Rennkommissare wieder in der Kritik

Nico Rosberg / Lewis Hamilton:

Der Liebling und das Sorgenkind der FIA-Rennkommissare

Seit die drei FIA-Rennkommissare bei jedem Grand Prix durch einen ehemaligen Rennfahrer beraten werden, sind deren Entscheidungen in den Augen vieler Experten besser geworden, doch unfehlbar sind sie nach wie vor nicht. Auch dieses Jahr hat es wieder die eine oder andere strittige Entscheidung gegeben.

Zuletzt erst am vergangenen Wochenende in Südkorea, als Nico Rosberg im Freien Training bei schwierigen Bedingungen die Kontrolle über seinen Mercedes verlor und in den Toro Rosso von Jaime Alguersuari rutschte, der gerade aus der (von den Fahrern als zu gefährlich kritisierten) Boxenausfahrt kam. Trotzdem musste das Mercedes-Team im Zuge des Zwischenfalls 5.000 Euro Strafe (weitere 5.000 auf Bewährung) berappen.

Strafe wegen Verspätung

Allerdings wurde die Strafe nicht wegen der Kollision ausgesprochen, sondern weil Rosberg verspätet bei den Kommissaren erschien, um seine Sicht der Dinge zu schildern. Für noch weit mehr Verwunderung sorgte im Paddock aber die Tatsache, dass er für die Kollision an sich nicht bestraft wurde, weil er in der Vergangenheit kaum negativ aufgefallen ist. Einige stellen sich daher die Frage: Hätte man zum Beispiel Lewis Hamilton für die gleiche Situation bestraft? Wörtlich ist im Südkorea-Dokument 17 der FIA von "mildernden Umständen" die Rede, und zwar "wegen des Boxenausgangs, der nassen Strecke und der Telemetrie, die zeigt, dass der Fahrer des Autos mit der Startnummer acht voll auf der Bremse war, als er offensichtlich das Auto mit der Startnummer 19 gesehen hat". Außerdem verweist die Begründung der Kommissare ausdrücklich auf "Herrn Rosbergs gute Vorgeschichte während seiner Jahre in der Formel 1".

FOTA-Chef Martin Whitmarsh, dessen Fahrer Lewis Hamilton dieses Jahr Stammgast im Büro der Rennleitung ist, findet, dass es ein Problem gibt, "weil die Kommissare oftmals von Rennen zu Rennen anders entscheiden. Wie kann man auch Konstanz erwarten, wenn die Kommissare rotieren?" Aber er räumt zumindest ein: "Fairerweise muss man sagen, dass es besser geworden ist."

Permanente Rennkommissare die Lösung?

"Die Tatsache, dass nun ein Ex-Fahrer drin sitzt, ist meiner Meinung nach eine Verbesserung. Die Entscheidungen sind dadurch unabhängiger geworden, als sie vielleicht früher mal waren", lobt Whitmarsh, kritisiert aber die in ihrer Härte immer noch stark variierenden Urteile: "Unterm Strich finde ich - genau wie viele andere -, dass es Aufgabe der Kommissare sein muss, Konstanz sicherzustellen. Das wäre besser für unseren Sport."

Rosberg wundert sich, dass sein Fall überhaupt diskutiert wurde: "Die Kommissare finden, dass du zurückstecken sollst, wenn du siehst, dass jemand aus der Boxengasse kommt. Das Problem an diesem Boxenausgang ist, dass du denjenigen nicht früh genug siehst, um vom Gas zu gehen, denn wenn du ihn siehst, hast du schon den Bremspunkt erreicht und es ist zu spät", sagt er. "Das habe ich den Kommissaren erklärt und das haben sie auch verstanden."

"Sehr gut" sei dafür, dass tags darauf aus eben diesem Grund eine Warnleuchte aufgestellt wurde, die Fahrer auf der Strecke vor Kommenden aus der Boxengasse warnen sollte: "Es löst das Problem, aber es ist immer noch nicht ideal - zum Beispiel, wenn ein Fahrer im Qualifying gerade auf einer schnellen Runde ist und ein anderer aus der Box fährt. Es wäre besser, wenn die Boxenausfahrt erst nach der zweiten Kurve auf die Strecke führen würde", findet der Mercedes-Pilot.

18.10.2011