Buemi - der Mann des Hungaroring-Rennens

Buemi von Platz 23 zu vier WM-Punkten Glücklich im Doppelpack:

Sébastien Buemi mit seinem Vater Antoine. «Ich gab wirklich alles, war immer am Limit – und oft darüber

Wer in der ersten Runde neun Autos überholt, muss so schnell sein wie GP-Ehrengast Asafa Powell (28). Der Jamaikaner lief am Samstag in Budapest 100 m in 9,86. Sébastien Buemi (22) hatte aus der letzten Startreihe im Toro Rosso-Ferrari den Turbo gezündet. Die zahllosen Negativ-Erlebnisse in den letzten drei Rennen hatte der Waadtländer in positive Energie umgewandelt. «Niederlagen machen mich nur stärker. Und ich bin so selbstbewusst, dass mich keine Kritik umbringt.­ Buemi gehört zu den schnellsten Fahrern im Feld!»

Wer so redet, der hat auch um seine Zukunft keine Angst. «Du bekommst immer wieder eine Chance – du musst sie dann einfach einmal nutzen.» Und Buemi zündete sein Feuerwerk am Tag vor dem 1. August. «Schade, dass unser Auto nicht so schnell auf den Geraden ist. So musste ich Di Resta vorbeilassen.»

Nach 70 Runden fehlten dem Schweizer 0,9 Sekunden auf Platz sieben und den Schotten im Force India. Und hinter ihm versuchte Rosberg vergeblich den Silberpfeil an Buemi vorbeizuzwängen. «Auch Nico war auf den Geraden schneller, aber dann musst du dich eben in den Kurven wehren …» Was machte Buemi bei der Zieldurchfahrt? «Da habe ich mehrmals ‹enfin, enfin› gebrüllt – und dann auf italienisch nur noch ‹grazie, grazie› geschrien. Für mein ganzes Team. Die haben immer an mich geglaubt. Endlich konnte ich ihnen wieder etwas zurückgeben.»

Technik-Direktor Ascanelli, ein Kettenraucher, hatte Tränen in den Augen. Teamchef Tost konnte es fast nicht glauben: «Das war unser 100. Rennen in der Formel 1 – und wir haben beide Autos in den Punkten.» Alguersuari, als 16. gestartet, kam als Zehnter ins Ziel. Und weil auch beide Red Bull punkteten, jubelte der Salzburger Dosen-Milliardär Mateschitz 2011 zum zweiten Mal nach Kanada noch lauter: wieder alle vier Autos in den Top Ten!

Buemi zu BLICK: «Jetzt kann ich meine Ferien wirklich geniessen. Und noch oft an die vielen heiklen Situationen im Rennen denken. Ich gab wirklich alles, war immer am Limit – und oft darüber. Egal, ob es nass oder trocken war. Denn ich brauchte endlich ein solches Resultat. Und mit zwölf Punkten lässt es sich in den letzten acht Rennen besser leben.»

Auch Papa Antoine war zufrieden: «Pech war nur, dass Séb mit dem ersten Satz Reifen bald ein Untersteuern bekam. Erst als man beim Stopp den Frontflügel verstellte, ging es wieder richtig zur Sache.» Nun, die Top Sechs der drei Spitzenteams sind auch mit ausserirdischen Leistungen nicht zu gefährden. Also ist der 7. Platz immer auch ein grosser Sieg. Super-Buemi fehlten dazu keine 15 Meter …

3.8.2011