Rennkommissare: Gnade mit Schumacher

Michael Schumacher

lag bei der Kollision relativ weit hinter Witali Petrow

Mit einer Runde Rückstand wurde Michael Schumacher heute ohnehin nur 17. (übrigens die schlechteste Zielankunft seiner 275 Rennen umfassenden Karriere), aber für den siebenfachen Weltmeister hätte es beim Grand Prix von Europa sogar noch dicker kommen können. Doch zumindest die Rennkommissare waren ihm heute gnädig gesinnt.

Die drei FIA-Offiziellen (darunter übrigens auch der Ex-Freund von Schumachers heutiger Ehefrau Corinna, Heinz-Harald Frentzen) hätten den Mercedes-Piloten für zwei Vergehen innerhalb von wenigen Sekunden unter Umständen gleich zweimal bestrafen können, liessen aber in beiden Fällen Gnade vor Recht ergehen. Betroffen war der Beginn der 15. Runde unmittelbar nach dem ersten Boxenstopp Schumachers.

Grenzwertige Entscheidung

Denn beim Herausfahren fightete Schumacher gegen Witali Petrow um seine Position auf der Strecke, wollte daher womöglich keine Zeit verschenken und rutschte mit dem linken Vorderrad leicht über die weisse Linie. Das zieht normalerweise eine Durchfahrstrafe nach sich. Allerdings handelte es sich diesmal um eine grenzwertige Entscheidung, weil das Rad nicht mit vollem Umfang über der Linie war - und offensichtlich keine Absicht dahintersteckte.

"Das habe ich gar nicht bemerkt", zeigt sich Schumacher überrascht. "Ich bin etwas herangefahren, aber bin ich wirklich drübergefahren? Es war sicherlich nicht beabsichtigt. Das Auto war sehr unruhig und mir ist das Heck ausgebrochen. Dabei kann es sein, dass ich mit dem Hinterrad ein bisschen über die Linie gerutscht bin. Das macht jetzt aber auch keinen Unterschied. Vielleicht verliere ich halt noch eine Position."

"Dann verlieren wir Platz 17", macht sich Mercedes-Sportchef Norbert Haug über die Aufregung wegen des vermeintlich ungeahndeten Regelverstosses lustig und winkt ab: "Ich glaube, das ist so ziemlich das Unwesentlichste bei dem Ergebnis. Wäre er weiter vorne gewesen, hätte es vielleicht eine Diskussion gegeben, aber für mich war er selbstverständlich noch drauf." Das sieht übrigens auch Force-India-Testfahrer Nico Hülkenberg so.

Frontflügel an Petrow abrasiert

Wenige Sekunden nach diesem Zwischenfall kam es in Kurve zwei zum Bremsduell zwischen Schumacher (innen) und Petrow (aussen). Schumacher lag weiter hinten, gab nicht nach und konnte den Zusammenstoß nicht mehr vermeiden, Petrow hätte ihm aber auch mehr Platz lassen können - und wenn sich zwei streiten, kracht es eben in der Formel 1. Die Rennkommissare schauten sich die Situation jedenfalls genau an. Ihr Urteil: normaler Rennunfall, keine Strafe. Dabei hat Schumacher kein Problem damit, die Schuld für den Crash auf sich zu nehmen: "Das war natürlich meine Dummheit. Der Unfall geht auf meine Kappe", gibt er zu. Doch auch wenn ihm eine Strafe durch die Rennkommissare erspart blieb, war er genug gestraft, denn beim Aufprall wurde sein Frontflügel locker, sodass er eine Runde später gleich wieder an die Box kommen musste...

27.6.2011