Sutil über Rückspiegel und Hülkenberg

Adrian Sutil profitierte von den Kollisionen

in Spa-Francorchamps und hatte Glück, dass er nicht am Kopf getroffen wurde und lediglich seinen Spiegel einbüsste

Nach einem Dreher im Qualifiying konnte Adrian Sutil beim Rennen den Fehler wieder gutmachen. Von Startplatz 15 kämpfte sich der Deutsche auf Platz sieben vor und sicherte Force India damit wichtige Punkte. Die Startaufstellung bot reichlich Brisanz: "Es waren ein paar Autos auf ungewohnten Plätzen in der Startaufstellung. Ich habe ein spannendes Rennen erwartet. Wie immer war es aber wichtig, das Rennen erst einmal zu beenden", schildert Sutil gegenüber 'The Flying Lap'.

"Die erste Kurve ist eine sehr enge Haarnadel mit geringem Tempo. Es geht schnell und die Vorderräder blockieren. Dann ist man nur noch Passagier und kann das Auto nicht mehr stoppen und rutscht in ein anderes Auto. Man muss sehr vorsichtig sein", erkennt der Force-India-Pilot und erklärt weiter: "Ich sah, wie sich der Frontflügel von Bruno löste und wegflog. Er hat die Seite meines Autos getroffen und meinen Spiegel abgerissen, was sehr spektakulär aussah. Ich war glücklich, dass es nicht meinen Kopf getroffen hat", berichtet er froh und fügt scherzhaft an: "Ich brauche keine Spiegel, um schnell zu fahren. Ich konnte mich mehr auf die Autos vor mir konzentrieren und habe nicht zu viel in nach hinten geschaut." Viele Konkurrenten verloren durch die Berührungen in der ersten Kurve viel Boden. "Ich hatte Glück, dass ich nicht involviert war. Es ist schade, wenn man von einer solch tollen Startposition, wie die Toro Rosso, ins Rennen geht und dann jemand in dich fährt", so Sutil.

Sutil kritisiert Hülkenbergs Freitagsfahrten

Bisher waren die Freitagstests von Nico Hülkenberg kein Anlass zur Aufregung. Doch das änderte sich in Spa-Francorchamps, als er Stammfahrer Adrian Sutil damit um wertvolle Runden um Trockenen brachte. Durch die verregneten Trainings war es Sutil vergönnt, vor dem Rennen mit Slicks zu fahren. "Normalerweise ist es kein Problem. Nico hat den Deal, an den Freitagen zu fahren. Das gleiche Abkommen hatten wir vergangenes Jahr mit Paul", erklärt Sutil gegenüber 'The Flying Lap' und zeigt sich verständnisvoll: "Ich kann es nachvollziehen. Für einen jungen Fahrer ist es gut, im Auto Erfahrungen zu sammeln." Im Fall vom Grand Prix in Belgien aber war es laut Sutil unpassend: "In Spa war es ein wenig schwierig, weil das Wetter so unvorhersehbar war. Wir wussten nicht, wie sich die Wetterlage weiterentwickelt. Deshalb haben wir die Einheiten getauscht. Ich konnte am Morgen fahren, weil für den Nachmittag sehr viel Regen und Gewitter vorausgesagt wurde. Das Wetter war nicht besonders gut. Es war nass und ich konnte ein paar Runden fahren. Am Ende stellte sich heraus, dass es am Nachmittag trocken war. Das war die einzige trockene Sitzung vor dem Rennen. Ich war deshalb etwas unglücklich", berichtet der Force-India-Stammpilot und übt Kritik an der Entscheidung des Teams: "In solchen Situationen muss man als Team erkennen, dass es nicht besser ist, wenn der Testfahrer im Auto sitzt." Im Rennen sicherte der Deutsche einen starken siebten Platz und war damit sehr zufrieden: "Ich bin froh, dass es im Rennen dann trotzdem gut lief", erzählt Sutil. Dennoch wünscht er sich für die Zukunft ein konservativeres Verhalten: "Wir sollten unser Glück nicht allzu sehr herausfordern."

Keine Feindschaft zwischen Sutil und Hülkenberg?

Wer 2012 bei Force India fahren wird, ist noch nicht beschlossen. Es scheint, als ob Paul di Resta für kommendes Jahr gesetzt ist. Für das zweite Cockpit kommen sowohl Adrian Sutil als auch Nico Hülkenberg in Frage. Beide liebäugeln mit der Position des Stammfahrers. Der Kampf ums Cockpit scheint die Beziehung der zwei Deutschen aber offensichtlich nicht zu beeinflussen. "Wir kennen uns ja nun schon seit wir gemeinsam in der Speed Academy waren (Nachwuchsförderung der Post) und haben immer viel Spass gehabt", erinnert sich Sutil und schildert: "Den Konkurrenzkampf um das Cockpit blende ich deshalb aus. Das eine ist der Job, das andere privat." Trotz des Drucks findet Sutil lobende Worte für den Hauptkonkurrenten ums 2012er-Cockpit: "Er hat sich letztes Jahr bei Williams gut angestellt und eine weitere Chance verdient." Hintergrund: Hülkenberg musste im Traditionsteam von Frank Williams seinen Platz räumen, weil Pastor Maldonado durch seine Sponsoren interessanter war, was Sutil bedauert: "Schade, dass es oft nur ums Geld geht." Hülkenberg gibt das Kompliment seines Kollegen zurück: "Klar ist Adrian ein Fahrer, den ich besiegen will. Trotzdem essen wir abends oft zusammen und machen viele Witze. Ich habe definitiv realistische Chancen 2012 wieder Rennen zu fahren. Auch andere Teams zeigen Interesse. Aber ich habe mich bei Force India gut eingelebt und wenn das Team mich will, kommt ein Wechsel sowieso nicht infrage." Sutil fühlt sich auch sehr wohl im Team von Vijay Mallya und bittet um Geduld: "Wie lange ist Michael Schumacher bei Ferrari gewesen? Zehn Jahre! Wir sind auf einem guten Weg, sind derzeit das fünftstärkste Team, und das mit einem extrem kleinen Budget. Warum soll ich da wechseln? Natürlich höre ich mich auch woanders um, aber ich bin ein loyaler Mensch und mein erster Ansprechpartner wird Force India sein."

3.9.2011