Mercedes GP 2012 mit Frontflügel-Trick?

Mit einem aggressiven Entwicklungsprogramm

will Mercedes in der Saison 2012 endlich durchstarten. Ein Projekt ist dabei der F-Schacht im Frontflügel

Man kann Mercedes nicht vorwerfen, dass die Ingenieure keine Ideen hätten. Der Mercedes MGPW02 ist ein ungewöhnliches Auto. Mit mutigen Ideen in vielen Teilbereichen: der kurze Radstand, des Konzept mit den gefalteten Kühlern und das revolutionäre Fahrwerk, das die vier Aufhängungen hydraulisch miteinander vernetzt.

Doch die Technik-Tricks haben aber bis jetzt nicht das gebracht, was die Theorie versprochen hat. Trotzdem will Teamchef Ross Brawn will an der Philosophie der aggressiven Entwicklung festhalten. "Allerdings etwas weniger extrem."

Mercedes testet Frontflügel-Trick in Suzuka

Wie auto motor und sport in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 23/2011, ab 20. Oktober im Handel) berichtet, wird eines dieser Projekte ein F-Schacht im Frontflügel. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat man das System ganz heimlich schon einmal ausprobiert. Im ersten Freitagstraining von Suzuka. Die Ingenieure nutzten das Training, um Daten zu sammeln. Im Windkanal ist die F-Schacht Problematik nur schwer darstellbar. Nur wer ganz genau hingeschaut hat, kam Mercedes auf die Schliche. Normalerweise ist das ovale Loch in der Nasenspitze des MGPW02 zugeklebt. In Suzuka war es offen. Man sah ein in der Mitte geteiltes Loch. Durch dieses wird Luft in den Frontflügel eingeleitet. Vorbild für das System ist der F-Schacht im Heckflügel, der in der Vorsaison in Mode kam.

Bessere Anströmung des Unterbodens und mehr Top-Speed

Die Luft wird dann über ein Leitungssystem durch die Frontflügelstelzen in den rechten und linken Teil des Hauptblatts geführt. Übersteigt der Staudruck ein gewisses Maß, bläst die Luft an der Unterseite des Flügels über insgesamt vier Schlitze ab. Der Fahrer muss das System also nicht wie beim F-Schacht im Vorjahr manuell aktvieren. Durch den Trick wird die Strömung unter dem Flügel Richtung Unterboden beruhigt. Und es dient dem Top-Speed. Um wie viel, darüber sind sich die Experten uneinig. McLaren-Chef Martin Whitmarsh schätzt zwischen fünf und acht km/h. Er verweist jedoch darauf, dass diese Technik schwer in den Griff zu bekommen sei. Mercedes könne also mit seinem frühen Entwicklungsbeginn das große Los gezogen haben. "Wer jetzt damit anfängt, ist schon spät dran."

Nur passiver F-Schacht am Frontflügel erlaubt

Eigentlich ist der F-Schacht verboten. Aktiv sowieso. Der Fahrer darf nicht mehr eingreifen. Auf einen passiven F-Schacht im Heckflügel, bei dem der Staudruck bestimmt, wann die Strömung abreissen soll, verzichten die Teams freiwillig. Dafür schenkte ihnen die FIA den DRS-Flügel. Es bringt deutlich mehr Top-Speed, wenn man den Heckflügel-Flap auf Knopfdruck flachstellen darf. Für den Frontflügel gibt es keine Regularien. Da ist ein passiver F-Schacht legal. Whitmarsh glaubt, dass sich nun auch andere Teams mit dieser Technologie beschäftigen werden. Das technische Reglement ist so restriktiv, dass man jedes kleine Schlupfloch nutzen muss. Mercedes fährt nicht nur personell eine aggressive Strategie. Man will auch technisch Trends setzen. 2012 sind Podestplätze Pflicht.

19.10.2011