Hembery: "Wahrscheinlich gibt es drei Stopps"

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery

hat das Qualifying gespannt verfolgt

Auf dem Hungaroring wird mit den weichsten Reifenmischungen von Pirelli gefahren. Logischerweise wurden die schnellsten Rundenzeiten in der Qualifikation mit der superweichen Option - die mit der roten Farbmarkierung versehen ist - erzielt. Im Fahrerlager war zu hören, dass die meisten Teams im Rennen auf zwei bis drei Stopps setzen werden. Die Tendenz liegt aber ganz klar bei drei Boxenstopps.

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery schätzt, dass vier Stopps eher die Ausnahme sein werden. Lewis Hamilton (McLaren) sagte bereits am Freitag, dass er zu der superweichen Mischung für das Rennen tendiert, weil sie klar schneller sind. In Q2 sparte sich der Brite einen frischen Satz auf. Dagegen ist Pole-Setter Sebastian Vettel (Red Bull) bereits alle seine Reifensätze angefahren.

Frage: Was sagst du zum Qualifying?

Paul Hembery: Es war aufregend. Wir haben gesehen, dass sich Lewis einen Satz der superweichen Reifen aufgespart hat. Er will sie im Rennen anders einsetzen, als die Konkurrenz. Im Freien Training haben wir gesehen, dass der Unterschied zwischen den beiden Mischungen ungefähr acht Zehntelsekunden beträgt. Das Wetter wird eine grosse Rolle spielen. Es ist zehn Grad kühler als normalerweise hier. Wahrscheinlich wird es Dreistoppstrategien geben.

Glaubst du, könnten wir auch vier Stopps sehen?

Vielleicht. Wir haben im GP2-Rennen gesehen, dass es trotz der langen Geraden nicht einfach ist zu überholen. Es ist nicht so leicht, wie man denkt.

Gut, aber die GP2 hat kein DRS und auch kein KERS.

Das stimmt schon, aber man bekommt eine Vorstellung davon, wie es mit Überholmöglichkeiten aussieht. Bei vier Stopps riskiert man, dass man im Verkehr hängen bleibt. Einige Teams werden vielleicht ihre Strategie nach dem ersten Stopp anpassen.

Einige Fahrer haben gemeint, dass sie komplett andere Gripverhältnisse haben, je nachdem, wo sie sich gerade auf der Strecke befinden. Hast du das in euren Daten auch gesehen?

Ja das haben wir. Manchmal untersteuern die Autos, aber in anderen Streckenabschnitten herrscht Übersteuern. Daran hat wahrscheinlich Vettel am Freitag gearbeitet. Er war bis halb zehn am Abend an der Strecke, um zu verstehen, wie er die beste Balance über die gesamte Runde erreicht. Anhand seiner Zeiten haben sie das auch geschafft.

Ist das wechselnde Fahrverhalten auf beiden Mischungen der Fall?

Ja.

Bevor ihr vor Silverstone eure Reifenwahl für die kommenden Rennen festgelegt habt, gab es von Ferrari Bedenken gegen die harten Mischungen. Jetzt sind sie mit den weichsten Mischungen Vierter und Fünfter. Was sagst du dazu?

Darauf habe ich keine Antwort. Einige Fahrer haben die harte Mischung genossen. Lewis hat gestern in der Fahrerbesprechung gemeint, dass er keine Probleme damit hatte. Es hängt von den Teams ab. Wir müssen die Entscheidung für uns treffen. Wenn es in Ungarn 40 Grad hätte, würden sich alle über die weiche Mischung Sorgen machen. In Silverstone war es kalt, aber bei wärmeren Temperaturen wäre man dort mit der mittleren Mischung sehr glücklich gewesen. Wir müssen an uns denken, denn wären die Temperaturen extrem, dann würden wir die Kritik einstecken.

Wird der Reifentest kommende Woche stattfinden?

Ja. Wir arbeiten intensiv an der Konstruktion der Hinterreifen. Die Schulter der Reifen wird nicht so belastet, wie sie belastet werden sollte. Wir wissen das von Tag eins, aber aufgrund des großen Drucks zu Saisonbeginn konnten wir es nicht richtig stellen, weil die Teams ihre Simulationen und so weiter mit diesen Reifen gemacht haben. Jetzt können wir es richtig machen. Prinzipiell wird die Auflagefläche grösser. Damit steigt auch die Traktion. Die Entwicklung für die laufende Saison ist abgeschlossen. Wahrscheinlich werden wir die neue Reifengeneration beim Young-Driver-Test in Abu Dhabi zum ersten Mal einsetzen.

31.7.2011