Boullier: Von Senna nicht überzeugt?

Bruno Senna

feierte gestern seinen 28. Geburtstag mit Eric Boullier

Wenn man sich mit Eric Boullier unterhält, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Renault-Teamchef von Bruno Senna nicht hundertprozentig überzeugt ist. Der Brasilianer hat zwar die Chance, sich mit aussergewöhnlichen Leistungen in den letzten vier Rennen für 2012 zu empfehlen, doch gestern tat er sich diesbezüglich in Südkorea keinen Gefallen: Platz 15, mehr als eine halbe Sekunde hinter Teamkollege Witali Petrow.

"Bruno war gestern mit der Balance nicht zufrieden", analysiert Boullier das Qualifying. "Heute Morgen machte er dann auch noch einen kleinen Fehler, unter dem sein Selbstvertrauen gelitten hat, schätze ich." Damit meint er den Schnitzer im Freien Training, als Senna auf noch leicht feuchter Strecke auf den weissen Randstreifen fuhr, sich drehte und in eine Mauer knallte. "Man versucht natürlich, ihm dabei zu helfen, wieder in die Spur zu finden, aber fahren muss er schon selbst", kritisiert Boullier. "Im letzten Run in Q2 hat er im ersten Sektor einen Fehler gemacht. Das ist auch ein Grund, warum er nicht weitergekommen ist, aber man sollte ihm dafür keine Schuld geben. Er hatte einfach nicht das Gefühl mit dem Auto, um die Leistung zu bringen, und kleine Fehler haben ihn um Q3 gebracht."

Renault habe nach der Ablöse von Nick Heidfeld aber auch nicht erwartet, dass Senna zum Heilsbringer wird: "Es ist wie bei jedem jungen Fahrer, der mitten in der Saison einsteigt, besonders nachdem er neun Monate lang in keinem Rennauto gesessen ist. Das ist nicht einfach. Auf einer anspruchsvollen Strecke wie hier, wo man Selbstvertrauen und Erfahrung haben muss, wirkt sich das aus", erklärt der Franzose. Senna habe "die meisten Leute" beeindruckt, "nicht nur mich. Aber Wochenenden wie dieses erinnern daran, dass er noch ein junger Fahrer ist", relativiert er die Performance des 28-Jährigen. Aber er hält Senna immer noch für einen guten Racer: "Ich kenne ihn aus den Nachwuchsformeln. In der GP2 ist er sehr gute Rennen gefahren. Er ist ein Racer, aber sein Name ist Bruno und nicht Ayrton." Der berühmte Onkel Ayrton, der durch einen Kinofilm gerade sehr medienpräsent ist, sei für Senna mehr Bürde als Hilfe: "Mit so einem berühmten Namen ist es immer kompliziert. Für Nicolas Prost ist es auch nicht immer einfach", weiss Boullier. "Aber Bruno hat den Leuten im Fahrerlager in Spa, in Monza und in Japan bewiesen, dass er ein Rennfahrer ist. Ich bin mir sicher, dass er das fortsetzen kann."

16.10.2011