Sutil: Überholen wird in Kanada zu einfach

Adrian Sutil

Der Force-India-Pilot Adrian Sutil furh in Monaco lange Zeit auf Rang vier und wurde schlussendlich Siebter. In Montreal könnte sich die Erfolgsstory fortsetzen, denn auf der Geraden ist der Force India sehr schnell. Nur die doppelte DRS-Zone sieht Sutil kritisch und geht davon aus, dass man zu wenig kämpfen muss, um den Vordermann zu überholen.

Frage: Freust du dich auf die Reise nach Montreal nächste Woche?

Adrian Sutil: Es ist eine der schönen Strecken im Kalender. Ich geniesse das gesamte Wochenende dort. Die Stadt ist schön und ein schöner Ort. Da es eine Art Stadtkurs ist, gibt es immer ein paar Möglichkeiten im Rennen und es besteht die Chance auf eine Safety-Car-Phase. Und mit den Reifen werden wir sicher mehr Boxenstopps als 2010 sehen. Letztes Jahr hatten wir bereits zwei oder drei und dieses Jahr werden es sicher mehr. Das Rennen wird interessant werden mit der langen Geraden und DRS. Es wird viele Möglichkeiten zum Überholen geben.

Vor dem Rennen in Monaco dachten viele, dass der superweiche Reifen nur wenige Runden halten wird. Aber das war nicht der Fall. Denkst du, dass die Situation in Montreal anders sein wird?

Normalerweise ist der Kurs sehr hart zu den Reifen. Mit den Bridgestones war Kanada problematisch, weil sie nie lange gehalten haben. Es war sehr einfach sie beim Beschleunigen aus den Ecken und Schikanen zum Körnen zu bringen. Ich denke es hängt davon ab, ob wir damit wieder ein Problem haben werden. Wenn ja, dann wird es sehr knifflig und wir müssen viele Boxenstopps machen. Aber wenn das nicht so ist, dann könnte es so werden wie in Monaco. Aber wir wissen nicht so richtig, was uns erwartet.

Du erwähntest das DRS. Die letzte Schikane war immer eine sehr gute Überholmöglichkeit. Wird es mit DRS zu einfach?

Es könnte ein wenig zu einfach werden. Normalerweise war es nicht zu schwer, in Kanada zu überholen. Es gab viele Möglichkeiten während dem Rennen durch den Windschatten jemanden zu passieren. Mit DRS könnte es noch einfacher werden. Ich denke, wir fahren 325 bis 330 km/h auf der Geraden und wenn man DRS aktiviert, wird man viel dazu gewinnen, weil der Luftwiderstand sonst viel gebremst hat. Wir werden es sehen. Ich hoffe, es wird nicht so wie in der Türkei, weil es da zu einfach war. Man kämpft nicht richtig für eine Position. Man liess den Gegner einfach vorbeiziehen und wusste, dass man ihn in den nächsten Runden wieder überholen konnte. Das ist kein richtiger Kampf. Hoffentlich haben wir im Rennen mehr zu tun.

Auf der Start/Ziel-Geraden wird es eine zweite DRS-Zone geben. Wird das eine gute Überholmöglichkeit sein?

Normalerweise versucht man es nach der langen Geraden in die letzte Schikane. Aber vor der ersten Kurve ist ebenfalls eine gute Möglichkeit. Es gibt da einen kleinen Knick nach rechts, der flach verläuft. Man kann probieren, spät zu bremsen und gerade in die erste Kurve zu fahren, um zu überholen. Manchmal probiert man es vor der letzten Schikane und hat keinen Erfolg oder einer muss abkürzen. Wenn man dann nebeneinander zur ersten Kurve fährt, könnte es klappen.

Wir wissen, dass die Chancen für das Safety Car oder Regen gut stehen. Siehst du Kanada als gute Möglichkeit für Punkte?

Ich denke doch. Es war gut, dass wir in Monaco so viele Punkte geholt haben und Kanada ist einer der Kurse, auf denen man mit einem starken Rennen und einer guten Strategie an der Spitze wiederfinden kann. Unser Vorteil ist, dass wir auf der Geraden ein sehr schnelles Auto haben. Das ist wichtig für diese Strecke. Grundsätzlich denke ich, dass unsere Performance nicht so schlecht sein sollte. Mit einem Blick auf letztes Jahr stellt man fest, dass wir sehr konkurrenzfähig waren.

Du erwähntest Monaco. Du hast mit einer Einstopp-Strategie und einem sehr langen Stint auf den superweichen Reifen gepokert. Du warst lange Zeit Vierter und wurdest am Ende Siebter. Warst du alles in allem zufrieden mit dem Wochenende?

Natürlich! Es sah eine Zeitlang so aus, als ob ich die vierte Position halten könnte. Ich wusste, dass das Rennen mit den superweichen Reifen sehr lang war. Es war unmöglich, dass sie bis zum Ende durchhalten. 20 Runden vor Schluss konnte ich sehen, dass es Probleme gibt und ich Rang vier nicht halten kann. Ich verlor einige Positionen und in der Runde, in der ich etwas von der Linie kam, berührte ich die Wand und fuhr in die Box. Dadurch verlor ich nicht allzu viel Zeit. Deshalb war ich unterm Strich nicht enttäuscht. Rang sieben war ein gutes Resultat. Wir haben eine Einstopp-Strategie probiert, was sehr mutig war. Irgendwie kam Kobayashi damit zurecht, obwohl er ja auch durch die rote Flagge profitierte und dadurch einen Boxenstopp mehr bekam und dabei frische Reifen aufziehen konnte. Ich bin einfach glücklich über den siebten Platz. Ich blicke nicht zu Rang vier zurück und halte mich nicht mit dem Gedanken auf, dass es möglich gewesen wäre.

Hättest du besser abgeschnitten, wenn du auf den superweichen gestartet wärst und dann den langen Stint mit den weichen gefahren hättest?


Das ist das, was Paul (di Resta;) probiert hatte. Er tat das Gegenteil, damit wir beide Strategien vergleichen können. Er konnte nur 20 Runden mit dem vollgetankten Auto fahren. Das zeigt, dass ich das Richtige getan habe und es gut für uns lief.

Wir haben dieses Jahr einige große Unfälle gesehen. Hast du einige Gedanken, die Sicherheit in Monaco zu verbessern?

In der Bremszone zur Hafenschikane gibt es eine Bodenwelle. Die gibt es schon seit vielen Jahren. Kimi Raikkonen hatte dort 2008 ein Problem und verlor sein Auto als ich Vierter war. Ich weiss nicht, ob es schlimmer als in den Jahren zuvor war. Aber vielleicht lag es daran, dass die Bodenhaftung durch die Reifen geringer war und es dadurch kniffliger wurde. Natürlich ist es ein schwieriger und herausfordernder Kurs auf dem man an einigen Stellen sehr vorsichtig sein muss. Für mich war es nicht so ein großes Problem. Man wusste, dass es eine Bodenwelle gibt und dass man dadurch nicht so hart auf der Bremse sein kann. Das ist das schwierige an Monaco und ich mag das. Aber natürlich muss man über die Auslaufzone nachdenken. Die Begrenzung, in die Sergio Perez reingerutscht ist, ist sehr gefährlich. Vielleicht kann daran etwas ändern um solche Unfälle zu vermeiden. Man könnte den Winkel ändern, damit es nicht so gefährlich ist.

4.6.2011