, seit wir abgereist sind, aber sie haben natürlich ein paar Änderungen gemacht, zum Beispiel haben sie in der letzten Kurve die Mauer bewegt, damit wir sie etwas besser sehen, damit es etwas leichter ist. Der Boxeneingang wird dadurch etwas besser sichtbar - Dinge, die im Vorjahr etwas an der Grenze waren, sind dieses Jahr etwas besser, aber abgesehen davon... Der Kurs wurde letztes Jahr gerade rechtzeitig fertig. Sie hatten jetzt natürlich ein Jahr Zeit, um alles fertigzustellen, wenn es noch ein paar Dinge gab, die nicht fertig waren. Wie ich gesagt habe - es sieht in vielerlei Hinsicht unverändert aus. Ich weiß nicht, wie viel hier gefahren wurde, daher bin ich mir sicher, dass sich die Strecke im Verlauf des Wochenendes stark verbessern wird.

Das Interesse der Südkoreaner für den Motorsport ist leider nicht sehr hoch und daher haben viele Formel-1-Hoffnungen Schwierigkeiten, professionelle Rennfahrer zu werden. Sebastian, Fernando und Lewis - ihr alle wurde trotz schwieriger Umstände Weltmeister. Könnt ihr die jungen Formel-1-Hoffnungen in Südkorea - basierend auf euren Erfahrungen - etwas ermutigen?

Vettel: Wie du gesagt hast, ist es uns allen gleich ergangen. Wir wissen ziemlich genau, wie die Möglichkeiten in unseren Heimatländern aussehen, da wir selbst durch dieses System durchgehen mussten. Daher ist es schwer zu beurteilen, wie es hier aussieht. Generell sind wir sehr offen für neue Rennen im Kalender und dieses hier war aufgrund des Grand Prix im Vorjahr sehr spektakulär. Leider ist in der Gegend um Seoul viel mehr los, dort leben viel mehr Menschen. Hier unten scheint es ein bisschen zu ruhig zu sein, aber wir hoffen natürlich, dass unsere Anwesenheit das Interesse am Motorsport in diesem Land vergrößert und somit auch die Chance, dass eines Tages vielleicht ein südkoreanischer Fahrer in die Formel 1 kommt. Ich habe ein paar Kinder aus Südkorea getroffen - nicht viele, um ehrlich zu sein, ein oder zwei, die Namen habe ich vergessen, das ist für uns etwas schwer auszusprechen. Nichts spricht gegen einen südkoreanischen Fahrer, aber es ist schwer zu beurteilen, da wir nicht wirklich Bescheid wissen, vor allem im Kartsport, wie viel Unterstützung es gibt und wie viele Möglichkeiten.

Alonso: Der erste Schritt, um den Motorsport in Südkorea zu verbessern, ist die Austragung eines Grand Prix - das ist bereits geschafft. Das wird eine enorme Verbessrung für die Zukunft des südkoreanischen Motorsports bringen - und für die Kinder, die hier das Rennen sehen. Für uns und für die südkoreanischen Kinder und eigentlich für alle ist es das Beste, nach Italien zu gehen, um dort Go-Kart zu fahren, denn Italien war und ist immer noch der beste Ort, um Go-Kart-Rennen zu fahren und um sein Talent und seinen Fahrstil zu verbessern. Wir haben also alle Opfer gebracht, um in die Formel 1 zu kommen, und wir alle haben versucht, unser Leben und unsere Karrieren dem Motorsport unterzuordnen. Wenn es also ein südkoreanischer Kerl schaffen will, dann muss er diesen Sport geniessen und lieben, dann bin ich mir sicher, dass er an irgendeinem Punkt in seinem Leben etwas opfern muss.

Hamilton: Ich stimme beiden Fahrern zu und vor allem den Aussagen von Fernando. Ich wollte das Gleiche sagen. Es ist mit Sicherheit möglich, dass es ein südkoreanischer Fahrer in Zukunft schafft, und es scheint, dass die richtige Formel dafür ein Wechsel nach Europa ist, um dort Rennen zu fahren. Die Mehrheit aller Fahrer, die man hier im Fahrerlager sieht, ging nach Italien, da das allgemein... sie haben das schöne Wetter, die grossartigen Strecken, fast alle Grössen fuhren dort Rennen. Das ist der Ort, wo man gesehen wird, das ist der Ort, wo dein Können und dein Talent herausgefordert wird. Es ist schon ein grosses Opfer, von Südkorea nach Europa zu gehen, aber wenn man Selbstvertrauen hat und genug an sich glaubt, dann sollte man es tun.

13.10.2011