Button ist sich seiner Sache noch nicht sicher

Jenson Button hat Grund zur Freude:

Der Brite ist Tagesschnellster in Suzuka

Jenson Button startete mit einem Erfolgserlebnis in den Grossen Preis von Japan. Der britische Rennfahrer platzierte sich und sein McLaren-Fahrzeug im Freien Training auf dem ersten Platz und setzte sich in 1:31.901 Minuten um fast zwei Zehntel gegenüber Fernando Alonso (Ferrari) und Sebastian Vettel (Red Bull) durch. In seiner Medienrunde erläutert Button allerdings, dass diese Bestzeit noch nicht zu viel bedeuten müsse. Noch habe auch McLaren einige Hausaufgaben...

Frage: Jenson, du beschliesst den Freitag von Japan auf der ersten Position. Wie lauten deine Eindrücke zum Trainingsauftakt in Suzuka?

Jenson Button: Es lief ziemlich gut. Es macht immer grossen Spass, hier zu fahren - vor allem, wenn das Wetter so toll ist. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, am Morgen endlich auf die Strecke gehen zu können. Das Auto fühlt sich gut an, doch noch wissen wir noch nicht, wo wir damit stehen. Ich hatte aber ein gutes Gefühl bei unterschiedlichen Benzinladungen. Bei den ganzen Richtungswechseln im ersten Sektor ist es in Suzuka nie sehr einfach, mit viel Sprit unterwegs zu sein. Das Fahrzeug funktionierte aber prima. Es gibt aber noch ein paar Bereiche, in denen wir uns steigern müssen, um vollkommen zufrieden zu sein. Das betrifft vor allem das Tempo auf den Longruns.

Red Bull war auf den Longruns ziemlich schnell. Ist das der Grund, weshalb du dich noch etwas schwer tust, eine Einschätzung abzugeben?


Sie sind wirklich unheimlich schnell. Ich glaube aber nicht, dass wir so langsam sind. Du weisst halt nie, mit wie viel Benzin die einzelnen Teams herumfahren. Ferrari war am Freitag vielleicht mit mehr Sprit auf der Strecke als sonst. Das könnte daran liegen, dass sie in Singapur ein echtes Schockerlebnis hatten. Wir wissen aber nicht, wie das Programm der Konkurrenz aussieht. Wir kümmern uns einfach um unsere eigenen Belange. Wir konnten Fortschritte machen, müssen jedoch noch ein paar Sachen verbessern. Ich denke, es gelingt uns, das Auto dahingehend zu optimieren. Red Bull ist aber nach wie vor vorne.

Wie hielten die Hinterreifen auf den Longruns? Gab es da Probleme mit Überhitzung oder dergleichen?

Nun, ja, aber das betraf auch die Vorderreifen. Suzuka ist eine Strecke, welche auf technischer Seite sehr anspruchsvoll ist - speziell im ersten Sektor. Da bekommt das Auto einfach keine Pause. Die Abstimmung ist nicht einfach hinzukriegen, denn du weisst nicht genau, worauf du mehr Wert legen sollst. Im Augenblick scheinen unsere kürzeren Runs jedenfalls besser zu sein als unsere Longruns. Daran arbeiten wir aber, denn wir haben eine grobe Vorstellung davon, in welche Richtung wir gehen wollen.

Wie erklärst du dir den grossen Abstand zu deinem Teamkollegen Lewis Hamilton?

Er traf auf seiner Runde wohl auf gelbe Flaggen und musste vom Gas gehen. Dadurch verlor er eine Sekunde oder mehr. Ansonsten wäre er deutlich näher an mir dran - vor allem über eine schnelle Runde.

Reicht euer Tempo über eine schnelle Runde aus, um Red Bull in der Qualifikation zu gefährden?

Ich weiss es nicht. Sebastian markierte seine Zeit auf seiner vierten Runde. Seine drei ersten Versuche waren langsam, weil es eine Gelbphase gab. Trotzdem: Sie sind sehr schnell. Wir holten aber auch noch nicht das Beste aus unserem Auto heraus. Da ist noch mehr drin.

Nimmst du den Sieg ins Visier? Damit könntest du Sebastian Vettel noch einen Strich durch die Titelrechnung machen...

Dann müsste Sebastian aber einen Ausfall haben oder nicht in die Top 10 gelangen. Das ist ihm in diesem Jahr noch nie passiert. Nein. Für uns ist wichtig, unser Auto für dieses Wochenende gut auszusortieren. Hoffentlich sind wir dann schnell genug, um ein Wörtchen um den Sieg mitreden zu können.

Welche Rolle wird der verstellbare Heckflügel spielen? Wird dieses System eine Hilfe sein?

Hoffentlich wird es vor Kurve eins dabei helfen, Überholmanöver durchzuführen. Das ist in Suzuka generell nicht einfach, es sei denn, du gehst eingangs der Haarnadel ein grosses Risiko ein. Kamui (Kobayashi) machte das im vergangenen Jahr ziemlich gut. Das Ziel ist natürlich, vor allen anderen zu liegen, dann brauchen wir den verstellbaren Heckflügel im Rennen gar nicht. Die Qualifikation dürfte interessant werden. Hast du den Heckflügel aktiviert, gehen deine Reifen nämlich rasch in die Knie. Ich glaube auch nicht, dass schon jemand mutig genug ist, die 130R mit flachem Heckflügel zu durchfahren.

Wie schwierig ist es, den verstellbaren Heckflügel und auch den Rückenwind, der am Freitag vorherrschte, in das Kalkül mit einzubeziehen?

Nicht einfach. Das sahen wir daran, dass es einige Ausrutscher gab. Du musst halt immer sicherstellen, dass dein Heckflügel vor den Kurven wieder in seiner Ausgangsposition ist. Ansonsten landest du ganz schnell in den Banden. Du musst viel Vertrauen ins Auto und in dessen System haben. Dreimal auf Holz geklopft - bisher ging dabei nicht schief. Ich bin zufrieden mit dem Fahrzeug. Der Rückenwind war aber ziemlich heftig, das stimmt. Das macht es nicht einfach. Das Einlenken in die 130R ist recht interessant...

Suzuka stellt eine grosse Herausforderung für die Piloten dar. Schildere uns doch bitte einmal, was es heisst, hier einen Rennwagen zu bewegen...

Die Trainings und die Qualifikation sind schwierig genug, doch wenn im Rennen gleich 24 Fahrzeuge auf der Strecke sind, ist es einfach nur Wahnsinn - im positiven Sinne. Heute waren mehrere Leute neben der Ideallinie und landeten im Kiesbett oder machten kleinere Fehler. Die Strecke verzeiht halt keine Fehler, was das Fahren hier recht knifflig gestaltet. In gewisser Weise ist das prima, denn wir Piloten lieben es. Es gibt Stimmen, die Suzuka für gefährlich halten, doch wenn du abfliegst, landest du halt nicht auf Asphalt, sondern im Kies. Für uns ist das sehr interessant.

Suzuka gilt als Fahrerstrecke. Macht das Fahren hier noch mehr Spass als zum Beispiel in Spa-Francorchamps?

Ich weiss nicht. Spa ist ziemlich gut. Es handelt sich um eine klasse Rennstrecke. Suzuka bewegt sich aber auf einem ähnlichen Niveau. In Spa gibt es aber keinen Abschnitt, der mit der Passage zwischen Kurve eins und Kurve sieben vergleichbar wäre. Das ist einfach phänomenal, denn du hast keine Pause. Du hältst förmlich den Atem an, wenn du dort hindurch fährst. Zudem musst du sehr präzise agieren, denn nur ein kleiner Fehler und dein kompletter Sektor ist hinüber. In diesem Bereich musst du alles auf die Reihe kriegen. Es muss flüssig vonstatten gehen. Eine eben solche Balance musst du bei deinem Auto erwischen.

Wie gefällt dir die Atmosphäre hier in Japan? Deine Freundin ist Japanerin, also muss es für dich noch einmal spezieller sein...

Für Kamui ist es sicher eine besondere Sache, denn er tritt in seinem Heimatland an. Ich habe hier viele Freunde, denn ich trat sechs Jahre lang für ein japanisches Team an. Ich verbrachte eine tolle Zeit bei ihnen - wie jetzt mit Jessica. Ich freue mich auf das Wochenende. Die Tribünen waren heute schon sehr gut gefüllt, obwohl es erst Freitag ist. Samstag und Sonntag dürfte es hier richtig voll werden, denn wir werden schon für eine gute Show sorgen.

Erzähle uns von deinem Helmdesign. Es scheint, als habest du eine japanische Flagge integriert...

Ja, so ist es. Auf der Oberseite und auf der Rückseite. Wo normalerweise 'JB' an der Seite zu sehen ist, finden sich nun japanische Schriftzeichen, die das gleiche meinen. Hinten steht auf Japanisch noch einmal 'Jenson'. Es ist ähnlich wie mein Design in Monaco. Ich dachte, es würde gut hierher passen. Nach dem Rennen wird der Helm zugunsten der Opfer des Tsunamis und des Erdbebens versteigert.

Stell dir einmal vor, du wärst Teamchef. Wen würdest du für deinen Rennstall verpflichten: Adrian Newey oder Sebastian Vettel?


Wenn würde ich nehmen? Ich denke, meine Wahl würde immer auf Adrian Newey fallen. Das sage ich aus Fahrersicht. Nichts gegen Sebastian.

7.10.2011