Ganz in Weiss - Heiraten im Excalibur


Wenn sich vor der Jesuitenkirche in Luzern an einem strahlend schönen Sommer-Samstag die Leute in Scharen um einen weissen Excalibur drängen, ist vor allem Neugierde angesagt. Die fernöstlichen Touristen - und auch das einheimische Publikum - holen ihre Cybershot-Kameras hervor und knippsen drauflos, was die Speicherkarte hergibt.


Anfänglich gelten die begehrlichen Blicke nur der einmaligen Limousine, die ganz in Weiss mit einem Blumenstrauss vor der Jesuitenkirche vor sich hin glänzt. Manch einer (und auch manch eine) drückt die Nasenspitze an die Fenster der aussergewöhnlichen Luxuslimousine, um einen intimen Blick ins Innere zu erhaschen. Und in der Tat hat der EXCALIBUR PHAETON SERIE IV SEDAN, Modell 1988, von dem gerade mal 93 Stück gebaut wurden, mit seiner Lederpracht und der üppigen Ausstattung einiges zu bieten.

Doch nun, entzückt ob der blechernen Schönheit, wartet Mann und Frau gespannt auf das Brautpaar. «Wie sieht sie wohl aus?», fragt eine ältere Passantin flüsternd ihren Mann. Die Frage der Dame wurde kurz darauf beantwortet, als das Brautpaar gemessenen Schrittes aus der Kirche kam. Ein Raunen ging durch's Publikum. «Wow, die Braut sieht aber toll aus; die hätt' ich auch genommen...» meinte anerkennend ein jüngerer Herr neben mir. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und während das Brautpaar sich an der Seitenmauer der Jesuitenkirche fürs Hochzeitsalbum fotografieren liess, kam ein Trupp jüngerer Männer in blauen T-Shirts und einem dekorierten Karren - dem Poltermobil - daher: Poltersamstag für einen weiteren Heiratskandidaten, der begierig auf die weisse Limousine schaute. Dem jungen Mann kann geholfen werden. Sollte er sich für den wunderbaren Excalibur oder eine andere Luxuslimousine für sein eigenes Hochzeitsfest interessieren, bietet ihm die «Swiss-Limousinen-Service GmbH» aus Merlischachen alles, aber auch wirklich alles, was sein fiebriges Herz begehrt. Inklusive adäquatem Chauffeur! Und das erst noch zu kulanten Preisen.

Ich aber machte mich auf den Weg, um mir im Bahnhof-Migros ein kühlendes M-Budget-Getränk zu holen. Da sah ich sie: die Wunderbare, die Holde, die Begehrenswerteste aller Frauen an den Kassen dieser Welt, wie sie fleissig die Cumulus-Karten mit dem Scanner einlas und trotz aller Hektik stets freundlich blieb und auch die seltsamsten Wünsche mit einem charmanten Lächeln quittierte**. Ob ich ihr demnächst mal einen Heiratsantrag machen soll? Ganz in Weiss mit einem Blumenstrauss? Und dem Excalibur? Give me Five, Baby!

Fotos & Text: Robert de Niro

** Einfach so, mal als Frage nebenbei: Wie würden Sie reagieren? Angenommen, Ihr Laden ist zum Bersten voll, die Schlange an der Kasse wird immer länger, die wartenden Kundinen und Kunden immer ungeduldiger, und in all dieser Hektik kommt ein Junge mit Migrations-Hintergrund und einem M-Budget-Energizer-Getränk für 95 Rappen und fragt Sie mit dem charmantesten Grinsen im Gesicht, ob er den Energizer mit der Kreditkarte bezahlen könne? Er konnte! Sie denken jetzt sicher, das sei ein Witz. Nein, ist es nicht; so geschehen an der Kasse vom «Express MIGROS» im Bahnhof Luzern. Am Samstag, 20. August 2011. Frei nach dem MIGROS-Motto «Kik» - «Kunde ist König». Das sind die wahren Geschichten, die das Leben schreibt. Nina Fargahi würde darüber in der NZZ einen mindest 3-seitigen Blog-Kommentar unter dem Titel «Integriert dank Kreditkarte» verfassen. Und dafür vermutlich sogar für den Literatur-Nobelpreis nominiert.


21.8.2011