Toro Rosso: Volle Konzentration auf 2012

Giorgio Ascanelli mit Sebastien Buemi:

Die Augen richten sich auf 2012

Während das "Mutterteam" Red Bull wieder einmal eine fantastische Saison auf den Asphalt zaubert, fährt das kleinere Team des österreichischen Energygetränkeherstellers den meisten Konkurrenten hinterher. Nach den ersten zwölf Rennen der Saison rangiert das Team mit 22 Punkten lediglich auf Position acht.

Der italienische Rennstall hat einige intensive Monate hinter sich, denn die Veränderung im Concorde Agreement hat dazu geführt, dass Red Bull nicht mehr mit einer Firma beide Autos bauen darf - Toro Rosso muss nun selbst als Konstrukteur auftreten. "Wir mussten einen Windkanal finden, mussten herausfinden, wie wir ihn kalibrieren, wie man einen CFD-Cluster aufbaut, wie man innerhalb von vier Monaten 60 Ingenieure angeheuert", blickt Girgio Ascanelli, Technischer Direktor des Teams zurück. "Ich denke, dass wir glücklich waren, denn es ist etwas passiert. Nun lernen wir, wie wir unsere Werkzeuge verwenden, und ich muss sagen, dass wir ein glückliches Team sind."

In Spa durfte sich das Team über die bisher stärkste Qualifikation des Jahres freuen - mit Jaime Alguersuari auf dem sechsten und Sebastien Buemi auf der elften Position. Doch Ascanelli möchte dies nicht mit den jüngsten Verbesserungen in Verbindung bringen. "Das wurde überbewertet. Spa war schon ein gutes Ergebnis, aber schlussendlich muss man objektiv sein und anerkennen, dass Fernando, Jenson, Adrian, Paul und Michael vor uns gestanden hätten, wenn es innerhalb des Teams oder auf der Strecke keine Missverständnis gegeben hätte. Schlussendlich wären wir also Sechster und Elfter. Natürlich wären wir glücklich gewesen, stünden wir auf den Plätzen elf und zwölf, und das ist womöglich auch unser Bereich, in den wir hingehören. Das ist viel besser als die Positionen 17 und 18, auf denen wir in der Vergangenheit standen."

Darüber hinaus konzentriert sich das Team bereits auf das kommende Jahr: "Wir haben nun die Entwicklung des Konzepts des STR6 gestoppt und fokussieren uns auf den STR7. Wir sind jedoch ein kleines Team, wir werden in den kommenden Rennen etwas Neues einführen, denn es ist noch etwas in der Pipeline. Der stärkste Teil eines Formel-1-Teams ist in der heutigen Zeit die Zeit, die man bis zur Einführung benötigt. Und die stärksten Jungs benötigen sehr wenig Zeit. Wir sind nicht so clever, aber wir versuchen es zumindest. Dies hat Konsequenzen, dass wir womöglich etwas gegen Ende der Saison einführen, denn wir waren nicht in der Lage, die Konzepte und Ideen unserer Studien so gut in Fakten umzusetzen."

Auf die Gerüchte angesprochen, das Team könne den Standort vom italienischen Faenza nach Abu Dhabi verlegen - wo man drei Sponsoren hat -, will der Italiener weder verneinen noch bestätigen: "Herr Mateschitz und Red Bull haben seit zwei Jahren die Expansion von Toro Rosso in Faenza unterstützt, und in den kommenden zwei Jahren werden neue Anlagen fertig gestellt. Wenn wir dann alles nach Abu Dhabi umziehen müssen, dann werden wir weiter sehen." Gerade in der modernen Zeit würde er es als schade empfinden, würde es neben Ferrari kein weiteres Formel-1-Team mehr in Italien geben: "Als ich für Ferrari arbeitete, war es eine meiner Erfahrungen gewesen, dass der Markt hier nicht so lebendig ist wie in England. Wenn unser Windkanal nun in Bicester ist, dann ist das eine bedachte Wahl, auch wenn es schwieriger ist, ein Auto via Fax herzustellen, als es die meisten Leute glauben. Aber in der heutigen Zeit ist es einfacher, da man Satellitenübertragung hat. Es ist jedoch nach wie vor ein großer Vorteil, wenn man einen Schmelztiegel von Technikern im Umkreis von 150 Meilen hat. Es gibt jedoch mehr Platz für die Formel 1 in Italien, und ich würde mich sehr darüber freuen."

10.9.2011