Button möchte Vettel in jedem Rennen schlagen

Jenson Button will Sebastian Vettel

auch in Spa in die Schranken weisen

McLaren-Pilot Jenson Button sieht sich im Vorfeld des Grand Prix von Belgien als gegenwärtiger WM-Fünfter einem 100-Punkte-Rückstand auf WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel ausgesetzt. Mit einer Fortsetzung des Trends der zurückliegenden fünf Rennen, von denen McLaren drei gewinnen konnte, glaubt der Brite jedoch nach wie vor an eine Trendwende im WM-Kampf.

"Wir hatten zum Ende der ersten Saisonhälfte einige starke Rennen", sagt Button und fügt an: "Nach der Sommerpause sind wir jetzt bereit, dort weiterzumachen, wo wir mit dem Sieg in Ungarn aufgehört haben. Wir haben die Pause mit reichlich Simulatorarbeit verbracht und sind zuversichtlich, auch hier in Spa um den Sieg kämpfen zu können. Drei Siege aus fünf Rennen ist sicher keine schlechte Bilanz", stellt der Weltmeister des Jahres 2009 heraus und erinnert: "Beim vergangenen Rennen hatten Lewis und ich was die Performance im Rennen betrifft, das gesamte Feld im Griff. Jetzt freuen wir uns auf Spa, wo Lewis im Vorjahr gewonnen hat und ich auf Platz zwei lag, bis ich von einem gewissen deutschen Fahrer (Sebastian Vettel) abgeschossen wurde, der seither allerdings keinen allzu schlechten Job gemacht hat (lacht)." Für das McLaren-Duo kommt es laut Button nun darauf an, Vettel in Spa "wieder einige Punkte abzunehmen". Damit dies am Wochenende gelingen kann, ist es nach Ansicht Buttons nicht zwangsläufig notwendig, bereits am Samstag vor Red Bull zu liegen. "Das Qualifying ist zwar wichtig, dank der langen Geraden nach Eau Rouge und des Einsatzes von DRS sollte das Überholen allerdings nicht allzu schwer fallen. Das größere Problem wird wohl eine für Qualifying und Rennen passende Getriebeübersetzung werden. Wir müssen am Samstag nicht zwangläufig vor den Red Bull stehen", sagt Button mit Blick auf die erwiesene Stärke des Weltmeisterteams im Qualifying. "Abgerechnet wird am Sonntag, das haben wir bei den zurückliegenden Rennen schon mehrfach gezeigt."

Hoffnung auf ein trockenes Rennen

Für Spa hat McLaren zudem einen neuen Heckflügel im Gepäck, der speziell im Hinblick auf die niedrigen Abtriebswerte auf dem belgischen Kurs einen Vorteil darstellen sollte. "Damit DRS effizient funktioniert, braucht es in erster Linie eine Menge Abtrieb, der vom Auto kommt", weiß Button. "Abgesehen von Montreal ist Spa die Strecke mit den geringsten Abtriebswerten in der bisherigen Saison. Wir sind jedoch nicht das einzige Team, das hier mit einem Upgrade erscheint", ist sich er Brite sicher. "Der neue Flügel sollte unser Auto definitiv schneller machen. Ich erwarte aber auch von den anderen Teams entsprechende Schritte in Richtung niedrigen Abtrieb, auch wenn zwei Wochen lang nicht an den Autos gearbeitet werden durfte", setzt Button fort. Sowohl Red Bull als auch Ferrari werden nach Ansicht des McLaren-Piloten auch in Spa wieder zu den Schnellsten gehören. "Ich erwarte daher ein interessantes Wochenende, zumal wir am Freitag wohl nicht viel bei Trockenheit werden fahren können", sagt Button mit Blick auf die Wettervorhersage für die Ardennen.

Für den Sonntag hofft Button, dass der Himmel seine Toren geschlossen halten wird. "Unser Auto ist inzwischen schnell genug, um nicht auf Regen angewiesen zu sein", hält er fest und ergänzt: "Wenn es regnet, macht es die Sache für dich in einem schnellen Auto nur schwieriger, da es zum einen den anderen Teams erlaubt, einen guten Kniff in Bezug auf die Strategie zu landen und zum anderen die Gefahr von eigenen Fehlern erhöht. Ich könnte mit einem trockenen Rennen sehr gut leben." Der Kurs in Spa ist ohnehin auch bei Trockenheit ein grosse Herausforderung, wie Button betont: "Jeder Fahrer kommt gern nach Spa. Zum einen hat der Ort eine lange Geschichte. Zum anderen macht die Strecke unheimlich viel Spaß, da sie sehr flüssig zu fahren ist. Wenn du als Rennfahrer beginnst, gehört Spa ganz sicher zu den Strecken, auf denen du gern einmal mit einem Formel-1-Boliden fahren würdest. Wenn du dann tatsächlich durch Eau Rouge oder durch Blanchimont fährst, weisst du, dass es in der Tat so gut ist, wie du immer geträumt hast", schwärmt Button. "Allein die Tatsache, dass es hier nicht nur eine herausstechende Kurve gibt zeigt, wie besonders Spa ist. In Bezug auf das Layout ist dieser Kurs weltweit ganz vorn dabei."

McLaren in besserer Position als Webber

Was seine eigenen WM-Chancen betrifft, so hat Button noch nicht aufgegeben. "Angesichts von 100 Punkten Rückstand wird es für mich realistisch betrachtet natürlich sehr schwierig werden. Ich habe mir gestern das letztjährige Saisonfinale in Abu Dhabi noch einmal angesehen. Damals hat Sebastian trotz eines Rückstands von 15 Punkten noch die Weltmeisterschaft gewonnen. So gesehen ist bei noch acht ausstehenden Rennen noch nichts verloren." Dafür muss er Vettel allerdings bei jedem Rennen schlagen, wie Button zugibt. "Das ist meiner Meinung nach absolut möglich. Die zweite Saisonhälfte ist für den WM-Spitzenreiter nie einfach, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen", erinnert er an die Saison 2009, als er seine fünf Saisonsiege auf dem Weg zum Titel allesamt in den ersten sieben Rennen des Jahres einfuhr. In puncto WM-Chancen sieht sich der McLaren-Pilot jedenfalls in einer besseren Position als der derzeitige WM-Zweite Mark Webber. "Grundsätzlich ist natürlich derjenige in der besten Position, der am dichtesten dran ist. Das Problem für Mark ist allerdings, dass auch Sebastian schnell sein wird, wenn der Red Bull schnell ist. Insofern macht es das für Mark schwieriger", ist Button überzeugt. "Wir hingegen haben bei den zurückliegenden Rennen gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind. Wenn wir diesen Trend fortführen können, sehe ich für uns die besseren Chancen, Sebastian zu schlagen, als Mark sie hat", setzt der Brite fort und mahnt: "Wir dürfen aber auch Fernando nicht vergessen. Er hat mit einem schnellen Auto ebenfalls gute Chancen, da ihn sein Teamkollege wohl kaum überholen wird."

Sicher ist sich Button hingegen bezüglich einer Tendenz für die beiden anstehenden Rennen. "Wer in Spa ein schnelles Auto hat, wird auch in Monza gut aussehen, da die Streckencharakteristik ähnlich ist. Die kommenden beiden Rennen werden daher sehr wichtig werden, bevor es wieder auf die Strecken mit mehr Abtrieb geht. Ich kann nur hoffen, dass Sebastian bei den verbleibenden Rennen alles auf Sieg setzen wird und nicht auf Ankommen fährt. Dann erwarte ich einen spannenden Kampf." Für diesen sieht sich Button nach der Sommerpause gut gerüstet: "Ich habe einige Tage auf Hawaii verbracht. Im Anschluss war ich für ein paar Tage in Südfrankreich und schließlich auf der Hochzeit eines Freundes in Großbritannien, wo ich eine Rede halten musste. Ich muss gestehen, dass mir die Interviews über die Formel 1 wesentlich leichter fallen, als eine Rede über den besten Kumpel."

20 Jahre Formel 1 heutzutage nicht mehr möglich

Im Hinblick auf das 20-jährige Formel-1-Jubiläum von Michael Schumacher an diesem Wochenende hält Button fest: "Ich kann mich noch gut an seinen ersten Auftritt im Jordan erinnern. Das Rennen habe ich damals vor dem Fernseher verfolgt. Als ich im Jahr 2000 in der Formel 1 debütiert habe, hatte Michael bereits mehrere WM-Titel auf dem Konto. Vor meiner aktiven Karriere habe ich allerdings wenig bis gar nichts über Michael gewusst, da zu dieser Zeit Alain Prost, Ayrton Senna und Nigel Mansell die Schlagzeilen beherrschten." Dass seine eigene Karriere in der Königsklasse einmal 20 Jahre umfassen wird, hält Button für ausgeschlossen. "Abgesehen von Michael selbst und Rubens wird wahrscheinlich jeder Fahrer antworten, dass dies nicht möglich ist", sagt er. "Vor zehn Jahren hätten wahrscheinlich auch Michael und Rubens nicht gedacht, dass es möglich ist, 20 Jahre in der Formel 1 zu verbringen. Die Zeiten haben sich geändert. Ungeachtet dessen ist es sicher schwierig, von einer Sache, die du mit ganzem Herzen betreibst, vollständig los zu kommen."

25.8.2011