Rain Drops Keep Falling On My Head

Japan bringt der Formel 1 nicht nur oft spannende Rennen, sondern den Piloten ab und zu zusätzliche Freizeit. Schon 2004 musste man auf die Qualifikation in Suzuka wegen eines drohenden Taifuns auf den Sonntag verschieben, in diesem Jahr ebenso. Starker Regen lässt die Zeitenjagd am Samstagnachmittag nicht zu. Sogar bei vorsichtigen Erkundungsrunden im Safety-Car erlebte Bernd Mayländer Aquaplaning.

"Ganz, ganz schwierig", sagt der Deutsche, der einige Runden mit dem Mercedes SLS drehte. "Meine Einschätzung ist, dass man heute nicht mehr fahren kann. Es gibt viele Bäche, die über die Strecke fliessen." Mayländer hatte Alexander Wurz mit an Bord, der in Japan als vierter Rennstewart agiert. "Für Formel-1-Autos ist es nicht fahrbahr. Es gibt viel zu viel stehendes Wasser", erklärt der Österreicher.
"Die Autos sind für solche Bedingungen nicht gebaut. Es wäre viel zu gefährlich. Wenn man mich nach meinem österreichischen Hausverstand fragt: Wir können zusammenpacken und heimgehen", sagt der Ex-Grand-Prix-Pilot. "Sogar Bernd Mayländer kommt trotz der ganzen Fahrhilfen im SLS ins Schwitzen", meint Michael Schumacher, der bestens gelaunt wartet. "Wir haben den Spass nicht verloren", so der Mercedes-Star.

"So muss man damit umgehen. Wir können nichts tun. Ausser Bootfahren wir heute nicht viel passieren", lacht Schumacher. Gleichzeitig schallt Applaus durch die Boxengasse. Das Red-Bull-Team hat aus Technikteilen und Getränkedosen schnell ein Boot gebaut und lässt es in den Pfützen der Boxengasse schwimmen: das zweitschnellste Gefährt des Tages - nach dem Safety-Car.

"Die Sonne blendet mich, auf dem vielen Wasser reflektiert das so", scherzt Nick Heidfeld und präsentiert sich mit einer grossen Sonnenbrille. "Wir können nicht fahren. Solch ein Aquaplaning wie beim Safety-Car habe ich noch nie gesehen", sagt der Sauber-Pilot. "Ich gehe davon aus, dass wir heute nicht mehr fahren, denn es soll noch mehr Regen kommen. Dann fahren wir eben morgen Vormittag."

"Heute Vormittag sind auch nur alle rumgeiert", sagt Heidfeld. "Ich habe es probiert, weil wir wissen wollten, wie die Bedingungen sind", erklärt Timo Glock, der sich am Samstagmorgen auf die Bahn getraut hatte. "An vielen Stellen lief so viel Wasser über die Strecke, sodass es undenkbar war, dort zu fahren. Es war mehr Schwimmen als Fahren. Ich bin auf der Start-Ziel-Geraden im fünften Gang nur geschwommen - viel zu gefährlich."

"Wir wissen alle, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass wir heute noch fahren", sagt der Hesse, der fest vom Qualifying am Sonntag ausgeht. "Wir stehen hier und warten. Vielleicht spielen wir später noch ein bisschen Poker - mal gucken." Nico Rosberg hat es sich unterdessen ebenfalls bereits gemütlich gemacht. "Wir müssen aufpassen, es ist viel zu gefährlich. Das Problem sind die regelrechten Flüsse. Momentan ist die gesamte Strecke ein einziges Aquaplaning."

"Die FIA hat viel Erfahrung", so Rosberg. "Die wissen genau, bei wie viel Wasser man fahren kann. Das Safety-Car fährt immer mal wieder raus. Vielleicht macht man mal kurz die Ampel auf grün. Dann fahren wir raus und schauen uns das mal an. Dann können wir per Funk sagen, ob es geht oder nicht. Der Charlie Whiting wird uns zuhören und dann entsprechend entscheiden."

Ein Blick in die dichten grauen Wolken und auf das japanische Regenradar zeigt: Regen, Regen, Regen. Das Qualifying wird wohl am heutigen Tag nicht mehr stattfinden können. "Normalerweise hat man am Sonntagmorgen recht viel Zeit, es gibt nur kleine Meetings und ein paar PR-Termine. Früher hatten wir das Warmup, aber jetzt haben wir nicht viel zu tun. Das ist alles kein Problem", nimmt es Heidfeld locker.

Background-Sound: Rain Drops Keep Falling On My Head

9.10.2010