Bilderstrecke zum GP von Ungarn 2011

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Seit 1986 gibt es den Grand Prix von Ungarn in Budapest. In dieser gesamten Zeit hatte es vor dem heutigen Tage nur ein einziges Regenrennen geben: 2006. Wer gewann damals? Jenson Button. Es war sein erster Grand-Prix-Erfolg. Im zweiten Regenrennen (mit 87 Boxenstopps!) der Hungaroring-Geschichte stand der Brite wieder ganz oben auf dem Podest - ausgerechnet bei seinem 200. Formel-1-Start.

Schon in der Startaufstellung hatte Button ein Grinsen im Gesicht gehabt. Bei nasser Strecke und grauen Wolken am Himmel rechnete er sich für den letzten Grand Prix vor der Sommerpause gute Chancen aus. Aber auch sein Teamkollege Lewis Hamilton war bester Dinge. Der Champion von 2008 hatte von Startplatz zwei viel vor, konnte dies über weite Strecken auch umsetzen. Beim Start auf Intermediates konnte sich Sebastian Vettel von der Pole-Position zunächst locker vorne halten. Spass hatte der Weltmeister bei diesen anfänglichen Bedingungen aber nicht. "Im ersten Stint auf den Intermediates war es schwierig", sagt er nach Platz zwei am Ende. "In Kurve zwei habe ich etwas nach außen gehen müssen. Da war die Führung futsch." Hamilton schnappte sich die Spitze, zog fortan locker weg. Der Brite eilte in Siebenmeilen-Stiefeln davon, liess der Konkurrenz keine Chance. Auch bei abgetrockneter Strecke auf Slicks war Hamilton zunächst allein auf weiter Flur. Dahinter hatte sich Button an Vettel vorbeigeschoben, aber der Jubilar konnte vorerst nicht auf seinen Teamkollegen aufschliessen.

Hamilton kann Dominanz nicht umsetzen

Von hinten kam vielmehr Vettel noch einmal heran. "Auf den superweichen Reifen fühlte es sich ganz gut an. Es war aber zu wenig Gummi auf der Bahn. Ich konnte nochmal an die McLarens herankommen, aber dann gab es wieder Nässe", schildert Vettel. Bei erneut einsetzendem Regen machte nicht nur Mark Webber einen folgenschweren Fehler, sondern auch Hamilton. Der Brite drehte sich, wendete schnell, aber gefährlich. Paul di Resta musste wild über den Rasenstreifen ausweichen, schaffte es gerade noch am McLaren vorbei. Für diese Aktion bekam Hamilton eine Durchfahrtsstrafe. Als der Regen kurzzeitig stärker wurde, wechselten Webber und Hamilton auf Intermediates - ein grober Fehler. Die Slicks ließen immer noch schnelle Runden zu, der Regen hörte wieder auf.

Hamilton und Webber kämpften sich letztlich im Doppelpack auf den Plätzen vier und fünf ins Ziel, für beide eigentlich zu wenig. Vorne hatte Button fortan leichtes Spiel. Auf schnelle Runden von Vettel konnte der Brite jederzeit reagieren und souverän seinen zweiten Saisonsieg einfahren. "2006 und nun hier wieder bei solchen Bedingungen - großartig", jubelt er. "Ein toller Start in die Sommerpause."

"Der zweite Platz war ganz gut, auch wenn der Sieg heute in Reichweite war", fasst Vettel am Ende zusammen. Doch der Deutsche war eigentlich der Glückliche. Durch den zweiten Platz hinter Button konnte er seine Gesamtführung sogar noch weiter ausbauen. "Ein superlanges Rennen unter diesen Bedingungen. In den ersten 30 Runden hing ich hinter den Mercedes und hinter Mark Webber - das war einfach zu viel", fasst Alonso nach Rang drei zusammen.

Ferrari im Nassen zu langsam

Für Ferrari war es die optimale Ausbeute in einem völlig verkorksten Rennen. Alonso und Felipe Massa waren gleich beim Start hinter Webber und beide Mercedes zurückgefallen. Der Brasilianer leistete sich früh einen Dreher, demolierte dabei seinen Heckflügel. Er holte schließlich als Sechster noch gute Punkte. Alonso wäre um ein Haar ein Opfer seiner mutigen Taktik geworden.

Auf abgetrockneter Strecke entschied sich Alonso zu einem frühen Stopp, legte mit den superweichen Pneus einen Zwischensprint ein. Das Problem: Er musste somit einmal mehr stoppen als die Konkurrenz. Nur der Taktikfehler bei Hamilton und Webber konnte ihn wieder auf das Podest spülen. Bei feuchten Bedingungen waren die Roten grundsätzlich nicht schnell genug.

"Es war eine Lotterie, alles hätte passieren können. Mit Platz zwei sind wir zufrieden", meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen. Der Brite kann zumindest Vettels Leistung als Erfolg verbuchen, bei Webber hingegen ging vieles schief. "Mark wollte Intermediates haben, wir haben sie ihm gegeben. Aber es stellte sich als falsch heraus", sagt Horner und schiebt dem Piloten somit die Schuld in die Schuhe.

Eine grosse Pleite erlebte Mercedes - dabei hatte alles so gut angefangen. Das Gewusel bem Start konnten Nico Rosberg und Michael Schumacher perfekt ausnutzen, sich sofort an den Ferraris vorbei auf die Plätze vier und fünf schieben. Doch anschließend kämpften die Silberpfeile mit stumpfen Waffen. Nico Rosberg schleppte sich letztlich als Neunter noch in die Punkte.

Ausfälle für Schumacher und Heidfeld

Für Michael Schumacher war das Rennen schon nach 26 Runden wegen eines Getriebeschadens beendet. Auch Nick Heidfeld kam nicht ins Ziel. Der Renault-Pilot sorgte sogar für die spektakulärste Szene: Nach einem Boxenstopp in der 23. Runde entstand am R31 ein Feuer im Seitenkasten, bei der Ausfahrt folgte eine regelrechte kleine Explosion. Heidfeld hüpfte unverletzt aus dem Wagen. "Noch heftiger als in Barcelona", berichtet der Deutsche.

Ausser Heidfeld und Schumacher konnten auch die beiden Lotus-Piloten Heikki Kovalainen und Jarno Trulli den Grand Prix nicht beenden. Deutlich besser lief es hingegen bei anderen Piloten. Paul di Resta hatte sich konsequent nach vorne gearbeitet und einen sensationell starken siebten Rang eingefahren, Sebastien Buemi schoss sich von Startplatz 21 auf Platz acht, sein Teamkollege Jaime Alguersuari holte als Zehnter einen Punkt. Beim Blick auf das Ergebnis von Paul di Resta dürften dessen Force-India-Kollegen Adrian Sutil die Tränen kommen. Der Deutsche hatte sich mit Startplatz acht eine gute Ausgangsbasis geschaffen, diese aber schnell verloren. Schon in der ersten Runde fiel er nach einem Gerangel weit zurück, schaffte es nur auf Platz 14. Timo Glock fuhr in einem soliden Rennen auf den 17. Rang.

In der Gesamtwertung hat Sebastian Vettel nach seinem heutigen zweiten Rang nun 234 Zähler. Der Abstand zu den Konkurrenten Mark Webber (149), Lewis Hamilton (146) und Fernando Alonso (145) ist weiter angewachsen. Ungarn-Sieger Jenson Button liegt mit 134 Punkten auf Platz fünf. Felipe Massa (70), Nico Rosberg (48) und Nick Heidfeld (34) haben nur noch theoretische WM-Chancen. Alle anderen sind aus dem Titelrennen raus.

1.8.2011