Mosley kritisiert IndyCars

IndyCar-Tragödie:

Kann auch in der Formel 1 ein solcher Unfall passieren?

Die Formel 1 gilt nicht nur als Königsklasse des Motorsports, sondern auch als eine der weltweit sichersten Rennserien. Das ist auch ein Verdienst von Max Mosley, dem früheren Präsidenten des Automobil-Weltverbandes FIA. Mosley äussert sich nun kritisch gegenüber der amerikanischen IndyCar-Serie, in der Dan Wheldon am vergangenen Sonntag tödlich verunglückt ist.

"IndyCars sollten nicht auf Ovalen fahren", findet er. "Es ist eine amerikanische Tradition, die beruht aber auf dem veralteten Konzept, jede Geschwindigkeit zu erreichen, die notwendig ist, um die Steilkurve hinaufzuklettern. Das ist heutzutage einfach nicht mehr notwendig. Die Autos sind zu schnell für solche Überhöhungen, insbesondere für so steile." Die mit bis zu 360 km/h durchfahren werden, wie beim schicksalsreichen Rennen am Sonntag in Las Vegas. "Das Problem ist", kritisiert Mosley, "dass die IndyCar nicht auf Stand ist. Du kannst aber auch nicht entscheiden, dass du über Nacht alles verändern wirst." Dafür brauche es "wissenschaftliches Know-how", das man sich über Jahre hinweg aneignen muss. "Sicherheit in der Formel 1", erklärt der frühere FIA-Präsident, "war in der Formel 1 ein sich ständig wandelndes Thema. Für die IndyCar-Leute wird es nicht einfach, das zu meistern, aber es ist möglich."

Unabhängig von der Wheldon-Tragödie beschäftigt sich auch die Formel 1 weiterhin intensiv damit, die Sicherheit zu verbessern. Aktuell arbeitet das FIA-Institut unter der Präsidentschaft von Sid Watkins intensiv an Studien, die sich mit dem besseren Schutz des Cockpits beschäftigen. Anlass waren die Horrorunfälle von Felipe Massa beim Grand Prix von Ungarn und von Henry Surtees beim Formel-2-Rennen in Brands Hatch 2009. Eine Variante, die das FIA-Institut zur näheren Bearbeitung sogar schon an die Technische Arbeitsgruppe weitergeleitet hat, sind Cockpitkuppeln. Kürzlich wurde ein Praxisversuch durchgeführt, bei dem ein Formel-1-Rad mit 225 km/h in eine Motorsport-Schutzscheibe aus Polykarbonat geschleudert wurde und anschliessend auch in die Sicherheitskuppel eines F-16-Kampfjets. Letztere überstand das Experiment völlig unbeschadet.

"Das Ziel war einfach", schildert Projektleiter Andy Mellor: "Ein Formel-1-Rad samt Reifen, zusammengerechnet 20 Kilogramm schwer, zuerst in eine Polykarbonat-Windschutzscheibe und dann in eine Jet-Sicherheitskuppel aus speziell für die Luftfahrt entwickeltem Polykarbonat zu schleudern und zu messen, was passiert." Zur genaueren Auswertung wurde das Experiment mit Hochgeschwindigkeits-Kameras gefilmt. Ob Cockpitkuppeln in der Formel 1 schon bald eingeführt werden, steht aber auf einem anderen Blatt. Denn einerseits regt sich Widerstand bei den Traditionalisten, die sich so eine Regeländerung einfach aus optischen Gründen nicht vorstellen können, und andererseits gibt es auch rationale Fragen, die erst beantwortet werden müssen - zum Beispiel Sicht, Belüftung sowie Ein- und insbesondere Ausstieg bei Unfällen.

21.10.2011