Spezial-Wäsche schützte Heidfeld vor Feuer

Heidi brennt

Die Formel-1-Piloten tragen spezielle Unterwäsche, die sie im Brandfall vor Verbrennungen schützt – wie jetzt Nick Heidfeld beim GP in Ungarn.

Millionen von Formel-1-Fans stockte am Sonntag beim GP Ungarn auf dem Hungaroring in der 24. Runde der Atem. Kaum raste Renault-Pilot Nick Heidfeld (34) nach seinem zweiten Gummiwechsel aus der Boxenstras­se, loderten Flammen aus seinem Heck. Der Auspuff war zu heiss geworden. Heidfeld, der nur an 19. Stelle lag, lenkte den Wagen nach rechts auf die Wiese. Sofort umhüllte ein Flammenmeer den immer noch sieglosen GP-Piloten und dreifachen Familienvater, der in Stäfa ZH wohnhaft ist.

Heidfeld hörte hinter sich eine Explosion. «Diesmal ist es auch richtig heiss geworden im Cockpit!», sagte der Deutsche. Bereits im Barcelona-Training war sein schwarzer Bolide im Mai fast abgefackelt worden. Heidfeld: «Aber in Ungarn wusste ich, da musst du so schnell wie möglich raus!» Kaum war er aus dem Renault gehüpft, tauchten die Helfer mit ihren Feuerlöschern auf. Nick rannte davon, sein Auto verschwand in einer Schaum- und Rauchwolke.

Heidfeld kam beim Unfall ohne Verbrennungen davon. Mit Blick auf seinen schwarzen Rennoverall meinte Heidfeld danach: «Der Anzug war vorher schon schwarz.»

Vor schweren Verbrennungen bewahrt hat Heidfeld eine spezielle, feuerfeste Unterwäsche, die heute alle Formel-1-Piloten während des Rennens tragen müssen. Dazu gehören T-Shirt, Boxershorts, Socken und eine Gesichtsmaske. Die gesamte Unterwäsche besteht aus der feuerfesten Nomex-Faser. Dies ist eine synthetische Faser, die nicht brennt, sondern verkohlt. In langwierigen Tests wird sichergestellt, dass das Material absolut feuerfest ist. Eine 300 bis 400 Grad heisse Flamme wirkt dabei aus drei Zentimetern Entfernung auf das Material ein. Nur wenn es mindestens 10 Sekunden lang nicht anfängt zu brennen, ist es für die F1-Overalls zugelassen.

Ein fertiger Overall – aus drei Schichten Nomex-Fasern – wird einer Hitze von 600 bis 800 Grad ausgesetzt und muss mindestens elf Sekunden lang den Fahrer schützen können, bevor der kritische Wert von 41 Grad im Inneren des Anzugs überschritten wird. Die auf den Leib geschneiderten Overalls kosten pro Exemplar rund 1500 Franken. Ein Vorteil der Nomex-Faser ist auch deren leichtes Gewicht. Ein Overall wiegt im Schnitt nur etwa zwei Kilogramm.

Die ersten feuerfesten Overalls der Formel 1, aus speziellem Material der Nasa, wurden übrigens ab 1979 von Andretti, Reutemann oder Lauda getragen. Auslöser dafür war der Horrorfeuerunfall von Lauda drei Jahre zuvor, bei dem sich der Österreicher schwer verbrannte.

3.8.2011