Interviewärger zwischen Horner und Domenicali

Können weiter gemeinsam lachen:

Stefano Domenicali und Christian Horner

Zwischen Stefano Domenicali und Christian Horner findet derzeit ein kleiner Verbal-Schlagabtausch statt, den die Medien natürlich dankbar aufgreifen. Zwar kann nicht von grösseren Verstimmungen die Rede sein, sehr wohl aber sticheln die Camps von Ferrari und Red Bull in Interviews derzeit in die jeweils andere Richtung.

Anstoss der Geschichte war ein Interview Domenicalis mit der 'Bild am Sonntag', in dem er unter anderem Dinge wie "Vettel ist noch kein Anführer" oder "Wenn Red Bull irgendwann mal halb so viel gewonnen hat wie wir, dann müssen wir vielleicht umdenken" gesagt hat. Das lässt Horner nicht unkommentiert im Raum stehen: "Unterm Strich hat er gut reden. Jeder will gewinnen, aber letzten Endes sind es die Ergebnisse auf der Strecke, die zählen."

Nur das letzte Rennen zählt

"Wir hatten einen tollen Lauf", wird der Red-Bull-Teamchef von 'Reuters' zitiert. "Wir haben nicht die Geschichte von Ferrari, denn es gibt uns erst seit sechseinhalb Jahren, aber letzten Endes zählt das, was du auf der Strecke machst. In vielerlei Hinsicht bist du immer nur so gut wie dein letztes Rennen." Aber: "Zu sagen, dass wir die nächsten Jahre dominieren werden, wäre arrogant. Wir nehmen nichts als gegeben hin. Es gibt in der Formel 1 keine Garantien", fährt er fort. "Es existieren keine Garantien, dass wir unser Leistungsniveau halten werden, aber unsere Organisation ist jetzt schon seit einiger Zeit stabil und wir haben enorme Stärke und Tiefe im Team. Ich glaube, dass wir unseren Status nicht nur erreicht haben, weil wir das beste Auto haben, sondern auch wegen unserer Fahrer, wegen der besten Strategien, der besten Boxenstopps."

"Um solche Ergebnisse zu erreichen wie wir, musst du in allen Bereichen gut sein", weiss Horner und relativiert daher auch den vielzitierten Newey-Effekt: "Adrian hat bei McLaren fünf Jahre lang keinen Titel gewonnen, also kann er nicht das einzige Erfolgsgeheimnis gewesen sein. Was hilft dir der beste Mittelstürmer, wenn du kein Mittelfeld, keine Verteidigung und keinen Torwart hast? In der Formel 1 ist es genauso."

Domenicali versteht Aufregung nicht

Indes wundert sich Domenicali, dass seinen Red-Bull-Kollegen die in Deutschland veröffentlichten Aussagen dermassen wurmen: "Ich meine, das sind Tatsachen, aber es ist interessant, Christians Reaktion zu sehen", so der Ferrari-Teamchef, der offenbar nicht vorhat, sich zu entschuldigen. Aber: "Vielleicht will er mir irgendetwas sagen. Er kennt ja meine Telefonnummer. Ich habe nur gesagt, dass ein Anführer Erfahrung, Punkte, Weltmeisterschaften, Führungsqualitäten, ein gutes Verhältnis zu den Menschen haben muss und so weiter", argumentiert er. "Ich habe gesagt, dass das meiner Meinung nach im Moment nur auf Fernando und Michael zutrifft und dass Sebastian auf dem Weg dorthin ist. Er wird sehr bald dort ankommen, daher finde ich nicht, dass ich etwas Falsches gesagt habe."

10.9.2011