Buemi über Valencia: "Es wird interessanter"

Sebastien Buemi

Mit dem zehnten Platz in Kanada fuhr Sebastien Buemi bereits zum vierten Mal in dieser Saison in die Punkteränge. Beim Grossen Preis von Europa in Valencia hofft der Toro-Rosso-Pilot auf eine weitere Top-10-Platzierung. Im Interview erklärt der Schweizer, warum in dieser Saison bereits kleine Details über sechs oder sieben Startplätze entscheiden können und beschreibt die Entwicklung des ehemaligen Minardi-Teams seit seiner Anfangszeit vor drei Jahren.

Frage: Ihr habt ihr neue Teile am Auto. Was erwartest du von diesem Wochenende?

Sebastian Buemi: Bevor das Wochenende begonnen hat, ist es immer schwierig etwas zu sagen. Ich hoffe, dass wir konkurrenzfähiger und schneller als unsere Konkurrenten sein werden. Vor allem Sauber, die bislang besser als wir unterwegs waren. Hoffentlich können wir die Lücke zu ihnen schliessen. Wenn wir aber unser Niveau halten können und vor Force India und Williams bleiben könnten, wäre es auch gut. Ich hoffe, dass uns diese Aerodynamik-Veränderungen schneller machen werden und wir sie von Beginn an einsetzen können, denn wenn man neue Teile dabei hat, dauert es immer eine Weile bis wir sie richtig verstehen und das Maximum aus ihnen rausholen können. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir hier ein gutes Wochenende haben werden, denn in den vergangenen beiden Jahren konnte ich mich als Elfter qualifizieren und wir waren hier ziemlich konkurrenzfähig. Hoffentlich läuft es in diesem Jahr genauso.

Magst du Kurse, auf denen hart gebremst wird?

Ja, ich mag sie und dieser Kurs gehört dazu. Wir brauchen ein Auto, dass sehr gut auf der Bremse ist und viel Leistung hat. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet und hoffentlich zahlt es sich an diesem Wochenende aus. Es wird hier aber sehr heiss und mit den neuen Reifen gibt es noch einige Fragezeichen. Wir haben in diesem Jahr vor allem in Barcelona und Malaysia gesehen, wo es sehr heiss war, dass der Reifenverschleiß sehr hoch war und das Auto sehr wenig Haftung hatte. Die Rundenzeiten wurden ebenfalls langsamer. Es wird ziemlich interessant sein, wie das hier aussehen wird.

Im Qualifying geht es bei euch auf und ab. Manchmal schafft ihr bis ins Q3, aber manchmal seid ihr auf Position 15 oder 16. Warum ist das so?

Zu Beginn des Jahres bringen viele Teams neue Updates mit. Das kann die Form der Teams sehr schnell verändern. Wenn ein anderes Team eine Veränderung mitbringt, die zwei bis drei Zehntel bringt und du selbst keine neuen Teile dabei hast, fällst du zurück. Zwischen den acht Autos von Force India, Williams, Sauber und Toro Rosso geht es sehr eng zu. Wenn dir eine sehr gute Runde gelingt und die anderen Jungs keine gute Runde hinbekommen, schaffst du es in Q3 oder auf Platz elf. Wenn die Dinge aber nicht perfekt für dich laufen, landest du am Ende auf Platz 16. Der Abstand ist so gering und es kann schnell passieren, dass du nicht das Maximum aus dem Auto rausholst und einem anderen gelingt es, dann fällst du statt um ein oder zwei Plätze um sechs oder sieben zurück, vor allem wenn es so eng zugeht. Wir wussten, dass Force India in Kanada schon immer sehr schnell war und genauso war es auch in diesem Jahr. Wir waren glücklich, dass sie ihren Speed aus dem Qualifying nicht im Rennen zeigen konnten. Hier haben wir einen langen Kurs, weshalb es vielleicht einen grösseren Unterschied zwischen den Teams geben wird, was die Rundenzeit angeht. Wir warten ab und werden es sehen.

Kann der Fahrer hier den Unterschied ausmachen?

Natürlich kann der Fahrer bei trockenen Bedingungen den Unterschied ausmachen. Aber es wird nicht so entscheidend sein, wie wir es in Kanada im Regen gesehen haben. Ich bin dennoch ziemlich zuversichtlich, dass wir ein gutes Wochenende haben werden."

Glaubst du, dass wir hier viele Überholmanöver sehen werden, ähnlich wie in Kanada? Es gibt wieder zwei DRS-Zonen, aber neben der Ideallinie ist die Strecke ziemlich rutschig...

Ich denke, dass wir einige Überholmanöver sehen werden. Mit dem kleinen Flügel werden wir einen ordentlichen Unterschied sehen, was die Geschwindigkeit auf den Geraden angeht. Ich hoffe, dass die Geraden lang genug sein werden, damit DRS (verstellbarer Heckflügel) richtig funktionieren kann. Wenn das der Fall sein wird, gibt es mit Sicherheit viele Überholmanöver und es wird interessanter, als es bislang in Valencia war.

Du bist bereits das dritte Jahr bei Toro Rosso. Wie schätzt du das Team ein? Wo liegen die Stärken und Schwächen?

Es hat sich viel verändert. Als ich hier ankam, gab es für Toro Rosso noch die Möglichkeit mit Red Bull zusammenzuarbeiten. Wir erhielten die ganzen Zeichnungen der Fahrzeuge und sahen, dass wir nicht in der Lage sind, sie in der gleichen Zeit anzufertigen. Wir benötigten kein Designbüro, Windkanal, CFD und ähnliche Dinge. Das Team war also ziemlich klein. Als sich die Regeln änderten, mussten wir alles selbst machen. 2010 war ein sehr schwieriges Jahr, weil wir viele Leute für den Winkanal und das CFD-Rechenzentrum einstellen mussten und wir das ganze Jahr 2010 brauchten, um alles anzupassen. 2011 ist das erste Jahr, in dem wir den Winkanal und das CFD nutzen konnten. Wenn man sich unser Auto aus dem vergangenen Jahr anschaut, war der Unterschied zu 2009 nicht besonders groß. Aber wenn man sich das diesjährige Auto anschaut, war es eine grosse Veränderung. Hoffentlich bekommen wir noch einige gute Updates und bewegen uns in die richtige Richtung. Das Team ist seit meiner Anfangzeit viel grösser geworden und hat fast 300 Mitarbeiter. Dies war damals nicht der Fall, als wir mit dem Red-Bull-Team zusammenarbeiteten.

Hat diese Veränderung auch deine Arbeitsweise geändert? Hast du nun mehr oder weniger Einfluss?

Als wir mit Red Bull zusammengearbeitet haben, haben wir die Dinge von ihnen erhalten. Selbst konntest du nichts machen, denn du hast das bekommen, was Red Bull gemacht hat. Wir hatten die Wahl, ob wir es ans Auto bauen oder nicht. Aber wir hatten kein Designbüro oder ähnliches. Wir mussten das annehmen, was sie uns angeboten haben. Natürlich hatten wir nicht das gleiche Getriebe und denselben Motor, aber es war eine gute Gelegenheit und wir hatten einige ziemlich gute Ergebnisse. Nun können wir uns als Fahrer mehr einbringen als damals. Ich hoffe, dass wir auf diese Weise unser Auto weiterverbessern können.

Franz (Tost, Toro-Rosso-Teamchef) ist immer noch dabei, das Team zu vergrössern. Was weisst du über die Expansion und wie siehst du die langfristige Zukunft des Teams?

Ich denke, dass es wichtig ist, dass Red Bull weiterhin in das Team investiert. Es ist schön für die Menschen, die in der Fabrik arbeiten zu sehen, dass es nach vorwärts geht. Es ist eine wichtige Motivation für die Mitarbeiter und Mechaniker zu sehen, dass wir auf der Strecke besser werden. Die Fabrik wird immer grösser. Ich war dort vor kurzem und es sieht sehr beeindruckend aus. Wir werden immer grösser und es ist schön, das zu sehen.

23.6.2011