Formel 1 bedauert Aus des Türkei-Rennens

Vergangenheit:

Da hielt Bernie Ecclestone noch die türkische Flagge hoch...

Die Formel 1 wird kommendes Jahr nicht an den Bosporus zurückkehren. Die Veranstalter können sich das seit Jahren defizitäre Rennen nicht mehr länger leisten. Trotzdem umfasst der Rennkalender 20 Rennen - weil Austin in den USA neu hinzukommt.

"Es ist immer schade, wenn man ein Rennen aus dem Kalender verliert", so Jonathan Neale, Geschäftsführer von McLaren-Mercedes. "Wir haben von den türkischen Leuten eine unglaubliche Unterstützung genossen, wenn wir vor Ort waren. Wir haben die Rennen dort sehr genossen." Kommendes Jahr soll es nichtsdestotrotz 20 Rennen geben: "Der Sport ist populär, und wir können nur eine limitierte Anzahl an Rennen austragen", so Neale weiter. "Wir müssen also akzeptieren, dass der Sport voranschreiten muss. Aber uns tut es leid, dass das Rennen in der Türkei gestrichen wird."

Renault-Teamchef Eric Boullier kann sich der Meinung seines Kollegen anschliessen: "Es ist natürlich sehr schwierig, irgendeinen Grand Prix zu verlieren. Ich nehme an, dass es ein paar Gründe gegeben hat, den Kalender zu ändern. Es ist sehr traurig, nicht dort zu sein, den türkischen Fans diese Schau nicht zu bieten." Hinzu kommt, dass die Rennstrecke bei den Fahrern beliebt war: "Es ist eine sehr schöne Strecke", stimmt der Franzose zu. "Aber manchmal muss man in der Formel 1 mit ein paar Veränderungen umgehen. Wir können einfach nur erwarten und hoffen, dass wir zurückkehren werden."

Auch Graeme Lowdon, Teampräsident von Marussia-Virgin, bedauert die Streichung des Rennens: "Auch persönlich werde ich es vermissen, dort hinzugehen. Ich habe sowohl das Ziel als auch die Kultur genossen. Man hatte sicherlich der Formel 1 eine Menge zu bieten." Aber auch er ist realistisch genug, um zu wissen, dass eine Expansion der Formel 1 nur möglich ist, wenn Rennen gestrichen werden: "Kommendes Jahr verfügt der Kalender über 20 Rennen. Und wenn ich als eines der kleineren Teams spreche, so wären 21 Rennen einfach zu viel. Die Realität ist also, dass man irgendwo Abstriche machen muss."

Adrian Newey, Technischer Direktor bei Red Bull, empfindet es ebenfalls als "eine Schande", dass das Istanbul-Rennen nicht mehr länger Bestandteil des Kalenders ist: "Es ist ein guter Kurs, eine Strecke, die aus Sicht des Autos und der Fahrer ein Genuss war. Wir dürfen nicht zu intensiv die Route der temporären Strecken einschlagen. Die Formel 1 unterstützt als Industrie die permanenten Rennstrecken. Ich würde sagen, dass es eine Gefahr gibt, das Barcelona zu Gunsten von Valencia verloren gehen könnte. Es wäre meiner Meinung nach eine Tragödie, dass wir auf einem temporären Kurs wie Valencia fahren und nicht auf einer permanenten Rennstrecke wie in Barcelona."

Rob White, Motorenchef bei Renault, kann der Streichung des Rennens auch etwas Positives abgewinnen - wie er etwas scherzhaft anmerkt: "Aus Sicht des Fahrers ist es eine grossartige Strecke, die jeder geniesst. Allerdings gibt es auf der Strecke auch den feinsten Staub aller Strecken des Formel-1-Kalenders. Aus diesem Grund ist es als Luftfilter-Ingenieur das schwierigste Rennen."

Berücksichtigen die Ingenieure eigentlich beim Design der Autos auch den Verlust dieses Rennen? "Nicht wirklich", meint Newey. "Wenn man die Veränderungen des Kalenders über eine Zeit von fünf oder zehn Jahren betrachtet, so würde der generelle Trend hin zu langsameren Strecken dazu führen, dass man sein Auto verändert. Aber wenn man ein Rennen verliert, so ändert dies nicht die allgemeine Philosophie des Autos."

30.7.2011