Sauber C30: Der Reifenflüsterer

Sauber C30:

Der mit den Reifen flüstert

Als Sergio Perez zum Auftakt in Melbourne mit nur einem einzigen Reifenwechsel über die gesamte Distanz kam, rieben sich viele Beobachter verwundert die Augen. Wenige Tage zuvor hatte man noch lautes Wehklagen gehört. In der Boxengasse von Barcelona beim abschliessenden Test hiess es: Wie soll man mit diesen Gummis über die Runden kommen?

Sauber erbrachte schon in Melbourne des Beweis, dass man mit einem entsprechend konzipierten Auto sehr schonend mit den italienischen Pneus umgehen kann, und dabei auch noch schnell ist. In Sepang folgte prompt Teil zwei der sauberen Reifenflüster-Show. Kamui Kobayashi musste nur zwei neue Reifensätze holen, während die Spitze teils deutlich häufiger an der Box war.

"Wir sind da auf der schonenderen Seite", freut sich Sauber-Technikchef James Key. Der schonende Umgang mit den Reifen ist offenbar seit einiger Zeit eine Sauber-Stärke. "Das war auch mit Bridgestone im Vorjahr schon so", berichtet der Brite. Lächelnd fügt er hinzu: "Als im Winter alle über den Verschleiss gejammert haben, war der bei uns halbwegs erträglich." Ab diesem Moment wusste man bei Sauber, dass man beim C30 etwas richtig gemacht hatte.

"Als ich im Vorjahr hier ankam, fiel mir auf, dass das Auto sehr steif und sehr robust ist. Wenn du dann ein neues Auto entwickelst, willst du es noch steifer und noch leichter machen", erklärt Key die Herangehensweise beim Bau des C30. Er habe diese Grundkonzeption auf das Jahr 2011 unbedingt übertragen wollen. "Vielleicht spielt das eine Rolle, ich weiss es aber nicht."

"Es gibt auch andere Eigenschaften, die die Jungs in der Fabrik nicht ohne Grund vorschlagen. Kann schon sein, dass das damit etwas zu tun hat", drückt sich der Ingenieur kryptisch aus. Sauber setzte darauf, den neuen Boliden in puncto Setup variabel zu halten. "Wir haben auch ganz bewusst darauf hingearbeitet, den C30 so flexibel wie möglich zu bauen, um diese Reifen auf jeden Fall zum Arbeiten zu bekommen."

Wer seine Reifen schont, der kann allerdings auch mal Probleme bekommen. Jenson Button weiss davon ein Lied zu singen. Der Weltmeister von 2009 gilt als Reifenflüsterer, bekam die Pneus aber aufgrund dessen in manchen Fällen auch nicht so schnell ins optimale Betriebsfenster. "Kann schon sein, wenn die Temperaturen niedrig sind", zuckt Key mit den Schultern.

"Hier in Sepang war schon die erste Runde mit dem Option unsere schnellste, aber in Melbourne war es zum Beispiel die dritte. Es gibt also Vor- und Nachteile", gibt er offen zu. Diese negative Kehrseite könne man allerdings nur bei kühlen Aussentemperaturen entdecken. "Hier war das Aufwärmen berraschend nicht das geringste Problem. Erste Runde und wir waren auf Tempo", grinst der Sauber-Mann.

11.4.2011