Renault: Noch mehr Kunden?

Renault schliesst weitere Motorenpartnerschaften

in der Formel 1 nicht aus

Im Rahmen des Grand-Prix-Wochenendes in Monza hat Red Bull die Verlängerung des Motorenvertrages mit Renault bekanntgegeben. Fünf weitere Jahre lang wird im Heck des britischen Boliden eine französische Maschine arbeiten. Bei dem neuen Deal geht es allerdings um mehr als nur die nötige Schubkraft in der Formel 1. Es geht um eine intensive technische Partnerschaft. Mit der Konstellation Renault-Nissan-Infiniti-Red-Bull schliesst sich ein Kreis.

Red-Bull-Partner Infiniti ist die Edelmarke des Herstellers Nissan, der wiederum mit Renault fest liiert ist - es bleibt qausi alles in der Familie. Als Bindeglied kommt auch noch Total hinzu - ein Red-Bull-Sponsor. Das Weltmeisterteam soll einerseits Triebwerke beziehen, aber im Gegenzug auch technische Komponenten für die Renault/Nissan-Gruppe entwickeln. "Diese Allianz ist wichtig", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, "denn sie bedeutet Stabilität und sichert und den Status als Premium-, ja sogar Werksteam von Renault."

Man werde mit den Ingenieuren von Renault künftig in enger Zusammenarbeit agieren. "Es wird ein Joint-Venture bezüglich Antriebsstränge und KERS geben. Gerade bei Einführung des neuen Motorenreglements 2014 ist es wichtig, den richtigen Partner an seiner Seite zu haben. Es war demnach logisch, die Partnerschaft zu verlängern und auszubauen. Beide Seiten wollten dies, daher war es in den Verhandlungen kein schwieriger Weg."

Renault empfängt die Formel-1-Kunden ohnehin mit offenen Armen. Als sich Lotus zuletzt von Cosworth abwandte, bekam Tony Fernandes mit seinem Team schnell Zugriff auf den RS27. "Unser neuer Fokus liegt auf Motorenlieferungen", erklärt Renault-Manager Carlos Tavares. "Ich bin damit sehr glücklich, denn ich lege höchsten Wert darauf, dass man sich auf Kernbereiche konzentriert und sich nicht zu breit aufstellt", so der frühere Nissan-Vizepräsident. "Ein Motor ist das Herz eines Autos. Deswegen bin ich sehr erfreut, dass wir uns darauf konzentrieren. Wir machen das gut - die Ergebnisse sprechen für sich", macht Tavares Werbung für die französischen Pferdestärken. "Vier Teams beziehen unsere Triebwerke und alle sind zufrieden. Wenn noch mehr Teams an unseren Motoren interessiert wären, dann hätte ich nichts dagegen. Je mehr Partner, umso besser lassen sich die Kosten verteilen."

Das grosse Interesse am Motor aus Viry-Chatillon unterstreicht, dass der RS27 sicherlich nicht das schlechteste Aggregat der Formel 1 sein kann. "Es geht nicht um schiere Leistung, sondern auch zum Beispiel um die Möglichkeiten im Bereich Aerodynamik - das spielt zusammen", erklärt Tavares. "Dieser Deal wirkt sich in zweierlei Hinsicht aus. Man hat einen guten Motor, der es den Aerodynamikern gleichzeitig ermöglicht, beim Bau des Autos gewisse Wege zu beschreiten." Die Aussage von Horner, man sehe sich als Werksteam vom Renault, muss beim ehemaligen Werksteam um Eric Boullier Kopfschmerzen bereiten. Der Franzose geht zwar fest davon aus, dass auch sein Team bald einen neuen Motorenvertrag mit Renault unterzeichnen wird, aber fixiert ist dies noch nicht. Boullier hat sogar bereits einen Plan B: Cosworth. Die mögliche kuriose Situation: Ein Team namens Renault mit Cosworth im Heck...

13.9.2011