Profi-Schiedsrichter in der Formel1?

Legenden-Bonus für Michael Schumacher?

Die Formel 1 sorgt das ganze Jahr für Lärm. Da ists besonders wichtig, dass wenigstens bei den Rennen Ordnung herrscht. Und nicht Willkür wie beim Nacht-Krimi am Äquator. Es ist Montag, 2.20 Uhr, als Toro-Rosso-Chef Franz Tost die Rennstrecke verlässt. Verärgert: «Wir brauchen dringend professionelle Schiedsrichter. Es war ein Witz, dass man Alguersuari bestrafte, weil er einen Angriff auf Trulli abstoppte und diesen leicht berührte!»

Wenige Minuten später spazieren Peter Sauber und Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn zum Ausgang. Beide angefressen. Auch wegen der FIA. «Da wird unser Pérez in wenigen Sekunden gleich von beiden Mercedes gerammt – und Rosberg sowie Schumi kommen straffrei davon. Dafür kassiert Kobayashi eine Durchfahrtsstrafe, weil er fünf Kurven lang Button nicht vorbeiliess. Ja, der Japaner war selbst in Kämpfe verwickelt», ärgert sich Peter Sauber.

Spielt die FIA blinde Kuh?

Dafür wird Renault mit 7'500 Euro gebüsst, weil man Senna nicht über seine Position orientierte und dieser mit Pérez kollidierte. Eine Szene, die weder bei Renault oder Sauber noch bei den Fahrern für Aufregung sorgte. Was ist da los? Spielt man bei der FIA blinde Kuh? Seit über zwei Jahren kommt zu den drei Kommissären immer ein früherer Fahrer dazu – diesmal der dienstälteste Ex-Sauber-Fahrer Heinz-Harald Frentzen (44). Die andern drei Herren: Radovan Novak (66) aus Tschechien, Dr. Gerd Ennser (51), ein Staatsanwalt aus Deutschland, und Harold Netto (70) aus Singapur. Ein Gremium, das über die Vorfälle richten muss, die ihm vom permanenten Rennleiter Charlie Whiting zum Urteil vorgelegt werden. Dabei hören die drei Kommissäre natürlich sehr gerne auf das Urteil der Profis. Wie jetzt auf Frentzen! Aber es ist natürlich ein Witz, wenn man diese «unabhängigen» Zusatzrichter am Morgen vor dem Nacht-Rennen bei der Mercedes-Party sieht. Wie berichtet wurde.

Vor allem Schumi (42), der sich zu oft verschätzt (wie er selbst zugibt), steht mit einigen Attacken seit dem Comeback in der Kritik. Kurvt er noch mit einem Legenden-Bonus über die Pisten? Nicht nur für den oft zu aggressiven Lewis Hamilton (26) ist das ein Skandal. Er ist 2011 von der FIA zum Freiwild erklärt worden.

Regeln mit Füssen getreten

«Ich habe bei der FIA eine Jahres-Karte», wettert der Brite oft zu Recht. Klar war sein Abschuss von Massa eine Durchfahrtsstrafe wert. Aber wenn dann Stars wie Michael Schumacher für das gleiche Vergehen von den gleichen Richtern mit einer Verwarnung davonkommen, dann werden die Gesetze offenkundig mit Füssen getreten! Wie zum Beispiel auf dem Nürburgring, als Nick Heidfeld eine Wahnsinns-Attacke mit dem Renault im Heck von Sébastian Buemis Toro Rosso beendete – und der Schweizer fünf Strafplätze für Ungarn kassierte.

27.9.2011