Ist Renault Heidfelds einzige Chance für 2012?

Nick Heidfeld hofft,

dass seine Karriere in der Formel 1 noch nicht dem Ende zugeht

Nick Heidfeld ist daran gewöhnt, hinsichtlich seiner Zukunft lange im Dunkeln zu tappen, aber diesen Sommer stehen seine Chancen auf ein Formel-1-Cockpit für nächstes Jahr besonders schlecht. Denn de facto ist seine einzige Möglichkeit ein Verbleib bei Renault, doch danach sieht es nach den kritischen Kommentaren von Teamchef Eric Boullier nicht aus.

Grundsätzlich sei "schwer zu sagen", ob Renault seine beste Chance ist, sagt Heidfeld. Klar ist aber, dass alles von Robert Kubica abhängt. Nicht nur ob, sondern auch wie der Pole nach seinem schweren Rallye-Unfall im nächsten Jahr ein Comeback geben kann, wird über die Zukunft des Deutschen entscheiden. Denn wenn Kubica rechtzeitig zu alter Form zurückfindet, ist für "Quick Nick" definitiv kein Platz mehr.

Renault wartet auf Kubica

Das ist Heidfeld durchaus bewusst: "Nach allem, was ich weiss, hat Witali einen festen Vertrag für nächstes Jahr, also kommt es auf Robert an", bestätigt er. "Bei einigen Teams ist die Tür schon zu. Hier bei Renault kommt es mit Sicherheit stark drauf an, was bei Robert passiert, ob er eine schnelle Genesung hat." Darüber will sich Teamchef Eric Boullier eigenen Angaben nach "im September" ein genaueres Bild machen. Ursprünglich hatte er das für August geplant gehabt.

Alternativen sind diesen Sommer rar: Bei den vier Topteams sind alle Cockpits so gut wie sicher vergeben, Sauber macht mit Kobayashi/Perez weiter, Force India hat mit Nico Hülkenberg einen Ersatzmann, falls einer der Stammfahrer rausgeschmissen werden sollte. Bei Toro Rosso steht schon Daniel Ricciardo in den Startlöchern, eine Rückkehr zu Williams gilt als unwahrscheinlich und die drei "neuen" Teams kommen tendenziell eher nicht in Frage. Sinn ergeben würde aber ein Wechsel zu BMW in die DTM, denn der Münchner Automobilhersteller benötigt noch ein prominentes Zugpferd für den Fahrerkader - und ein Deutscher, den man schon kennt, würde natürlich ideal passen. Aber: "Das ist nichts, was ich im Moment ganz oben auf meiner Prioritätenliste habe - da ist ganz klar die Formel 1 im Vordergrund", gibt Heidfeld zu Protokoll. Sein Management zieht diese Variante aber sehr wohl in Betracht, wie man hört.

Chancen nur noch gering

Die meisten Paddock-Insider sehen es inzwischen als unwahrscheinlich an, dass Heidfeld auch 2012 Formel 1 fahren wird, weil Renault praktisch seine einzige Chance ist - und selbst wenn Kubica nicht zurückkehren sollte, könnte ihm Grosjean vorgezogen werden. Der Franzose überzeugt derzeit in der GP2 und wird von Gravity Sport gemanagt, dem Juniorteam von Genii Capital, den Eigentümern des Renault-Rennstalls. "Man muss ganz einfach sagen, dass Grosjean dieses Jahr einen guten Job macht", sieht Heidfeld ein. "Er war schon mal in der Formel 1, hat sich damals schwer getan. Jetzt hat er mit Sicherheit mehr Erfahrung. Ist eh nicht meine Entscheidung. Ich muss auf der Strecke das tun, was ich kann, mit dem Team gut arbeiten, möglichst viele Punkte rausholen, was ich glaube ich mache, und dann das Qualifying perfektionieren. Mehr kann ich nicht machen."

3.8.2011