Arnoux: Gilles Villeneuve war loyal

Selbst als 63-Jähriger schwärmt Rene Arnoux

noch immer sehr von Dijon 1979

In Dijon-Prenois ereignet sich 1979 eines der spektakulärsten Rennduelle in der Geschichte der Formel 1, das sogar den ersten Sieg eines Turbomotors in den Schatten stellt. Die Protagonisten: Rene Arnoux und Gilles Villeneuve, die sich unmittelbar vor der Zielankunft einen Zweikampf auf Messers Schneide liefern. Noch heute schwärmt Arnoux von diesen besonderen Augenblicken.

"Es ist eine tolle Erinnerung an meine Karriere, auch wenn ich damals nur Dritter wurde", sagt der Franzose bei 'Crash.net' und fügt erklärend hinzu: "Ich kämpfte gegen meinen besten Freund in der Formel 1. Für mich war Gilles aber kein Rennfahrer, sondern ein Akrobat der Rennstrecken. Ein solches Duell konntest du nur mit ihm haben", gibt der damalige Renault-Pilot zu Protokoll. "Wir hatten damals das gleiche Temperament, die gleiche Einstellung zum Motorsport und den gleichen Siegeswillen. So, wie die Autos damals waren, musstest du Vertrauen in den anderen Piloten haben. Bei einer Kollision wärst du nämlich sofort abgehoben", meint Arnoux. Trotzdem schenkten sich die beiden rein gar nichts: "Wir vertrauten uns gegenseitig und berührten uns gleich mehrfach. Gilles war sowohl auf als auch abseits der Strecke vertrauenswürdig und loyal. Ich mochte ihn sehr", sagt Arnoux über den 1982 tödlich verunglückten Kanadier und merkt im Hinblick auf Dijon 1979 an: "Selbst 2011 spreche ich noch jede Viertelstunde über diese Szenen. Dabei liegt dieses Duell nun schon mehr als 30 Jahre zurück." Die Faszination dieser Bilder sei aber nach wie vor ungebrochen.

"Wenn es noch immer ein Gesprächsgegenstand ist, zeigt das unterm Strich doch nur, dass es viele Leute bewegte", meint Arnoux und plaudert aus dem Formel-1-Nähkästchen: "Erst kürzlich sagte mir jemand: 'Das war ein klasse Rennen in Dijon, aber wer gewann damals eigentlich? Du oder Gilles?' Ich sagte nur: 'Weder noch, es war Jabouille!' Daran erinnern sich die Leute offenbar gar nicht mehr." Eigentlich kurios, denn Dijon 1979 markierte zu einem Meilenstein für die Formel 1. Renault-Fahrer Jean-Pierre Jabouille holte den ersten Sieg mit einem Turbomotor - und das als Franzose beim Grossen Preis von Frankreich und mit einem französischen Auto sowie den ebenfalls aus Frankreich stammenden Michelin-Reifen und Elf-Benzin. Und doch steht Dijon 1979 für Arnoux und Villeneuve...

Arnoux bedauert "neue Art von Disziplin"

Enge Duelle ziehen nicht selten noch eine Strafe für die Fahrer nach sich...

Rene Arnoux weiss, was enger Motorsport bedeutet. Der französische Rennfahrer ist den Formel-1-Fans vor allem aufgrund seines spektakulären Duells mit Gilles Villeneuve in Erinnerung geblieben, welches den Grossen Preis von Frankreich 1979 geprägt hatte. Damals lieferten sich Arnoux und Villeneuve über einige Runden hinweg einen packenden Zweikampf um die zweite Position. Die beiden Formel-1-Routiniers gingen hart, aber fair miteinander um - und versetzten das Publikum regelrecht in Ekstase, als sie die Reihenfolge hinter dem späteren Sieger Jean-Pierre Jabouille immer wieder veränderten. "Wir berührten uns in den letzten Runden so oft. Ich denke nicht, dass wir dergleichen noch einmal sehen werden", sagt Arnoux rückblickend gegenüber 'Crash.net'.

Der ehemalige Formel-1-Fahrer bedauert diesen Zustand zutiefst und schildert seine Sicht der Dinge: "Seit 30 Jahren ist so etwas nun schon nicht mehr vorgekommen. Berührungen gibt es natürlich nach wie vor, doch nach nur einer Kurve ist alles vorbei. Wenn die Jungs heute das tun würden, was wir damals veranstaltet haben, würden sie vielleicht alle im Knast landen", witzelt der 63-jährige Arnoux. Die vielen Strafen sind dem früheren Ferrari-Piloten ein Dorn im Auge: "Eine Kollision geschieht ja nicht absichtlich. Ja, man könnte es vermeiden, doch es ist schade, wenn jemand für einen einfachen Fehler bestraft wird. Hin und wieder gibt es in meinen Augen ein paar Bestrafungen, die wirklich nicht gerechtfertigt sind. Das ist nun aber das neue Gesicht dieses Sports, eine neue Art von Disziplin."

14.8.2011