Red Bull schon bal ein neuer Mythos?

Sebastian Vettel:

Neue und alte Nummer Eins im Formel1-Cirkus

Bergsteiger Sebastian Vettel will immer neue Gipfel erklimmen. "Für mich ist der WM-Titel in der Formel 1 wie der schwierigste Berg der Welt für einen Bergsteiger", sagte der zweimalige Weltmeister der 'Sport Bild': "Das ist wie eine Sucht. Ich will praktisch immer wieder den Ausblick von oben geniessen."

Trotz des hart erkämpften ersten WM-Titels im Vorjahr deutet der Heppenheimer an, dass der zweite Triumph für ihn sogar noch schöner ist als der erste: "Abu Dhabi war 2010 das letzte Rennen. Dieses Jahr sind noch vier Grands Prix zu fahren. Das bedeutet praktisch, ich habe noch vier lange Ehrenrunden vor mir. Da kann ich bei dem, was ich am liebsten tue, meinen zweiten Titel noch viel mehr geniessen."

Weiter voll motiviert

Beim Grossen Preis von Südkorea in Yeongam will der 24-jährige Heppenheimer seinen Erfolgsweg fortsetzen. "Wir wollen gewinnen, das ist unser Ziel. Das haben wir in Japan nicht geschafft. Also werden wir versuchen, unsere Chancen in den nächsten Rennen zu nutzen. Wir wollen das Beste aus unseren Möglichkeiten machen", sagte Vettel. Und die sind gewaltig: Vettel und Red Bull dominieren die Formel 1 und verfügen über das derzeit beste Paket aus Fahrer und Auto. Bereits vier Rennen vor Saisonende hat sich der deutsche Superstar zum zweiten Mal in Folge den WM-Titel gesichert. "Man darf sich auf dem Erfolg nicht ausruhen. Im Gegenteil: Er gibt mir Motivation für weitere Titel", sagte Vettel.

Kritik lässt Vettel kalt

Die Kritik, er wäre nur dank des besten Autos der Formel 1 Weltmeister geworden, lässt den Heppenheimer kalt: "Ich habe mit dafür gesorgt, dass unser Auto das beste ist. Deshalb stört mich das nicht. Ist immerhin auch mein Verdienst. Die Schwachstellen des Autos, des Teams und des Fahrers haben wir abgestellt. Gemeinsam." Ganz allgemein habe er einen Weg gefunden, "mit dem ganzen Gerede, den Kritiken" umzugehen: "Letzten Endes ist es wichtig, dass ich in den Spiegel schauen kann und zufrieden bin mit dem, was ich sehe. Nicht mit dem, was andere über mich sagen oder schreiben."

Mansell- und Schumacher-Rekorde wackeln

Nach dem Fahrertitel wollen die "roten Bullen" nun möglichst schnell auch die Konstrukteurs-WM eintüten. In der Teamwertung liegt die Mannschaft des Energydrink-Herstellers mit 518 Punkten klar in Führung. Der Vorsprung auf das zweitplatzierte McLaren-Team beträgt 130 Zähler. In Südkorea, wo die Veranstalter bei der zweiten Auflage rund 200.000 Besucher erwarten, kann die Vollgas-Truppe von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz die Meisterschaft einfahren und Teil zwei der WM-Sause starten. Darüber hinaus hat Vettel weiter allerbeste Aussichten, den Rekord von Nigel Mansell zu knacken, der 1992 insgesamt 14 Mal in der Startaufstellung ganz vorne gestanden hatte. Vettel, der in diesem Jahr bereits 12 Mal von der Pole ins Rennen ging, fehlen zwei weitere Bestzeiten, um diesen Rekord einzustellen. Zudem hat Red Bull weiter die Chance, alle Pole-Positions in dieser Saison zu holen. Insgesamt hat Vettel in diesem Jahr neun Siege eingefahren. Damit könnte er immer noch den Saisonrekord von Rekordweltmeister Michael Schumacher aus dem Jahr 2004 (13 Siege) einstellen.

Wird Red Bull zum Mythos?

Möglicherweise auch mit einem Team, das auf eine enorme Tradition zurückblicken kann: "Der Mythos von Ferrari oder Mercedes ist etwas ganz Besonderes. Das hat nicht jeder Rennstall zu bieten. Das zieht mich auch an, weil ich natürlich geehrt wäre, Teil dieses Mythos zu werden." Derzeit fühlt er sich aber bei Red Bull "pudelwohl". Und: "Wenn wir noch ein paar Rennen und Meisterschaften gewinnen, wird vielleicht auch Red Bull zum Mythos. Dafür werde ich auch im nächsten Jahr hart arbeiten", verspricht Vettel. Bis zu den sieben Titeln von Schumacher ist es allerdings auch für einen wie ihn noch ein weiter Weg.

13.10.2011