Renault rechnet mit Regen in Ungarn

Die bisherigen Leistungen von Witali Petrow

waren durchweg positiv

Für Renault endete das Rennen in Deutschland mit einem mageren Punkt durch Witali Petrow. Nick Heidfeld fiel nach einer Kollision mit Sebastien Buemi aus und war wenig begeistert: "Der Nürburgring war nicht das, was ich mir vorgenommen habe. Vor dem Rennen dachte ich, dass wir Punkte holen können. Aber bereits in der ersten Runde hatte ich einen Zwischenfall mit Paul (di Resta). Meine Vorderräder blockierten und ich konnte die Berührung nicht vermeiden."

"Dann war ich am Ende des Feldes und konnte schnelle Positionen gutmachen. Das Tempo in dieser Phase war gut, auch wenn klar war, dass es ein schwieriges Rennen werden würde", berichtet Heidfeld, der in der zehnten Runde ausfiel: "Ich lag an 16. Stelle und wusste, dass das Tempo nicht schlecht war. Man weiss ja nie, was in einem Rennen noch passiert. Dann schloss ich auf Sebastien (Buemi) auf, der vor der Schikane die linke Seite dicht machte, was okay war. Ich bin auf die rechte Seite gefahren, um ihn zu überholen. Dann ist er ebenfalls nach rechts gefahren und hat mich ins Gras gedrückt und ich bin abgehoben. Zum Glück habe ich mich nicht verletzt. Aber es war ein enttäuschendes Ende bei einem Rennen, das ich gerne gut abgeschlossen hätte", bedauert d er Deutsche.

Verbesserungen nach Silverstone

Dennoch sichtet Heidfeld Fortschritte im Team: "Wenn wir unser Qualifiying von Silverstone mit dem vom Nürburgring vergleichen, dann erkennt man eine Verbesserung. In England haben wir uns als 14. und 16. qualifiziert. Es geht also in die richtige Richtung. Momentan fühlt es sich aber immer noch nicht gut genug an, doch wir arbeiten unermüdlich daran. Was mich optimistisch stimmt ist, dass wir im Windkanal einen erheblichen Fortschritt sehen. Jetzt geht es nur noch darum, die Teile schnell ans Auto zu bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Wochenende ein paar Änderungen haben werden. Darüber hinaus werden wir in Spa und Monza weitere großartige Upgrades haben", schildert der Mönchengladbacher, der bisher in Budapest gut zurecht kam: "Budapest ist eine meiner Lieblingsstrecken. Ich geniesse das Fahren dort und bisher lief es immer recht gut, wenn ich dort gefahren bin. Deshalb hoffe ich, dass es dieses Wochenende nicht anders sein wird. Ich bin bereits zwei Mal aufs Podium gefahren und habe gute Erinnerungen an diesen Ort. Normalerweise sind die Bedingungen immer sehr heiß, aber wir hatten kurz einen Blick auf den Wetterbericht geworfen und aktuell besteht die Chance auf Regen", stellt er fest.

Ungarn war Kubicas "Heimrennen"

Für Robert Kubica war Ungarn immer das inoffizielle Heimrennen. "Mir ist bewusst, dass viele polnische Fans zum Rennen kommen. Das wird eine zusätzliche Motivation für mich, weil ich Roberts Auto fahre", merkt Heidfeld an, der sich dieses Mal besonders stark auf die Qualifikation konzentrieren wird: "Das Qualifiying wird durch die wenigen Überholmöglichkeiten eine entscheidende Rolle spielen. Dennoch sollte uns DRS ein wenig helfen. Es ist eine kurvenreiche, enge Strecke. Der Asphalt hat normalerweise viel Grip. Dadurch macht das Fahren sehr viel Spass. Hoffentlich haben wir ein paar neue Teile, die unser Tempo verbessern. Wir wollen vor der Sommerpause ein gutes Ergebnis. Es würde unserer Moral gut tun, wenn wir auf einem Hoch in die zweite Saisonhälfte gehen. Sollte das nicht klappen, wäre das aber nicht das Ende der Welt", erklärt der Renault-Pilot, der für alle Budapest-Besucher eine Empfehlung hat: "Es gibt einen guten süßen Wein, der 'Tokaji' heisst."

Ganz so präzise fällt der Gastrotipp von Teamkollege Petrow nicht aus: "Budapest ist eine sehr internationale Stadt. Deshalb gibt es ein Vielzahl an guten Restaurants", berichtet der Russe, der am Nürburgring einen WM-Punkt holen konnte: "Ich habe einen weiteren Punkt geholt, aber wir sollten viel mehr Punkte holen. Wir haben vergangenes Wochenende ein paar gute Entwicklungen mitgebracht. Vielleicht fehlte uns ein wenig das Glück und wir konnten unsere Chancen nicht nutzen. Es ist spürbar, dass andere Teams ernsthaft mit uns kämpfen. Dazu zählen Force India und Sauber. Wir müssen die Initiative ergreifen und einen Schritt nach vorne machen, um vor diesen Teams zu bleiben. Wir wollen in der Konstrukteurswertung Vierter werden und um das zu realisieren, müssen wir das Ergebnis von Deutschland verbessern", analysiert er und erkennt einen Strategiefehler in der Renaulttaktik: "Wenn man sich das Rennen ansieht, dann stellt man fest, dass ich nicht zeitig genug in die Box kam, um mit der Gruppe vor mir zu kämpfen. Dadurch habe ich ein paar Positionen verloren."

Die Suche nach der Form

Seit der Zwischengas-Diskussion scheint Renault weit weg von der Form der ersten Rennen. Petrow schildert seine Sicht der Dinge: "Es war gut, dass die Auspuff-Situation, die in Silverstone viele Diskussionen verursacht hat, geklärt wurde. Aber das allein reicht nicht, um uns dorthin zu bringen, wo wir sein sollten. Wir sollten mit den Teams an der Spitze kämpfen, weil wir ein Topteam sind. Wir haben einige Updates mit nach Deutschland gebracht. Es gibt keinen Zweifel, dass sie nicht geholfen hätten. Aber wir müssen weiter Druck machen, um sicherzustellen, dass wir dahin zurückkommen, wo wir sein sollten. Wir erinnern uns alle daran, dass unser Saisonstart sehr gut verlief. Dann hatten wir einen erkennbaren Abfall und haben einige Punkte verloren", so Petrow.

Probleme gab es vor allem bei der aerodynamischen Entwicklung. Ein neuer Windkanal soll nun Besserung bringen. "Wir hatten einige Herausforderungen mit den Aero-Paketen. In der Sommerpause werden wir das und andere Dinge analysieren. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Saison in der zweiten Saisonhälfte eine Belebung erfährt. Daran arbeiten wir alle sehr hart", kündigt er an. Vergangenes Jahr fuhr Petrow mit Position fünf am Hungaroring sein bestes Saisonergebnis ein. Deshalb kommt er mit guten Erinnerungen nach Ungarn: "Der Kurs in Budapest ist grossartig. Ich habe gute Erinnerungen an meine GP2-Zeit. Ich habe dort mein erstes Rennen gewonnen. Deshalb ist es toll, zurückzukommen. Die Atmosphäre ist durch die vielen Zuschauer fantastisch. Es gibt viele Russen in Budapest. Ich werde alles mir mögliche unternehmen, um dem Team ein gutes Ergebnis zu bescheren. Der Kurs ist sehr technisch und man benötigt ein passendes Setup, um erfolgreich zu sein. Es gibt lediglich zwei Hochgeschwindigkeitskurven, aber der Rest ist sehr technisch. Die Abstimmung ist sehr wichtig in Budapest", untermauert der zielstrebige Renault-Pilot.

Boullier ist unzufrieden

Teamchef Eric Boullier betrachtet das Ergebnis vom Nürburgring, genau wie seine Piloten, sehr nüchtern: "Das Ergebnis vom Nürburgring war nicht das, was wir uns erhofft hatten. Wir sind mit neuen Teilen angereist, die uns für das Wochenende grössere Hoffnungen gegeben haben. Witali hat eine willensstarke Fahrt abgeliefert, während die Glücksgöttin Nick bei seiner Aufholjagd nicht bevorzugt hat. Es wird bis zur Sommerpause keine signifikanten Änderungen am Auto geben", teilt Boullier mit und freut sich, auch 2011 nach Budapest zu kommen: "Ungarn ist jetzt seit 25 Jahren ein grosser Teil der Formel 1. Wenn wir keinen Fehler machen, werden die Renault-Fans Grund zur Freude haben, auch wenn das Podium aktuell ein bisschen weit weg ist."

Viel mehr richtet sich sein Blick nach hinten. Am Nürburgring lagen sowohl Adrian Sutil, als auch Kamui Kobayashi vor dem schnellsten Renault: "Es ist ein konkurrenzfähiges Umfeld. Force India und Sauber fahren um bessere Positionen. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass wir mit unserer aktuellen Lage nicht zufrieden sind."

26.7.2011