Whitmarsh: "Eine tolle Fahrt von Lewis"

Martin Whitmarsh

ist hochzufrieden mit dem Ergebnis auf dem Nürburgring 2011

Erst die Topleistung in der Qualifikation, dann der Rennsieg: Lewis Hamilton schlug der Konkurrenz auf dem Nürburgring ein Schnippchen und sicherte sich vor Fernando Alonso (Ferrari) und Mark Webber (Red Bull) den Rennsieg in Deutschland. Der britische Ex-Weltmeister setzte sich und seinen McLaren-Rennwagen so gut in Szene, dass Teamchef Martin Whitmarsh anschließend voll des Lobes war für seinen Fahrer. Im Interview schwärmt das McLaren-Oberhaupt vom Sieg in der Eifel.

Frage: Martin, wie beurteilst du den Großen Preis von Deutschland und den Sieg von Lewis Hamilton?

Martin Whitmarsh: Es war eine fantastische Teamleistung und eine tolle Fahrt von Lewis. Er hatte schon eine klasse Qualifikation hingelegt, doch im Rennen legte er noch einmal eine Schippe nach. Er musste von der ersten bis zur letzten Runde kämpfen und durfte sich keinen Fehler erlauben. Er machte immer weiter Druck. Eine großartige Leistung. Das Team leistete prima Arbeit, denn auch die Boxenstopps waren spitze. Unsere Taktik ging auf. Ich freue mich sehr - wunderbar!

Was war hier am Nürburgring der Schlüssel zum Sieg?

Lewis erwischte gleich einen guten Start und ging früh in Führung. Danach war es eine sehr enge Geschichte. Lewis achtete sehr auf seine Reifen. Er machte Druck, fuhr aber zugleich betont vorsichtig. Ich denke, wir legten unsere Boxenstopps jeweils zum richtigen Zeitpunkt ein. Das klappte alles perfekt und Lewis machte seine Aufgabe schlichtweg prima. Das war eine starke Leistung.

Wie mitreissend war dieses Rennen für die Leute am Kommandostand?

Wenn du vorne liegst, bist du natürlich immer ein bisschen nervös. Speziell, als der Wechsel auf die härteren Reifen anstand. Petrow fuhr dann aber grüne Zeiten (persönliche Bestzeiten; Anm. d. Red.) und da sagten wir uns: 'Jetzt ist es an der Zeit, um den Boxenstopp zu machen.' Lewis setzte das auch perfekt um. Er bekam sofort Temperatur in die Reifen und fuhr sofort die schnellsten Zeiten. Es war ein fantastisches Rennen seinerseits. Die ersten Drei und ihre Teams lieferten sich wirklich ein tolles Rennen. Es musste einfach alles passen: Der Abstand zum Vordermann, die Boxenstopps und vor allem: Die Fahrer durften sich keine Fehler erlauben. Alle standen ungeheuer unter Druck.

Hattet ihr die Sorge, Fernando Alonso könnte einen ähnlichen Longrun hinlegen wie in Silverstone?

Ja. Deshalb behielten wir ihn genau im Auge. Wir erkannten, dass seine Reifen nachließen, was so auch über den Boxenfunk deutlich wurde. Unsere größte Sorge war, ob wir die härteren Pneus rasch genug warm bekommen würden. Das war der Knackpunkt. Als wir die Zeiten von Petrow sahen, waren wir jedoch recht zuversichtlich.

Und was war mit Jenson Button los?


Er hatte in der ersten Kurve eine kleine Berührung und fiel zurück. Später trat bei ihm ein Leck im Hydrauliksystem auf. Wir haben uns diese Geschichte noch nicht näher angesehen, doch wenn du plötzlich Druckverlust hast, weißt du, dass etwas mit der Hydraulik im Argen liegt. Er konnte nicht mehr richtig schalten und deshalb holten wir ihn herein.

In Silverstone siegte Fernando Alonso, jetzt war Lewis Hamilton am Drücker. Was bedeutet das für die Gesamtwertung?

Erst einmal freuen wir uns über diesen Sieg, dann konzentrieren wir uns auf das nächste Rennen. Wir möchten wieder siegen. Wir müssen daran anknüpfen und weitere Rennen gewinnen. Alles Weitere ergibt sich dann.

Sprechen wir noch kurz über Budapest: Dort wird es vermutlich wärmere Bedingungen geben. Wäre das eine ebenso gute Ausgangslage für McLaren? Die kühlen Temperaturen schienen dem Team in die Karten zu spielen...

Ich denke, wir können nicht so viel in das Nürburgring-Ergebnis hineinlesen. Ich denke, wir wissen sehr gut, wie wir mit den Bedingungen und auch mit den Reifen umgehen müssen. Man muss aber auch sagen: Bei kälteren Verhältnissen sah es bei uns bisher recht gut aus. Es gibt aber keinen Grund, zu glauben, dass wir dort Schwierigkeiten bekommen könnten. McLaren arbeitete zuletzt sehr hart. In Mercedes haben wir einen super Motorenpartner. Es gab zuletzt sehr viele Änderungen an den Einstellungen des Motors, doch Mercedes reagierte perfekt darauf. Wir sind sehr stolz darauf, gemeinsam mit Mercedes am Nürburgring gewonnen zu haben.

24.7.2011