Bahrain wirft Ecclestone Scheinheiligkeit vor

Bernie Ecclestones Aussagen

sorgen in Bahrain nicht für Freude

Nachdem der FIA-Motorsport-Weltrat am Freitag entschieden hat, den Grand Prix von Bahrain noch dieses Jahr nachzuholen, war es Bernie Ecclestone, der diese Woche in einem 'BBC'-Interview klarstellte, dass das für 30. Oktober geplante Rennen Stand jetzt nicht stattfinden wird - Beschluss des Weltrats hin, Ärger der Veranstalter in Bahrain her.

"Hoffentlich kehrt künftig wieder Ruhe ein, sodass wir in Zukunft dorthin zurückkehren können, aber das Rennen steht im Moment natürlich nicht fest", hatte Ecclestone unterstrichen und wie zuvor schon sein langjähriger Freund Max Mosley auf das Mitspracherecht der Teams (Artikel 65 und 66 des Internationalen Sportgesetzbuchs der FIA) verwiesen: "Der Kalender kann nicht ohne das Einverständnis der Teilnehmer geändert werden. Das sind die Fakten."

Formell gesehen wird der Grand Prix Stand jetzt stattfinden, doch vieles deutet darauf hin, dass die Verantwortlichen doch noch einen anderen Ausweg finden werden, um erst 2012 nach Bahrain zurückkehren zu müssen. In Bahrain ist man darüber natürlich unglücklich: "Es ist ein herber Rückschlag", bedauert Nabil Kanu, Mitglied der Handelskammer und Vorsitzender des nationalen Tourismuskomitees von Bahrain. "Das ist eine schändliche Entscheidung, die nach Scheinheiligkeit riecht", kritisiert er Ecclestone in den 'Gulf Daily News'. "Es gab keinen Grund, eine Absage in Erwägung zu ziehen. Herr Ecclestone hat natürlich das letzte Wort, aber unabhängig von ihm werden wir nach vorne schauen. Was auch immer passieren mag, wir werden uns davon nicht entmutigen lassen und betonen erneut, dass wir hinter unserer Führung stehen und deren Ruf für nationalen Dialog bekräftigen."

Auch bei zahlreichen einflussreichen Bürgern kommt Ecclestone mit seinem Vorstoß nicht gut an. Besonders enttäuscht ist die Tourismusbranche, die wegen der politischen Unruhen ohnehin enorm gelitten hat. "Wir hätten das Rennen gerne zurück gehabt, um die Hotel- und Tourismussektoren anzukurbeln, die von den Unruhen schwer getroffen wurden", gibt der Geschäftsmann Mohammed Dadabhai zu Protokoll.

Indes sickern Gerüchte durch, wonach Bahrain die Grand-Prix-Gebühr von geschätzten 25 Millionen Euro bereits an Ecclestone überwiesen haben soll. Diese Meinung vertritt zumindest Ex-FIA-Präsident Mosley, der gleichzeitig betont, die entsprechenden Verträge nicht zu kennen. Aber: "Ich glaube, Bernie hat das Geld schon. Sollte das Rennen nicht stattfinden, werden sie vielleicht versuchen, es zurückzubekommen." Der Brite, als Mitglied des Senats immer noch ein einflussreicher Player innerhalb der FIA, glaubt, dass die Affäre das Ende des Bahrain-Grand-Prix sein kann, "aber ich hoffe es nicht. Ich hoffe, dass in diesem Land wieder alles so wird, wie es sein sollte, dass Demokratie kommt und all die Dinge, auf die wir hoffen. Aber wenn es noch weitere Zwischenfälle wie die gibt, die es Anfang des Jahres gegeben hat, dann könnte es das Ende sein."

9.6.2011