Buemi fordert mehr Sicherheit

Sebastien Buemi

an der Unglücksstelle von Perez und Rosberg

Am Samstag jagte Nico Rosberg mit seinem Trainingscrash am Tunnelausgang allen einen Schrecken ein, im Qualifying hielt dann die Formel 1 den Atem an, als der Mexikaner Sergio Perez an der gleichen Stelle die Kontrolle über seinen Sauber-Boliden verlor, mit voller Wucht in die Begrenzung einschlug und auf Funksprüche nicht reagierte. Vor allem Teamchef Peter Sauber fühlte sich an 1994 zurückerinnert - das Jahr, in dem sein damaliger Pilot Karl Wendlinger in die gleiche Mauer donnerte und wochenlang im Koma um sein Leben rang. Damals war die Stelle lediglich durch Wasserfässer abgesichert, die bei einem Aufprall kaum nachgeben, doch selbst mit der neuen TecPro-Begrenzung ist die Verletzungsgefahr an der schnellsten Stelle des winkeligen Stadtkurses keinesfalls gebannt.

Buemis Vorschlag

Dieser Meinung ist auch Sebastien Buemi. Der Toro-Rosso-Pilot fordert nun gegenüber 'The Flying Lap' Änderungen in der gefährlichen Passage. "Meiner Meinung nach sollte wir da etwas mit der Auslaufzone tun - vor allem an der Stelle, an der Sergio in die Mauer einschlug. Auch Nico hätte einen großen Crash gehabt, wäre er in diese Mauer gekracht."

Klar ist aber: Wenn eine Entschärfungen der Stelle kein Problem wäre, dann wäre dies längst passiert. An der Einschlagstelle befindet sich ein Bürgersteig, der zwei Straßen voneinander abgrenzt. Dazwischen wurden einige Bäume gepflanzt. Dadurch kann die Mauer nicht einfach entfernt werden. Doch Buemi hat eine Idee: "Vielleicht können sie die Mauer vom Bremspunkt bis zur Aufprallstelle verbinden. Dann gibt es zwar keine große Auslaufzone mehr, aber zumindest ist man nicht mehr mit dieser Mauer konfrontiert."

Monaco bei nächster Fahrerbesprechung Thema

Setzt man den Vorschlag des Toro-Rosso-Piloten um, würde sich vor allem der Aufprall-Winkel deutlich verändern, wodurch die Autos und Piloten nicht mehr einer so abrupten Verzögerung ausgesetzt wären. "Dort kommt man mit 150 km/h an und wenn man nur 20 Zentimeter zur Verzögerung hat, dann ist das immer ein grosser Crash", argumentiert der Toro-Rosso-Pilot.

Buemi geht davon aus, dass die Unfallserie in Monaco dafür gesorgt hat, die Strecke für die kommenden Jahre noch sicherer zu machen. Bereits bei der Fahrerbesprechung mit FIA-Rennleiter Charlie Whiting sollen dafür die notwendigen Schritte eingeleitet werden: "Charlie ist sehr offen, er tut was möglich ist, aber natürlich kann er auch nicht viel ändern. Beim nächsten Briefing in Montreal werden wir viel über Monaco sprechen und ich bin hundertprozentig sicher, dass es nächstes Jahr ein paar Änderungen geben wird."

Buemi: "Jaime und ich wären fast zusammengekracht"

Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari (l.)

werden wohl keine Freunde mehr

Sebastien Buemi ist einer der ungekrönten Helden des Grand Prix von Monaco. Der Schweizer konnte am Ende nur einen WM-Punkt an Land ziehen - angesichts der Enttäuschung im Qualifying und Startplatz 16 eine durchaus ansprechende Leistung. Dabei hatte das Qualifying gut begonnen. "Ich war Elfter in Q1 und wir dachten, dass wir dort landen würden", blickt Buemi gegenüber 'The Flying Lap' zurück. "Doch in Q2 konnten wir unsere Rundenzeit nicht verbessern. Platz 16 war eine Enttäuschung. Aber in Monaco gibt es immer ein spezielles Rennen, bei dem man ins Ziel kommen muss. Das taten wir und erreichten einen WM-Punkt."

Auf dem Weg dorthin erlebte Buemi zahlreiche turbulente Rennsituationen. Er geriet sogar einmal mehr mit seinem spanischen Teamkollegen Jaime Alguersuari, mit dem er sich um den Verbleib im Red-Bull-Fahrerkader streitet, aneinander. "Ich musste Hamilton überrunden lassen und da versuchte auch Jaime, mich zu überholen und wir wären fast zusammengekracht. Ich musste nachgeben. Natürlich konnte er mich da überholen, aber auf keine sehr schöne Art und Weise."

Durchaus vorstellbar, dass sich der Schweizer später ins Fäustchen lachte, denn ausgerechnet diese Aktion des Teamkollegen hatte für diesen nur eine Runde später ungeahnte Folgen: Alguersuari war Opfer einer von Sutil ausgelösten Kettenreaktion, bei der Hamiltons Auto beschädigt und die Boliden von Alguersuari und Witali Petrow aus dem Rennen gerissen wurden. Buemi konnte sich den Crash hingegen aus der "ersten Reihe" ansehen.

Wie Buemi den Massencrash sah

Er schildert die aufregenden Momente: "Sutils Hinterreifen waren komplett abgefahren. Er hielt alle auf und rutschte kreuz und quer. Ausgangs der Tabakskurve hatte er Übersteuern und dann eine große Schrecksekunde. Er berührte die Mauer und dadurch war sein rechter Hinterreifen kaputt. Er fuhr sehr langsam in die Schikane und wusste gar nicht, dass sein Reifen kaputt war. Als er dann einlenkte, verlor er das Heck und musste die Schikane abkürzen."

Doch den Piloten hinter Sutil ging im Hafen von Monaco allmählichder Platz aus: "Hamilton musste bremsen, sonst wäre er Sutil hineingefahren. Jaime war mit Petrow dahinter und er musste ausweichen. Doch dieser Randstein ist etwas eigenartig und Jaime hat darauf das Auto verloren und knallte Hamilton ins Heck. Auch Petrow konnte nichts mehr tun und krachte in die Mauer. Das war heftig, denn ich war direkt dahinter."

Auch abgesehen von dieser Schlüsselsituation im Grand Prix von Monaco war Buemi stets von Spitzenautos umgeben. In den ersten 60 Runden des Rennens steckte der Toro-Rosso-Pilot hinter Renault-Fahrer Nick Heidfeld fest: "Ich war das gesamte Rennen lang hinter ihm und wenn man jemandem mit weniger als einer Sekunde Rückstand folgen kann, dann könnte man immer schneller fahren. Ich hatte also das Gefühl, dass ich über weite Strecken des Rennen schneller war - auch als er auf den Supersoft- und ich auf den Soft-Reifen war."

Duelle mit Red Bull, Renault, Ferrari und McLaren

An ein Überholmanöver war allerdings nicht zu denken: "Er hat mich etwas aufgehalten, aber wir wissen ja, dass es in Monaco sehr schwierig ist, zu überholen - sogar mit KERS und DRS. Ich hatte keine Chance, ihn zu überholen." Dennoch war es für den Toro-Rosso-Piloten eine Überraschung, mit dem Renault-Boliden mithalten zu können: "Seit zirka zwei Rennen hat Renault Probleme - sie haben nicht mehr das Tempo, das sie zu Saisonbeginn hatten. Wir verbessern uns etwas, daher sieht es für uns derzeit ganz gut aus."

Während Buemi versuchte, an Heidfeld vorbeizukommen, musste er aber gleichzeitig dem Druck von hinten standhalten. Keine einfache Situation, schliesslich handelte es sich bei den Gegner nach den ersten Boxenstopps mit Mark Webber, Felipe Massa und Hamilton um drei Piloten der Topteams. "Ich sah, dass Mark mit frischen Reifen hinter mir war. Er war sehr schnell, schneller als ich", erinnert er sich. Laut eigenen Angaben war es aber nicht allzu schwierig, sich zu behaupten: "Ich habe mich nur auf mich konzentriert und selbst wenn man einen kleinen Fehler macht, ist es für den anderen sehr schwierig, zu überholen. Als Mark nah dran war, habe ich KERS benutzt. Ich wusste aber gar nicht, wer hinter Webber war - dass da Massa und Hamilton fuhren."

3.6.2011