Vettel: "Emotionen haben im Auto nichts zu suchen"

Sebastian Vettel:

Emotionen leistet sich ein Rennfahrer erst nach der Zielflagge

Sebastian Vettel hat in dieser Saison keinen Grund, Frust zu schieben. Der deutsche Rennfahrer und sein Red Bull RB7 liegen in der Formel-1-Gesamtwertung souverän auf dem ersten Platz und nur bei drei Rennen sah Vettel die Zielflagge nicht als Erster. Wie der 24-Jährige im Gespräch mit der 'FAZ' erklärt, könne er sich Emotionen im Cockpit aber ohnehin nicht leisten - weshalb sich also aufregen?

Im Auto akzeptiere er seine Situation schlicht und ergreifend. "Wenn man in diesem Fluss drin ist, wenn man sich voll und ganz auf diesen Moment konzentriert, dann blendet man alles andere aus", sagt Vettel und stellt klar: "Emotionen haben im Auto nichts zu suchen. Man schaltet nicht ab, man atmet auch nicht durch." Es komme allerdings sehr wohl auf das jeweilige Renngeschehen an. "Entspannung oder Durchatmen gibt es nur, wenn man alleine auf der Strecke unterwegs ist, wenn der Abstand gross genug ist", meint Vettel. "Dann ist es aber die Kunst, sich nicht ablenken zu lassen und angespannt zu bleiben. Es gibt während des Rennens keine Freude, keine Genugtuung, keinen Ärger und auch keinen Frust. Es gibt eine innere Zufriedenheit", hält der Formel-1-Champion fest. "Das kann man zum Beispiel überhaupt nicht mit Fußball vergleichen, wenn einer ein famoses Tor erzielt und sofort alles aus ihm herausbricht. Bei uns gibt es kein Aus, es hält keiner zwischendurch an. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber in dem Sinne ist das Rennfahren schon sehr emotionslos", findet Vettel. "Erst wenn man über die Ziellinie fährt, fällt alles von einem ab."

Und bis dahin gilt: Platz eins ist das Ziel, wer Zweiter wird, ist erster Verlierer. "Man will alles, da ist Bescheidenheit die falsche Herangehensweise", bestätigt Vettel und merkt an: "Der dritte Platz ist nur okay, wenn er mir reicht, um die Meisterschaft zu gewinnen. Sonst habe ich aber immer das Ziel, zu gewinnen. Egal, von wo ich losfahre und wo ich zwischenzeitlich im Rennen liege. Das muss so sein." Für einen Rennfahrer sei dies keine ungewöhnliche Haltung, schließlich werde man schon frühzeitig darauf getrimmt. "In diese Rolle bin ich hineingewachsen", sagt Vettel. "Schon als ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war, wurde mir gesagt: 'Hier bekommst du das Budget, mach was draus! Wenn du gut bist, setzen wir uns für dich ein, sodass es weiter geht. Wenn nicht, kannst du es vergessen!'"

22.7.2011