Button hat Fragen über Hamilton satt

Jenson Button will nicht ständig Fragen

über Lewis Hamilton beantworten

Formel-1-Legende Niki Lauda betont regelmässig, dass Formel-1-Piloten knallharte Egoisten sein müssen. Umso schlimmer muss es für einen Rennfahrer sein, wenn er gute Leistungen bringt, aber stets über seinen Vater oder seinen Teamkollegen gefragt wird. Nico Rosberg muss damit seit seinem Einstieg in den Motorsport leben. Und auch Jenson Button ist dieses Phänomen nicht fremd.

Beim Indien-Grand-Prix platzte dem Briten der Kragen, als er die nächste Frage über Lewis Hamilton serviert bekam, schliesslich ist der McLaren-Pilot derzeit WM-Zweiter und hat immerhin zehn Podestplätze auf seinem Konto - das sind einer mehr als bei Fernando Alonso und vier mehr als bei Hamilton. "Wenn du ein Interview mit mir machen willst, über mich, dann ist das in Ordnung", wird der Weltmeister 2009 vom 'Guardian' zitiert. "Aber ich will nicht über andere Fahrer gefragt werden." Das Problem: Wenn Buttons Teamkollege auftrumpft, lautet das Gesprächsthema Hamilton, wenn er wie dieses Jahr regelmässig in Zwischenfälle verwickelt ist, heisst das Thema ebenfalls Hamilton.

Auch wenn es für ihn eine grosse Rolle spielt, seinen Teamkollege zu besiegen, sind ihm Siege laut eigenen Angaben wichtiger. "Es wäre schön, die Saison vor Lewis zu beenden", meint Button. "Wenn ich aber einen weiteren Sieg einfahren könnte, dann würde mir das so viel mehr bedeuten." Zwei Gelegenheiten hat er dazu noch in diesem Jahr: Abu Dhabi und Brasilien. "Ich habe bereits drei Siege. Brasilien ist der Kurs, auf dem ich mir grössere Siegchancen ausrechne."

Warum der zweite Platz für ihn so wichtig ist


Jenson Button hat es beinahe geschafft: Zwei Rennen vor Schluss liegt der Brite 38 Punkte vor seinem direkten Rivalen, Teamkollegen Lewis Hamilton. Das bedeutet, dass dieser in Abu Dhabi nun unbedingt Dritter werden muss, sollte der derzeitige WM-Zweite ausscheiden, wenn er sich die Minichance bewahren will, das Stallduell doch noch zu gewinnen. Aus eigener Kraft kann Hamilton längst nichts mehr ausrichten. "Wir alle wollen unseren Teamkollegen schlagen", macht Button gegenüber dem 'Daily Telegraph' keinen Hehl aus der Rivalität mit Hamilton. "Was auch immer wir sagen, es ist einfach so. Man hat das gleiche Equipment. Man muss mit seinem Teamkollegen zusammenarbeiten, sonst hat man kein schnelles Auto, um mit den Spitzenleuten zu kämpfen. Aber im Auto will man ihn natürlich schlagen und es ist eine wahre Herausforderung, Lewis zu schlagen - er ist unglaublich schnell." Als Button im Vorjahr bei McLaren debütierte, fragten sich viele, warum der Weltmeister 2009 an der Seite von "McLaren-Inventar" Hamilton seine Karriere aufs Spiel setzte - alles deutete darauf hin, dass es sich dabei um ein Himmelfahrts-Kommando handelte. "Das ist aber die Herausforderung, die ich wollte, als ich hierher kam", meint Button. "Ich wollte herausfinden, wo ich im Vergleich zu Lewis wirklich stehe. Wenn man einen so schnellen Teamkollegen hat, dann bedeutet es viel, vor ihm ins Ziel zu kommen - er ist auch ein Weltmeister, also ist er keine Niete."

Button im besserer Form als Hamilton

Allgemein sieht er sich mit Hamilton auf Augenhöhe: "In der letzten Zeit hatte ich bessere Rennen als Lewis, aber er hatte auch schon phänomenale Rennen, in denen er für mich unantastbar war. Manchmal befindet man sich zur rechten Zeit am rechten Ort - und derzeit ist das bei mir meistens der Fall." Dennoch will sich Button nicht nur an seinem Teamkollegen messen. Er ist 2011 nach wie vor voll auf Kurs, Vize-Weltmeister zu werden - dem WM-Dritten Fernando Alonso fehlen derzeit 13 Punkte. Der Grund für seine tolle Ausgangssituation ist die starke zweite Saisonhälfte: Nur bei einem der letzten sieben Rennen verpasste er das Podest - in Südkorea wurde der McLaren-Star Vierter.

Zweiter nicht erster Verlierer?

"Oft in diesem Jahr - vor allem bei den letzten Rennen - kam ich Sebastian am nächsten", weiss Button. "Es würde mit etwas bedeuten, Zweiter in der Weltmeisterschaft zu werden. Es wäre eine Bestätigung, dass ich nicht nur Lewis geschlagen habe, sondern auch einen Red Bull und Fernando in einem Ferrari. Damit hätte ich drei Weltmeister geschlagen - nur Vettel hätte mich in einem besseren Auto besiegt." 2010 hatte man Button vorschnell den Grundspeed abgesprochen, um gegen Hamilton etwas ausrichten zu können, doch der Brite weiss genau, warum er damals noch nicht auf Augenhöhe mit seinem Teamkollegen war: "Es ist so wichtig, zwei Jahre mit dem Team zu haben, damit sie das Auto um dich herum bauen können." Nun wetzt er bereits die Messer für 2012 - dann will er auch einen Hamilton in Topform besiegen: "Ich werde mir Bereiche ansehen, wo ich schwach war und wo ich mich verbessern muss - das Qualifying zum Beispiel. Das macht es mir am Sonntag schwerer. Ich werde aber nicht der einzige im Team sein, der um die Weltmeisterschaft kämpft. Lewis wird nächstes Jahr definitiv wieder da sein, kein Zweifel. Wir werden gute Kämpfe haben. Ihr werdet also zwei Briten sehen, die um die Weltmeisterschaft kämpfen."

3.11.2011