Mosley: Bahrain-Grand-Prix wird nicht stattfinden

Max Mosley

übt heftige Kritik an der Entscheidung des FIA-Weltrats

FIA-Boss Jean Todt verteidigt die Entscheidung des FIA-Weltrats, den Grand Prix von Bahrain nun doch am 30. Oktober auszutragen, schließlich hätte der Bericht von FIA-Vizepräsident Carlos Gracia ergeben, dass die Lage im Insel-Königreich "ruhig und stabil" ist. Das ist laut Menschenrechts-Vertretern aber überhaupt nicht der Fall. Nun übt Ex-FIA-Boss Max Mosley heftige Kritik und schließt eine geplante Neuaustragung aus.

"Der Herr, denn sie dort hingeschickt haben - ein sehr netter Mann namens Gracia - spricht weder Englisch noch Arabisch", sagt Mosley gegenüber der 'BBC'."Er wurde von den Vertretern der Regierung herumgeführt und weiss nicht Bescheid, was sich dort wirklich abspielt. Darüber hinaus hat er nicht darum gebeten, die Leute zu sehen, nach denen zum Beispiel ein Menschenrechts-Anwalt gefragt hätte."

Der König von Bahrain verlautbarte kürzlich, dass er einen politischen Dialog mit den Oppositionellen eröffnet und einen Versöhnungsprozess eingeleitet hat - währenddessen werden weiterhin Demonstranten von der Polizei niedergeknüppelt. Mosley ist der festen Überzeugung, dass Gracia keinen Kontakt zu Regierungskritikern hatte: "Ich glaube nicht, dass er mit diesen Menschen hätte reden dürfen."

Der Unterschied zwischen China und Bahrain

Der Brite vermutet hinter den "zwei Gesichtern" des Königs auch den Versuch, das Formel-1-Rennen für Regierungszwecke zu benutzen, um der Öffentlichkeit eine heile Welt vorzuspielen. Genau darin sieht Mosley auch den Unterschied zu Sportveranstaltungen in Ländern wie China, wo die Menschenrechts-Lage auch alles andere als positiv ist. "Alle Sportveranstaltungen finden auch in Ländern statt, in denen man eine weniger als perfekte Menschenrechts-Situation vorfindet", erklärt er. "In diesem Fall ist das Problem aber, dass die Regierung diesen Grand Prix benützt, um den Eindruck zu vermitteln, dass alles im Land in Ordnung ist, was absolut nicht der Wahrheit entspricht. Er wird dadurch beinahe zu einem Instrument des Regimes, das die Menschen unterdrückt, die schlecht behandelt werden. Das geht über das Mass hinaus, das man als sportliche Institution akzeptieren kann."

Während Todt derzeit an einer Austragung des Rennens festhält, regt sich bei Fahrern, Teams und Bernie Ecclestone heftiger Widerstand. Der Formel-1-Zampano hatte gestern erklärt, dass die Lage in Bahrain möglicherweise schlimmer ist, als dies von der FIA dargestellt wurde, und dass eine Absage nach einer Faxabstimmung durch die Teams immer noch möglich ist.

Wieso Mosley ein Rennen ausschließt

Mosley hält es sogar für ausgeschlossen, dass der Wüsten-Grand-Prix ausgetragen wird. "Ich glaube nicht, dass die geringsten Chancen bestehen, dass dieser Grand Prix tatsächlich stattfindet", bestätigt er. Der neue Kalender sieht eine Verschiebung des Grand Prix von Indien ans Ende der Saison vor - dazu reicht aber die Absegnung des Weltrats nicht aus. "Der Weltrat hat zugestimmt, er organisiert die Veranstaltung", meint Mosley. "Die teilnehmenden Teams müssten aber ebenfalls einstimmig zustimmen - das ist Teil des Reglements, Artikel 66 des internationalen Sportgesetzes. Solange die Teams nicht schriftlich zustimmen, kann der Termin des indischen Grand Prix nicht verändert werden. Das ist nicht möglich."

Dass die Teams einem veränderten Kalender zustimmen, ist in Anbetracht der aktuellen Stimmungslage im Formel-1-Fahrerlager äusserst unwahrscheinlich. Zu gross ist die Ablehnung eines Rennens in Bahrain. Dazu kommt, dass durch eine Verschiebung des Indien-Grand-Prix auch die Strapazen für die Teammitglieder grösser werden. Dass aber vor allem Mosley massiv gegen den Golfstaat Bahrain Stellung bezieht, könnte auch einen anderen Grund haben. Der König von Bahrain war 2008 nach Mosleys Sex-Affäre der Erste, der den damaligen FIA-Präsidenten von einem offiziellen Termin ausgeladen hatte.

7.6.2011