Hamilton nimmt Druck von Whitmarsh

Ferraris Stefano Domenicali (rechts)

leidet mit seinem Kollegen bei McLaren mit

Nach dem enttäuschenden Abschneiden beim Heim-Grand-Prix in Silverstone (Lewis Hamilton Vierter, Jenson Button ausgeschieden) geriet McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh erstmals in die Kritik. Von den britischen Medien wurden sogar Ablösegerüchte verbreitet, die von zahlreichen McLaren-Funktionären aber prompt scharf dementiert wurden.

Whitmarsh wurde von seinem Vorgänger Ron Dennis zwei Jahrzehnte lang als neuer "Mister McLaren" aufgebaut und genießt teamintern wie auch bei Medien und Fans hohe Sympathiewerte. Als jedoch Red Bull in der Weltmeisterschaft zu enteilen drohte, die Erwartungen beim Heimrennen nicht erfüllt werden konnten und auch der Freitag auf dem Nürburgring (trotz Zwischengas-Freigabe) zunächst keinen Sieg erhoffen liess, stieg der Druck auf den 53-Jährigen enorm.

Andere Themen derzeit wichtiger

Aber: "Ich habe nicht viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken", beteuert Whitmarsh gegenüber der 'BBC'. "Wenn solche Dinge in der Zeitung stehen, beschäftige ich mich nicht damit, denn ich halte es für produktiver, daran zu denken, wie wir das nächste Rennen angehen sollen oder wie wir stärker werden können. Da haben wir noch einen weiten Weg vor uns, denn wir sind noch lange nicht perfekt. Wir wollen besser werden. Wir haben fantastische Rennen gewonnen. Wir sind WM-Zweiter und wir waren auch im Vorjahr Zweiter. Wir sind nicht hier, um Zweiter zu werden, sondern wir sind hier, um zu gewinnen. Das kann also unseren eigenen hohen Ansprüchen nicht genügen, aber man darf nicht übersehen, dass wir WM-Zweiter sind und großartige Siege gefeiert haben. Zweiter zu sein, ist keine Krise. Damit sind wir besser als die meisten anderen Teams", erklärt der Brite.

Am Nürburgring nicht Zweiter zu werden, sondern dank einer herausragenden Vorstellung von Hamilton sogar zu gewinnen, war auch für ihn persönlich ein Befreiungsschlag. Selbst Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali kann sich in die schwierige Situation seines Kollegen hineinversetzen: "Ich freue mich sehr für Martin, denn er wurde zu Unrecht unter Druck gesetzt. In Italien kennen wir das, aber für England ist es ungewöhnlich!"

Schon seit 1989 bei McLaren

Whitmarsh, aus der Luftfahrtindustrie kommend schon seit 1989 bei McLaren, sieht es als seine wichtigste Aufgabe an, das Team wieder auf die Siegerstrasse zu führen: "Ich bin schon seit einiger Zeit in diesem Team und wir hatten erfolgreiche Zeiten und Zeiten, in denen wir nicht gewonnen haben. Das ist wegen unserer hohen Ansprüche für uns alle enttäuschend. Ich konzentriere mich lieber darauf, wie es weitergeht", betont er.

Als Ausrede lässt er übrigens nicht gelten, dass McLaren technische Partnerschaften mit Force India und künftig auch Marussia-Virgin pflegt und zudem mit dem MP4-12C einen neuen Supersportwagen auf den Weg gebracht hat. Dabei handelt es sich um Projekte, die vom Formel-1-Team unabhängig betreut werden, stellt Whitmarsh klar und unterstreicht: "Es wäre zu einfach, sich auf diese Dinge auszureden."

26.7.2011