Bourdais: Die Vettel-Ära beginnt erst...

Sebastien Bourdais verzweifelte bei Toro Rosso

am jungen Teamkollegen Vettel

Sebastien Bourdais kam zur Saison 2008 mit vier ChampCar-Titeln in Folge im Rücken mit breiter Brust in die Formel 1. Im Toro-Rosso-Team bekam der Franzose allerdings nie wirklich ein Bein auf den Boden und wurde nach eineinhalb Jahren, in denen zwei siebte Plätze seine Highlights waren, durch Jaime Alguersuari ersetzt.

Teamkollege von Bourdais in dessen Premierensaison 2008 in der Königsklasse war ein gewisser Sebastian Vettel. Mit einigen Jahren Abstand erinnert sich Bourdais an die Saison an der Seite des heutigen zweimaligen Weltmeisters. "Im ersten Saisondrittel waren wir noch gleich stark. Dann haben wir ein neues Auto bekommen und mit dem ist er mir davongeflogen", wird der Franzose zitiert. "Gerade bei Toro Rosso hatten wir keine Kapazitäten, das Auto speziell für den einen oder anderen Fahrer zu entwickeln. Sebastian kam trotzdem instinktiv mit dem Auto klar", hält der heute 32-Jährige fest und erklärt eine der grossen Stärken Vettels: "Sebastian kann um Probleme einfach herumfahren, ist extrem schnell mit Autos, die schwer zu beherrschen sind. Er hat eine aussergewöhnliche Fahrzeugkontrolle. Und wenn das Auto oder die Bedingungen kompliziert werden, sticht er hervor." Der damals 21-Jährige Vettel konnte in Monza im unterlegenen STR3 die versammelte Formel-1-Konkurrenz in die Schranken weisen und sich seinen ersten Grand-Prix-Sieg gutschreiben lasen.

Rückblickend erkennt Bourdais noch einen weiteren Aspekt, warum Vettel gegenüber ihm selbst im Team die Oberhand gewonnen hat. "Wir beide hatten Probleme mit unserer Crew, weil die Mechaniker kaum Englisch sprachen", erinnert sich der Franzose und gesteht: "Für mich war das umso schlimmer, weil ich zu Hause schon Familie hatte und meine wenige Freizeit nicht mit Italienisch lernen verschwenden wollte. Sebastian hat da mehr Zeit und Energie investiert und konnte deshalb besser mit dem Team kommunizieren." Die beiden in den Jahren 2010 und 2011 eingefahrenen WM-Titel Vettels seien laut Bourdais erst der Anfang. "Wenn die Leute damals bei Schumachers Dominanz schon gestöhnt haben, sage ich: Die Vettel-Ära wird noch schlimmer", befürchtet der Mann aus Le Mans, der inzwischen in der Langstrecken-Szene bei Peugeot eine neue Heimat gefunden hat. Zudem bestritt Bourdais in der abgelaufenen Saison sämtliche Strassenkurs-Rennen der IndyCar-Serie und plant, dort auch im Jahr 2012 an den Start zu gehen.

7.11.2011