Chandhok: Ich bin eben ein Profi

Karun Chandhok wird am Sonntag

nicht bei seinem Heimrennen an den Start gehen

Bis Mittwoch haben die indischen Formel-1-Fans auf einen Start ihres Helden Karun Chandhok bei der Premiere nahe Neu Delhi gehofft. Zu diesem Zeitpunkt, das verrät er im Interview, wusste der Sohn des indischen Motorsport-PräFrageenten schon lange, dass Lotus ihm diese Chance nicht geben wird. Dennoch gab der Ersatzfahrer seit Sonntag rund 40 Interviews, in denen er für sein Heimatland und das erste Formel-1-Rennen auf dem Subkontinent warb.

Diese Botschafter-Rolle erfüllt er weiter. Das Gerede vom Chaos vor Ort versteht er nicht. "Chaos?", fragt Chandhok. "Für mich ist das normal! Ich lebe hier." Im Gespräch schildert der indische Rennfahrer weitere Eindrücke zum neuen Formel-1-Land und dem dortigen Debüt der Königsklasse.

Frage: Karun, am Sonntag steigt die Formel-1-Premiere in Indien und viele Beteiligte beschweren sich über das Chaos im Umfeld. Wie empfindest du das stolzer Inder?


Karun Chandhok: Chaos? Für mich ist das normal! Ich lebe hier. Indien ist eben ein bisschen anders.

Was glaubst du, wie es deine Kollegen empfinden?

Ich habe mit nahezu allen nach ihrer Ankunft gesprochen, gerade eben noch mit Sebastian Vettel und Michael Schumacher. Sie alle sind glücklich, hier zu sein.

Dies gilt offenbar vor allem in Bezug auf die Strecke, die der Deutsche Hermann Tilke entworfen hat ...

Ja, die Strecke ist fantastisch. Ich habe das hier von Anfang an als Botschafter begleitet. Ich war alle drei Wochen hier, habe jeden Entwicklungsschritt gesehen. Ich muss sagen: Ich bin schwer beeindruckt, was hier entstanden ist. Und alle Kollegen sind absolut beeindruckt vom Layout.

Du selbst warst in dieser Woche der gefragteste Mann. Wie ist es, als Ersatzfahrer plötzlich prominenter zu sein als Sebastian Vettel?

Es war schon anstrengend. Ich bin am Sonntag angekommen, seitdem habe ich etwa 40 Einzelinterviews gegeben, dazu noch einige Gruppengespräche. Aber ich tue es gern, denn ich bin sehr stolz, diesen historischen Moment für den indischen Sport mitzuerleben.

Am Dienstag wurde bekannt, dass du ihn nicht auf der Strecke erleben wirst. Wie groß ist deine Enttäuschung?

Sie ist schon sehr gross, aber ich kann das Team verstehen. Seit Dienstag habe ich unzählige Mails von Fans bekommen, das hat mich sehr bewegt.

Wann hast du erfahren, dass Lotus dir dieses Erlebnis verweigert?

Vor etwas mehr als einer Woche.

Das heisst, du hast während all dieser Interviews schon gewusst, dass du nicht fahren darfst und hast all dies unterdrückt und dich hoffnungsvoll gegeben?

Was soll ich tun? Ich bin eben Profi.

27.10.2011