Hamilton: Position halten hat Priorität!

Lewis Hamilton

hatte nicht erwartet, dass er es auf den dritten Rang schafft

Nach einigen wilden Rennen möchte Lewis Hamilton in Valencia nicht den Sieg oder das Podium ins Visier nehmen, sondern nur eine Zielankunft in der Startposition.

Frage: Du hast versucht, dich am Ende des dritten Qualifying-Teils noch zu steigern. Im Vergleich zu heute Morgen, ist der dritte Rang für dich und für McLaren eine gute Leistung?


Lewis Hamilton: Definitiv. Definitiv. Wir, oder zumindest ich, hatten wirklich nicht erwartet, so weit vorne zu stehen. Nach dem dritten Training hatten wir etwas damit zu kämpfen, den Reifen zum Arbeiten zu bekommen, aber die Jungs leisteten grossartige Arbeit, indem sie einige der Daten analysierten und auf Basis dessen vor dem Qualifying eine Verbesserung vornahmen. Ich denke, dass die Runde nicht allzu schlecht war. Ich versuchte, mich auf der letzten Runde zu verbessern, aber man versucht immer, noch etwas mehr herauszuholen. Ich habe es etwas übertrieben, vermasselte es aus diesem Grund auf der letzten Runde. Ich hoffe, dass ich die Reifen für das Rennen noch geschont habe.

War das für dich heute das Maximum?

Definitiv, ja. Natürlich hätte ich noch etwas mehr aus dem Auto herausholen können, ich denke aber dennoch, dass der dritte Rang für uns heute das maximal mögliche war. Vielleicht hätte ich auf meiner letzten Runde noch eine weitere Zehntelsekunde herausholen können. Aber das hätte nicht gereicht, um vor die Red Bull zu kommen.

Gestern hast du gesagt, dass du den härteren Reifen als ziemlich schwierig zu fahren empfindest. Waren sie heute besser, ist dir der Kurs entgegengekommen?

Als wir in das Qualifying gingen, haben wir es meiner Meinung nach etwas besser geschafft, sie zum Arbeiten zu bewegen. Das Team analysierte einige der Daten, den Luftdruck, die Temperaturen, all diese Dinge, und schienen in der Lage zu sein, sie zum Arbeiten zu bekommen. Gott sei Dank, denn im Training hatten wir zu kämpfen. Bei uns gab es beinahe einen Unterschied von drei Sekunden vom härteren zum weicheren. Ich war aus diesem Grund ziemlich dankbar, dass wir in der Lage waren, im ersten Qualifying-Durchgang eine ordentliche Zeit mit ihnen zu fahren. Die weichen Reifen funktionierten ganz offensichtlich ganz gut, sie waren sehr einfach zum Arbeiten zu bekommen. Ich bin ganz glücklich mit der Geschwindigkeit, die wir auf ihnen hatten. Es ist für uns gut, im Vergleich zu den Wochenenden zuvor an diesem Wochenende vor den Ferrari zu sein. Ich denke, wir sollten in der Lage sein, von dort aus ein gutes Rennen zu haben.

Kannst du gegen Red Bull fahren?

Das ist immer die Frage, aber wir sind so nahe dran, wie wir nur sein können. Dies ist eine Strecke, auf der das Überholen notorisch schwierig ist. Seit 2008 war es immer schwierig, denjenigen zu überholen, der vorne lag. Aber wir werden sehen, was passiert. Natürlich gibt es hier ein paar mehr Boxenstopps, hoffentlich mehr als in der Vergangenheit. Wir haben gesehen, wie sich die anderen Rennen entwickelt haben, hoffentlich können wir also dennoch ein aufregendes Rennen haben. Ich hoffe, dass ich zumindest auf meiner Position ins Ziel kommen kann. Dann wäre ich schon glücklich. Aber von dieser Position aus können wir das Rennen auch gewinnen. Das hängt von der Strategie ab, und die war bei uns in den vergangenen Rennen immer ganz gut. Das hat Jenson bewiesen.

Was braucht es dazu?

Nun, es muss einfach alles passen. Man braucht einen guten Start und eine gute Strategie. Die Boxenstopps müssen auf den Punkt stimmen, du darfst im Verkehr keine Zeit verlieren und so weiter. Du musst ruhig und fokussiert bleiben. Man muss auf der Strecke wirklich alles bis an das Maximum bringen, um gegen Red Bull eine Chance zu haben. Aber wir versuchen natürlich immer, alles bis zur Perfektion treiben. Hoffentlich wird morgen ein weiterer Tag sein, an dem uns dies gelingt.

Vielleicht hilft dir Red Bull auch, indem sie einen Fehler machen?

Das hoffe ich. Aber dieses Jahr hat gezeigt, dass sie das normalerweise nicht machen. Wir werden natürlich Druck machen. Mein Ziel ist es, mindestens auf der Position ins Ziel zu kommen, von der ich starte. Ein besseres Ergebnis wäre nur noch ein Bonus. Ich hatte ein paar schwierige Rennen und harte Wochen, der dritte Rang wäre aus diesem Grund absolut fantastisch. Der dritte Startplatz ist ganz solide, jetzt muss ich nur noch etwas daraus machen.

Was wird für dich morgen wichtiger sein, nach vorne zu schauen oder nach hinten, wo der hoch motivierte Spanier Fernando Alonso fährt?

Es ist gut, dass wir vor den Ferrari stehen, das ist ein grosses Plus. Ferrari wird meiner Meinung nach wie im letzten Rennen schnell sein. Das Wichtigste wird es sein, dort ins Ziel zu kommen, wo ich mich befinde. Zu diesem Zeitpunkt der Saison wäre ich sehr glücklich darüber, dort ins Ziel zu kommen, wo ich mich im Moment befinde. Ich werde also daran arbeiten, morgen meine Position zu halten. Wir arbeiten nicht an einem Podium sondern an einer Zielankunft. Das wäre ein guter Anfang, um in den kommenden Rennen weiter nach vorne zu kommen. Wir wollen wieder in den Kampf eingreifen.

Wie schätzt du deine Geschwindigkeit im Rennen ein?

Ich denke, dass unsere Geschwindigkeit in Ordnung sein sollte. Drückt uns für morgen die Daumen.

Glaubst du, dass deine Geschwindigkeit im Rennen besser sein wird als jene im Qualifying?

Das war zuletzt der Fall, aber ob dies morgen so sein wird, weiss ich nicht. Wir sind definitiv nicht so schnell wie in Barcelona.

Die FIA versucht, durch Eingriffe ins Reglement die Hackordnung zu ändern, aber nun sieht es so aus wie immer. Was denkst du darüber?

Ja, es ist dasselbe wie immer, nur an einem anderen Tag. Ich denke, dass es dennoch ein sehr enges Rennen wird. Das kommende Rennen wird wieder anders sein. Ich hatte gedacht, dass sie im Qualifying etwas mehr verlieren würden, aber das ist nicht der Fall. Wir hatten schon im Training gesehen, dass sie hier sehr schnell und schwierig zu schlagen sind. Vielleicht sind wir ihnen heute ein bisschen näher gekommen.

25.6.2011