Coulthard: "Vettel kann wohl keiner schlagen"

David Coulthard

glaubt nicht an einen Fahrerwechsel bei McLaren-Mercedes

David Coulthard im Interview über Vettels Patzer von Montreal, die Auswirkungen des veränderten Reglements und Wechselgerüchte um Lewis Hamilton.

Frage: Wir haben vor zwei Wochen gesehen, wie sich Sebastian Vettel in Kanada einen Fehler geleistet hat. Darüber ist viel diskutiert worden, auch über die Rolle, die das Team vielleicht hätte einnehmen sollen. Hat hier 'Mr. Perfect' eine kleine Schwäche gezeigt?


David Coulthard: Alle Rennfahrer machen von Zeit zu Zeit Fehler. Der einzige Fehler, den sich Sebastian geleistet hat, war die Tatsache, dass er nicht früh genug Druck gemacht hat. Das hätte er an dem Punkt machen müssen, als Jenson Button begann, vier oder fünf Sekunden pro Runde schneller zu fahren. Irgendwann war er nicht mehr in der Situation, dass er ein beruhigendes Polster hatte. Und plötzlich blockierte er die Hinterräder. Auch ich habe mir dort genau diesen Fehler schon einmal erlaubt, war mit einem Rad auf den nassen Teil der Strecke geraten, bin dadurch von der Ideallinie abgekommen. Ja, es war ein Fehler, aber er war bei jedem Rennen dieses Jahr ganz vorne mit dabei, das ist kein schlechtes Ergebnis.

Gibt es dieses Jahr für irgendein Team ausser Red Bull noch die Chance, die Meisterschaft zu gewinnen?

Ich denke, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass irgendjemand Sebastian schlagen kann. Aber es ist natürlich nicht unmöglich. Wir befinden uns erst beim achten Rennen, mehr als die Hälfte der Saison liegt noch vor uns. Die Dinge können sich sehr schnell ändern, plötzlich kann jemand anderes seine Rolle einnehmen. Es sind noch sehr viele Rennen zu fahren. Ferrari war in den vergangenen paar Rennen schnell, McLaren ebenso. Ich bin heiss darauf zu sehen, wie dieses Wochenende ausgeht. Dies ist zwar ein Strassenkurs, aber die Strecke ist eher wie Kanada als wie Monaco. Ich denke, dass es keine ausgemachte Sache ist, dass Red Bull das Rennen gewinnt.

Wie gross wird die Auswirkung sein, welche das Verbot der Veränderung der Motoreinstellung zwischen Qualifying und Rennen hat?

Das wird sich auswirken, wird sich jedoch auf alle Teams auswirken, die vorne mitfahren. Die Jungs im hinteren Feld haben das System womöglich noch nicht optimiert, oder es vielleicht sogar gar nicht verwendet. Ich denke jedoch, dass der Unterschied nicht so gross sein wird, wie dies einige Leute wohl hoffen oder glauben. Die Realität ist, dass dies lediglich eines der Werkzeuge ist. Das Gesamtpaket bei Red Bull besteht aus der Aerodynamik, der Mechanik, dem Motor und dem Fahrer. Das ist nur eine Software, sodass es keine zwei Sekunden pro Runde ausmacht.

Ein mutiges österreichisches Magazin hat Lewis Hamilton in einen Red-Bull-Overall gesteckt. Wie gefällt dir das Bild? Könntest du dir vorstellen, dass Lewis Hamilton zu Red Bull wechselt?

In der Formel 1 ist alles möglich. Wenn sie sagen, dass man 2022 ein Rennen auf dem Mond haben wird, dann glaube ich es. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube, dass das ziemlich unwahrscheinlich ist. Was passiert ist: Fernando Alonso hat den Fahrermarkt wirklich verändert, als er bei Ferrari unterschrieben hat. Denn plötzlich haben die McLaren-Fahrer Optionen. Ich glaube nicht, dass irgendein Fahrer zu Ferrari wechselt, den Fernando Alonso dort nicht haben will. Das gleiche gilt für Sebastian Vettel. Er hat sich langfristig gebunden, warum sollte das Team also jemanden holen, den er nicht an seiner Seite haben möchte? Es ist möglich, aber ich denke, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich die Fahrerpaarung bei McLaren verändert.

25.6.2011