Vorschau auf den GP von Indien


Der erste Formel-1-Grand Prix von Indien in der kommenden Woche ist der fünfte neue Gastgeber im Kalender der Königsklasse in den vergangenen vier Jahren. Nach den ersten Auftritten der Formel 1 in Valencia und Singapur im Jahr 2008, in Abu Dhabi 2009 und dem Lauf in Korea im vergangenen Jahr, setzt die Formel 1 mit dem ersten Rennen in Indien ihre Ausdehnung nach Asien weiter fort.

Am 30. Oktober 2011 ist es soweit: Der Grosse Preis von Indien feiert Premiere - und das Rennen verspricht ein Spektakel der Superlative zu werden. Entworfen und gebaut hat den neuen 5,141 Kilometer langen Buddh International Circuit wieder einmal der renommierte deutsche Strecken-Architekt Hermann Tilke. Ex-HRT-Pilot Karun Chandhok ist begeistert von Indiens erster Formel-1-Strecke. "Durch die Höhenunterschiede ist eine echte Herausforderung für die Fahrer garantiert", schwärmt der indische Rennfahrer. Der Kurs in Greater Noida, der etwa 50 km von der Hauptstadt New Delhi liegt, besteht aus 16 langsamen und mittelschnellen Kurven sowie drei schnellen Geraden und bietet Platz für rund 150.000 Motorsport-Fans. Ab 2012 sollen auf dem Kurs nicht nur Formel-1-Rennen, sondern auch MotoGP-Events ausgetragen werden. "Die Anlage wird die einzige in Indien sein, die dazu in der Lage ist, Veranstaltungen aller großen Motorsportserien auszutragen", freut sich Chandhok.
Auf der neuen Strecke, die die Piloten erstmals im ersten freien Training am Freitag morgen unter die Räder nehmen werden, wird das in diesem Jahr eingeführte DR-System den Berechnungen zufolge in den Trainingsläufen auf etwa 62 Prozent einer Runde im Einsatz sein. Dies entspricht einer Distanz von 3.200 Metern und damit einer ähnlichen Länge wie zuvor im belgischen Spa-Francorchamps.

Schumacher will gutes Ergebnis für das Team erzielen

Mercedes GP-Pilot Michael Schumacher, der zuvor noch nie in Indien war, freut sich auf das Land und die neue Strecke. "Indien ist, wie mir viele Leute mit auf den Weg gaben, ein faszinierendes Land. Ich freue mich darauf, die neue Kultur kennenzulernen und die Strecke zum ersten Mal zu sehen", blickt der Rekordweltmeister aus Manheim voraus. Schumacher, der im Laufe seiner langen Karriere immer wieder gerne auf neuen Strecken unterwegs war, glaubt, dass der gesamte Formel-1-Zirkus beeindruckt von der neuen Strecke vor den Toren der Millionenstadt Neu Dehli sein wird. Der 42-jährige Rekordweltmeister konnte sich in der Vergangenheit immer sehr schnell auf neue Strecken und Begebenheit einstellen und hofft die neuen Fans in Indien mit guten Leistungen auf der Strecke unterhalten zu können. "Das Ergebnis des vergangenen Rennens in Korea war ein wenig unglücklich für uns. Deswegen bin ich nun besonders motiviert, am kommenden Wochenende einige Punkte herauszufahren und auf diese Weise das Team für die gute Arbeit der letzten Wochen zu belohnen", sagt Schumacher. Schumachers Teamkollege Nico Rosberg war bislang ebenfalls noch nie in Indien. Auch der gebürtige Wiesbadener blickt seinem ersten Besuch freudig entgegen. Rosberg freut sich auch darauf, die indische Kultur näher kennenzulernen. Der 26-jährige Sohn des Ex-Weltmeisters Keke Rosberg plant, mehrere Tage in Indien zu verbringen und ein wenig Sightseeing zu betreiben. Dabei ist auch ein Besuch am indischen Wahrzeichen dem Taj Mahal fest eingeplant.

Rosberg sieht grosse Herausforderung

Wie Kollege Schumacher ist auch Nico Rosberg gerne auf neuen Strecken unterwegs. "Ich tendiere dazu, neue Strecken schnell zu lernen. Es wird aber auch interessant sein, ein passendes Set-Up für das Auto herauszuarbeiten, da es einige Unbekannten gibt", sagt Rosberg. Trotz der Unbekannten hofft der 105-fache Grand Prix-Teilnehmer darauf, wie beim letzten Lauf in Korea, erneut gegen die besten sechs zu kämpfen und "dieses Mal hoffentlich auch bis zum Ende des Rennens vor einem der sechs zu liegen." Mercedes GP-Teamchef Ross Brawn sieht den Ausflug nach Indien als Abenteuer. "Wir alle freuen uns auf das Land und darauf, den Buddh International Circuit kennzulernen", sagt der Brite. Brawn weiss um die unglaublichen Anstrengungen, die in Indien auf sich genommen worden sind, um die Austragung des ersten Rennens im Land zu ermöglichen. Die Tatsache, dass die Formel 1 nun auch in Indien gastiert, unterstützt der 56-jährige. "Im Land mit der zweitgrössten Bevölkerung anzutreten, kann für die Formel 1 nur gut sein, schliesslich vergrössert sich durch die Expansion nach Indien auch die Zahl der Formel-1-Fans. Und das Interesse der Leute an der Formel 1 wächst täglich", weiss Brawn.

Simulationen nicht alles

Mit Simulationen hat sich das Team von Mercedes GP natürlich bereits auf den Indien Grand Prix vorbereitet. Brawn weiss deswegen, dass das Layout der Strecke eine interessante Herausforderung darstellen wird. Dennoch ist nichts mit dem ersten Eindruck der Fahrer nach den ersten gefahrenen Runden vor Ort zu vergleichen, erklärt der Brillenträger aus England. Brawn hofft darauf, "bei drei noch ausstehenden Rennen, die Saison mit einem Hoch zu beenden. Deswegen wird hart daran gearbeitet, möglichst viele Punkte aus jedem noch ausstehenden Rennen zu erzielen." Norbert Haug, der Vize-Präsident von Mercedes-Benz Motorsport, "ist erfreut und stolz darauf, als Teil des Formel-1-Zirkusses Indien und den ersten Grand Prix im Land auf dem Buddh International Circuit zu besuchen." Haug weiss um die grossartige Kultur Indiens, "die auf der ganzen Welt bewundert und respektiert wird." Norbert Haug sieht Indien mit seinen mehr als eine Milliarde Einwohnern zudem als das Land der Zukunft an. Indien besitzt "eine dynamische, wachsende Wirtschaft und damit für Mercedes-Benz auch einen schnell wachsenden Automobilmarkt", spielt Haug auf die Möglichkeiten für den Premiumhersteller aus Stuttgart an.

Indien ein wichtiger Markt für Mercedes-Benz

In Bezug auf die Strecke erwartet der 58-jährige ehemalige Journalist, dass auch in Indien die für die Formel 1 gewohnten Standards vorzufinden sein werden. "Die Strecke wird eine grosse Herausforderung für die Autos darstellen. Es gibt eine grosse Anzahl an schnellen aber auch viele langsame Kurven, von langen Geraden ganz zu schweigen", weiss der Motorsportchef von Mercedes-Benz. Deshalb wird es auch in Indien schwer sein, einen Kompromiss aus hohem Abtrieb und einer möglichst hohen Endgeschwindigkeit in der Fahrzeugabstimmung auszuarbeiten. "Auf der anderen Seite fangen immer alle Teams bei Null an, was für unser Team eine gute Möglichkeit bietet, eine besonders gute Arbeit abzuliefern", sagt Haug. Dass Mercedes GP grosses Potential besitzt wäre in den ersten Runden des vergangenen Rennens in Korea offensichtlich gewesen, auch wenn es letztlich nicht zu einem guten Ergebnis geführt hat, meint Norbert Haug. "Wir arbeiten hart daran, auf diesem Potential in Korea aufzubauen. Ausserdem wird unser Team weiter alles dafür tun, in den letzten noch ausstehenden Rennen in diesem Jahr das Maximum aus dem technischen Paket herauszuholen", macht Norbert Haug Hoffnung auf einen guten Saisonabschluss. Dabei helfen kann sicherlich das neue Benzin, das der Lieferant Petronas für Mercedes GP in Indien zur Verfügung stellt. Das Benzin ist darauf ausgelegt, bei hohen Umgebungstemperaturen eine noch bessere Leistung zu erzielen, als dies bisher möglich gewesen ist.