Mercedes: 2012 sollen die Top_teams zittern

Ross Brawn lobt Michael Schumacher

für dessen jüngste Vorstellungen

Dem Mercedes-Team ist es in dieser Saison nicht gelungen, sich in der Formel 1 einen Sieg zu holen, und auch in den verbleibenden vier Rennen ist es unwahrscheinlich, dass dieses Kunststück noch klappt. Das Auto ist bei weitem nicht so konkurrenzfähig, wie man sich dies erhofft hatte.

Ein Blick auf die WM-Tabelle zeigt, dass einigen Konkurrenten über den Winter ein grösserer Sprung gelungen ist als Mercedes. So hatte man im vergangenen Jahr nach 15 Rennen 168 WM-Zähler auf dem Konto, dieses Jahr sind es zur gleichen Zeit lediglich 123. Doch die Experten machen zuletzt Fortschritte im Team aus. Sicherlich war es kein Zufall, dass Michael Schumacher den Grossen Preis von Japan zuletzt anführte und beiden Piloten in den vergangenen Rennen die eine oder andere Aufholjagd gelang.

"Wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen", stellt Teamchef Ross Brawn klar. "Das ist Tatsache. Aber die Jungs in Brackley und das Team investieren gewaltige Anstrengungen, um dort zu bleiben, wo wir uns befinden. Auf Basis unserer Analysen haben wir immer noch denselben Rückstand auf Red Bull, den wir zu Beginn der Saison hatten." Der Brite sieht es also bereits als Erfolg an, dass man im Verlauf des laufenden Jahres nicht weiter hinter Red Bull zurückgefallen ist - im Umkehrschluss also dasselbe Entwicklungstempo an den Tag legen kann wir jenes Team, das in Kürze wohl auch die Konstrukteursmeisterschaft gewinnen wird. "Das gesamte Team hat Respekt verdient, dass es es geschafft hat, diesen Rückstand zu halten, denn das ist nicht einfach. Man hat es an einigen der anderen Teams gesehen, welche weiter zurückgefallen sind. In der Formel 1 herrscht eine unglaubliche Entwicklungsgeschwindigkeit, und wir haben es mehr oder weniger geschafft, mit diesem Fortschritt mithalten zu können."

Das Problem für den Rennstall ist es jedoch, dass es nicht ausreichen wird, zusammen mit Red Bull das schnellste Entwicklungstempo an den Tag zu legen, man muss schneller entwickeln, um den Rückstand aufholen und eines Tages Rennen gewinnen zu können: "Wir müssen in Bezug auf die Leistung einen Schritt nach vorn machen, um dorthin zu kommen, wo wir sein wollen." Für die Moral des Teams sei es jedoch wichtig, zu sehen, dass Schumacher in Japan das Rennen anführte: "Das war aufmunternd, Michael ein Rennen anführen zu sehen, auch wenn es natürlich aufgrund der Boxenstopps ein wenig künstlich war." Auch Schumacher habe in den vergangenen Rennen gute Fortschritte gezeigt: "In den vergangenen vier oder fünf Rennen hatte er einen ganz guten Lauf, vom Zwischenfall mit Perez in Singapur einmal abgesehen. Aber er hat sehr, sehr solide Arbeit geleistet. Das bestätigt einfach meine Ansicht, dass unsere beiden Fahrer mit dem richtigen Auto Rennen gewinnen können. Nun liegt es an uns, jenes Auto auf die Beine zu stellen, das sie verdienen und das wir bauen müssen."

2012 sollen die Top-Teams zittern

Mercedes möchte 2012 die Rolle des direkten Verfolgers der drei Top-Teams der Formel 1 endlich abstreifen. In der noch laufenden Saison hatten Michael Schumacher und Nico Rosberg bisher keine Chance, dauerhaft in die Phalanx der besten sechs Autos einzubrechen. Doch im nächsten Jahr soll alles anders werden. Diesen Mut schöpft Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug aus der Tatsache, dass das Team mit der Entwicklungsgeschwindigkeit der Top-Teams mithalten konnte.

"Die letzten vier Rennen fanden auf sehr unterschiedlichen Strecken statt - und wir konnten die besten drei Teams herausfordern und waren unter den besten Sechs", so Haug. "Das zeigt, dass der Trend in die richtige Richtung geht und dass das Team immer mehr und mehr verlangt. Wir haben insgesamt nicht an Boden verloren. Die Top-Teams entwickelten um die Wette, aber unser Abstand blieb in etwa gleicht. Wir konnten diesen Rhythmus mitgehen." Den ganz grossen Sprung, der alle anderen überflügelt, erwartet er dabei nicht. Es gehe vielmehr um eine Stabilisierung der Leistungsfähigkeit. "Wir sollten regelmässig bei den besten drei oder vier sein, um auch regelmässig auf dem Podest zu stehen", sagt Haug. "Das erwarten wir von uns selbst. Wir haben nicht sehr viel Geld dafür ausgegeben, aber wir haben ein gutes Konzept, haben Michael zurückgeholt und haben mit Nico einen sehr talentierten Fahrer."
In den vergangenen Wochen konnte man zudem den Eindruck gewinnen, Schumacher hätte nun wieder die richtige Spur gefunden. "Ich hatte da nie einen Zweifel", wirft Haug ein. "Aber ich kann die Leute verstehen, die ihn kritisieren. Auch er akzeptiert das. Wenn man aber tiefer blickt, dann muss man ihn mit Nico vergleichen. Und Nico hat das Image, einer der schnellsten Fahrer der derzeitigen jungen Generation zu sein." Schumacher habe nun schon ein paar Mal gezeigt, dass er auch Rosberg in Schach halten kann. "Sein Kampfgeist, seine Aktionen - es ist kein Wunder, dass er nach 25 bis 35 Rennen der Fahrer mit den meisten Überholmanövern in der ersten Runde ist", fährt er fort. Dass Schumacher kein Interesse am teaminternen Duell hätte, glaubt er aber nicht. "Für uns ist das wichtig, für andere auch. Zeig mir einen Fahrer, der hinter seinem Teamgefährten bleiben möchte. Niemand möchte das."

14.10.2011