Webber: Warum soll ich über Vettel reden?

Mark Webber

reichen die Fragen zu Teamkollege Sebastian Vettel allmählich

Mark Webber stand bisher klar im Schatten von Teamkollege Sebastian Vettel. Seit dem Zwischenfall in der Türkei vor einem Jahr hat sich die Beziehung der beiden Red-Bull-Piloten auf einem sehr nüchternen Level eingepegelt. Deshalb überrascht es auch nicht, dass Webber gegenüber 'Sport Bild' mit "Nein. Wozu? Es gibt keinen Grund dafür" auf die Frage antwortet, ob er privat mit Vettel rede.

Der Routinier begründet die Wortkargheit der beiden, die sich etwa in der Bahrain-Frage nicht abgesprochen haben, folgendermassen: "Ich bin 34 Jahre alt, lese meine Tageszeitung. Warum sollte ich ihn um seine Meinung fragen? Wir haben zu sehr vielen Dingen eine andere Meinung." Liegt es also am Altersunterschied und den daraus resultierenden Unterschieden? "Ja, es kann sein", entgegnet Webber.

Der ständige Vergleich

Die Medien vergleichen die Fahrer eines Rennstalls oft miteinander und es dauert nicht lange, bis sich der Druck auf den schwächeren durch aufeinanderfolgende Niederlagen erhöht. "Druck hast du in jedem Leistungssport, wenn du dich auf einem Toplevel bewegst", erklärt Webber sachlich und fügt an: "Trotzdem kann man sehr innige Beziehungen zu Konkurrenten haben. Es kommt immer darauf an, ob man die gleichen Interessen hat. Ich bin wirklich kein Experte in vielen Dingen, aber ich interessiere mich sehr dafür, was um mich herum passiert. Damit meine ich auch das Weltgeschehen. Wenn sich jemand nicht dafür interessiert, worüber soll ich da noch mit ihm reden?", so der sechsfache Grand-Prix-Sieger. Abgesehen von den privaten Unterschieden nagt die Dominanz des Deutschen offensichtlich stärker an Webbers Substanz, als der es zugeben will.

Der WM-Dritte von 2010 analysiert die Situation: "Sebastian macht einen grossartigen Job, das ist ein Fakt. Das ganze Team macht jetzt schon seit Jahren einen grossartigen Job. Ich fahre aber nicht zu den Rennen und denke die ganze Zeit, ich muss Sebastian Vettel schlagen. Ich fahre zu den Rennen, um das Maximale aus mir herauszuholen."

Sieg geht nur über Vettel

"Aber im Moment ist es so, dass, wenn du Seb schlägst, du die besten Chancen hast, ein Rennen zu gewinnen", erkennt der Red-Bull-Pilot. "Das heisst aber nicht, dass du die Leistungsfähigkeit der anderen unterschätzen darfst: Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Jenson Button musst du auch erstmal bezwingen. Der Teamkollege ist lediglich ein Konkurrent von vielen. Mein Tempo war aus vielen Gründen einfach nicht immer schnell genug in dieser Saison", bedauert Webber. "Nur in der Türkei hatte ich ein wirklich problemloses Wochenende. Das soll aber nicht als Entschuldigung gelten. Ich war am Rennende acht Sekunden hinter ihm. Das konnte ich gerade noch so als normal akzeptieren. Grundsätzlich war ich bisher nicht schnell genug, und das will ich wieder ändern."

"Warum auch immer: Er macht in dieser Saison einfach einen sehr guten Job. Aber er war schon die letzten zwei Jahre gut, er war schon immer ein starker Pilot", lobt Webber und gibt den neuen Reifen eine Teilschuld: "Sagen wir mal so: Der Wechsel von Bridgestone zu Pirelli war die markanteste Veränderung in dieser Saison. Ich habe jedenfalls nicht das Autofahren von heute auf morgen verlernt." Vor einer drohenden Teamorder hat Webber keine Angst und ist sich sicher: "Das wird nicht passieren." Die vielen Fragen zu seinem Teamkollegen nerven den aktuellen WM-Dritten, der vergangenes Jahr erst im letzten Rennen den WM-Titel gegen Vettel verlor und seitdem deutlich zurückliegt: "Warum müssen wir immer über Sebastian Vettel reden? Wenn ihr was über ihn wissen wollt, fragt ihn doch selbst."

16.6.2011